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Wasser sparen mit Stil und in Farbe (Handelszeitung, 24.10.2007)

Alle wollen Energie- und Wasser sparen. Da kommen die farbigen Aufsätze für Wasserhahnen von Paul Curty und Michèle Sidler von Aqua Art AG gerade richtig.
AquaClic

Was hat ein Wasserhahn mit Emotionen zu tun? „Viel“, sagt Paul Curty, Mitbegründer der Firma Aqua Art AG. Noch besser, wenn die Umwelt dabei profitiert. Und: es lässt sich damit Geld verdienen. Alles das trifft auf den AquaClic zu. Das Grundprinzip ist schnell erklärt. Ein normaler Wasserhahn lässt bis zu 15 Liter Wasser pro Minute durch. Viel mehr als nötig. ist der Spar-Aufsatz, der nur noch 6 Liter durchlässt. Ein durchschnittlicher Haushalt kann so jährlich tausende von Litern Wasser einsparen. Auch Warmwasser. Das ist gut für das Portemonnaie und für die persönliche CO2-Bilanz, weil Energie eingespart wird. Soweit die technische Seite.

Emotionales Produkt

Die Idee von Wassersparprodukten ist nicht neu. Umso erstaunlicher die Erfolgsgeschichte des AquaClic. „Wir haben aus einem technischen, ein emotionales Produkt gemacht“, erklärt Paul Curty (53) das Erfolgsrezept in wenigen Worten. Gemeinsam mit seiner Frau Michèle Sidler (47) hat er vor über zehn Jahren begonnen, aus den unauffälligen verchromten Aufsätzen farbige mit ganz speziellen Sujets zu entwickeln. Mit Erfolg. Sechs Künstler haben bis heute über 160 Motive kreiert. Vom einfachen Schweizer Kreuz, über ganze Meereswelten bis zu surrealen Bildern. Es kamen Auftragsarbeiten für Firmen dazu, die damit ihr ökologisches Image aufpolieren wollten. Für Von Roll zum Beispiel: Die Hydrantentypen der letzten Jahrzehnte auf einem einzigen AquaClic. Dieser besteht aus genau sechs Bestandteilen. Ein typisches Produkt zur Auslagerung in ein Billiglohnland eigentlich. Aber Fehlanzeige! „Die meisten Teile werden in der Schweiz hergestellt, sogar in der Region Zürich“, sagt Michèle Sidler stolz. „Swissness“ ist ein Teil der Unternehmensphilosophie.

Die Firma Aqua Art AG hat ihren Sitz in Zürich Oerlikon. Dort beschäftigen Michèle Sidler und Paul Curty 11 Leute in Voll- und Teilzeit. Marketing, Produktion und Versand. Alles ist im gleichen Haus. Meeresblauer Boden, Seesterne und Orkas an den Wänden der Produktionsräume. Blaue und gelbe Stühle. Auch hier zeigt sich, wie wichtig den Beiden der äussere Rahmen ist. „Wenn sich die Mitarbeiter wohl fühlen, haben sie mehr Spass an der Arbeit“, sagt Paul Curty. Gekocht wird in der Firmenküche und gegessen gemeinsam im Pausenteil der Fabrik. Alles ist fliessend. Wie das Wasser durch den AquaClic.

Vom Weltenretter zum Unternehmer

Wo die Idee zum AquaClic geboren wurde, können die beiden nicht mehr genau erörtern. Auch das war ein fliessender Prozess. Das Interesse am Wasser und der Umgang damit standen aber immer im Zentrum. Gestartet hatten sie mit nichts, Geld von den Banken gab es keines. Er gelernter Schreiner und Betriebsökonom, sie kaufmännische Angestellte und Computerfachfrau „on the Job“. „Ganz am Anfang wollten wir vor allem die Welt retten“, schmunzelt Michèle Sidler. Sie mussten aber bald merken, dass niemand an grauen Wasserhahnaufsätzen interessiert war. Und Wassersparen alleine war schlicht kein Thema. Dann kam die zündende Idee: Das „Swatch“-Prinzip. „Wir machten fortan mit den Hahnen nichts anderes, als es Hayek mit den Uhren vormachte“, erklärt Paul Curty. Für jeden Geschmack, den entsprechenden AquaClic. Am besten möglichst viele verschiedene, die für Abwechslung im Bad oder in der Küche sorgen.

Fiasko mit Duschbrause

Erste Verkaufsversuche führten die beiden persönlich in Einkaufszentren durch. „Wir merkten bald, dass der farbige AquaClic bei den Leuten auf reges Interesse stiess“. Heute wie damals zeigt der eigens entwickelte Showbrunnen für jeden sichtbar auf, wie viel Wasser sich durch die einfache Massnahme einsparen lässt. Und fast genauso wichtig: „Der Strahl ist angenehm füllig und spritzt nicht, zudem sammelt sich weniger Kalk an“, erklärt Paul Curty. Damit wären die vier Grundpfeiler der verfolgten Unternehmensstrategie beisammen: Ökonomie, Ökologie, Design und Komfort. „Darauf ist alles aufgebaut“, sagt Curty. Das Marketingbudget der Firma war damals und ist heute immer noch bescheiden. Das Kataloggeschäft, beispielsweise über die Naturschutzorganisation WWF und den Verkehrsclub VCS, sind ein wichtiger Absatzkanal. Zufriedenen Kunden, die ihren Kollegen davon erzählen ein anderer. Zudem arbeitet die Firma mit Gemeinden zusammen, die einen Beitrag zum Wassersparen leisten wollen. Immer mehr Bestellungen kommen – auch über das Internet – aus dem Ausland. Sogar von der australischen Regierung. Der AquaClic ist heute fast ein Selbstläufer. „Wir haben gar keine Zeit, uns gross ums Marketing zu kümmern“, sagt Michèle Sidler. Neue Produkte werden trotzdem lanciert.
Die Duschbrause „Elégance“ zum Beispiel. Ein Konstruktionsfehler von einem Ingenieur führte aber dazu, dass ein Teil der ausgelieferten Duschbrausen zerbrachen. Lieferstopps, Umtausch und Rückzahlungen waren die Folge. „Das war ein riesiger finanzieller Verlust für uns“, sagt Michèle Sidler. Nur dank dem Erfolg von AquaClic – der „Cashcow“ des Unternehmens – sei das Fiasko verkraftbar gewesen. Seit kurzem ist die „Elégance“ wieder im Handel. Selbst den Sturz vom Eiffelturm würde sie jetzt schadlos überstehen.

Über 150’000 Produkte verkaufte die Firma im vergangenen Jahr. Über den genauen Umsatz schweigt sich das Unternehmerpaar aber aus. Nachahmer in Fernost stehen bereit. Doch sie sind überzeugt: Das Potenzial zum Wassersparen ist noch längstens nicht ausgeschöpft. Mit den Diskussionen um Klimaerwärmung und CO2 liegen sie ganz im Trend. „Wir wollen weltweit Marktleader werden und bis zu hundert Arbeitsplätze in der Region schaffen“, sagt Paul Curty. Nur gemeinsam kochen werden die Mitarbeiter dann nicht mehr können.

www.aquaclic.ch

Veröffentlicht in Blog

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