Innovativ sollen sie sein, marktgerecht und offen für neue Ideen: Das dachte sich auch ein Landwirt aus dem Aargauer Freiamt, als er seine Kühe verkaufte und dort im Stall eine Zanderzuchtanlage installieren wollte. Einheimischen Fisch gibt es im Gegensatz zu Milch oder Fleisch bekanntlich viel zu wenig, der Absatz des Edelfisches Zander sollte da also nur eine Formsache sein. Doch von den Bürokraten gab es ein Njet: Denn Fische seien gemäss Gesetz keine Nutztiere und dürften deshalb nicht in der Landwirtschaftszone gehalten werden. Freilich lässt der Kantönligeist auch hier einigen Spielraum, nicht aber im Aargau. Fischzüchter ist der Landwirt trotzdem geworden: Die Zander wachsen nun in runden Becken in einer zonenkonformen Tiefgarage heran. Das hört sich seltsam an. Das sei kein Problem, weil die Zander die Dunkelheit und Wärme mögen, heisst es. Kann ja sein. Trotzdem dürfte sich der eine oder andere Zander schnell die Nase anstossen am Beckenrand. Wasser fliesst hier also nicht nur durch die Becken sondern vermutlich auch auf die Mühlen der Tierschützer. Folgt auf die Spaltenboden- bald die Fischbeckendiskussion? Zudem zählt der Zander zur Familie der Echten Barsche. Als Raubfische ernähren sich diese in der Natur vor allem von kleinen Fischen. Sie in der Gefangenschaft zu Vegetariern zu machen geht schlecht, die Fischwirte müssen deshalb das tierische Futter zukaufen. Hier bietet sich ähnlich viel Erklärungsbedarf wie beim pflanzlichen Eiweisswahnsinn in der «normalen» Tierproduktion. Das hört sich nach Schwarzmalerei an. Tatsächlich frage ich mich, ob hier nicht einmal mehr mit viel Aufwand eine neue «standortfremde Kultur» installiert wird, obwohl es einfachere Lösungen gäbe: Karpfen beispielsweise leben in natürlichen, ungeheizten Teichen und fressen dort nur, was sie gerade finden.
Zander aus der Tiefgarage
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