Vollautomatisiert und mit wenig Ressourcenverbrauch Gemüse auf mehreren Stockwerken produzieren. Was sich gut anhört, funktioniert in der Praxis aber noch nicht. Das Start-Up Yasai scheiterte unter anderem am zu tiefen Automatisierungsgrad.
Die Bilder aus den vertikalen Farmen sind jeweils spektakulär: Junge Leute in Schutzanzügen kümmern sich um Gemüse- und Kräuterpflänzchen, die in einer Laboratmosphäre mehrstöckig unter LED-Lampen in verschiedenen Farbspektren wachsen. Die Versprechungen der Start-Up-Unternehmen sind immer vollmundig: Mit dem vertikalen Anbau sei der Ertrag pro Quadratmeter zehn Mal grösser als im Freiland und mit viel weniger Wasser und Dünger, und Pestizide seien sowieso nicht mehr nötig. Und das alles vollautomatisiert mit wenig Leuten. Die hippen Container-Farmen sind nicht nur die Lieblinge der Medien, sondern auch von risikofreudigen, kapitalkräftigen Investoren. Doch die Realität ist gerade ernüchternd: Nach Growcer in Basel, Lokal365 in der Ostschweiz ist auch Yasai in Niederhasli in diesem Frühling das Geld ausgegangen. Nur dank der Übernahme durch Greenstate AG gingen dort nicht die Lichter aus. Greenstate fiel bis jetzt vor allem durch auffällige, etwas zwielichtige Geldsammelaktionen in den sozialen Medien auf. Diese generieren offenbar genug Investoren, die sich für den vertikalen Anbau und eine «nachhaltige» landwirtschaftliche Produktion einsetzen wollen. Darauf weist zumindest der auf der Homepage kommunizierte, üppig wachsende Mitarbeiterstamm hin. Ihre Container mit selbst entwickelter Technologie und Software stehen in Neuhausen in Schaffhausen. Dort wachsen übereinander auf rund 800 Quadratmetern unter anderem Basilikum, Koriander oder Microgreens. Auch hier stellt sich die Frage: Wie will diese Firma mit Kräutern aus vertikalem Anbau Geld verdienen?
Zu klein und zu hoher Energieverbrauch
Die Übernahme von Yasai habe Greenstate einen siebenstelligen Betrag gekostet, sagt CEO Arsenije Grgur auf Anfrage. Dabei sei es es vor allem um die Nutzung des Yasai-Brands und von bestehende Abnahmeverträgen unter anderem bei Coop gegangen. Zusammen mit Yasai kommt Greenstate auf über 2000 Quadratmeter Anbaufläche. Das ist immer noch zu wenig, um profitabel arbeiten zu können. Aktuell gehen nach Aussagen von Grgur pro Tag 5000 Packungen à 25 Gramm in den Verkauf, vor allem Basilikum. Die gelösten Preise seien hier knapp kostendeckend, Koriander sei aber ein Minusgeschäft. Doch eigentlich setzt er seine Hoffnungen vor allem auf Microgreens, mit denen sich gutes Geld verdienen lasse. Experten sind sich aber einig: Nur mit Skalierung, voller Automatisierung und Energieeffizienz können vertikale Farmen langfristig erfolgreich wirtschaften. Bei Yasai traf nichts von dem zu.
Nicht besser als importierte Bio-Kräuter
Yasai-Mitgründer Mark Zahran zielte vor allem auf die importierten Kräuter im Winter ab, die in ihrem Container regional und viel umweltfreundlicher produziert werden könnten. Die Versprechungen konnten aber bis jetzt nicht eingehalten werden: In einer Ökobilanzstudie schnitten die in der Schweiz vertikal und indoor produzierten Kräuter sogar deutlich schlechter ab als importierte Kräuter aus Nordafrika. Für Greenstate-CEO Grgur ist deshalb auch klar, dass Yasai beim Energieverbrauch ungenügend abschneidet. Doch er denkt immer noch gross und sucht nun Investorengelder für eine neue «XXL-Farm» mit einer Grösse von einer Hektare in der Schweiz, die im Jahr 2026 ihren Betrieb aufnehmen soll. Dort soll dann die von Dutzenden von Software-Ingenieuren in Serbien entwickelte Greenstate-Technologie der Produktion in der Schweiz zum Durchbruch verhelfen, inklusive effizienter Energieverwendung.
Im Gespräch macht Grgur aber deutlich, dass er Greenstate künftig vor allem als Anbieter von Software und IoT-Lösungen sieht und weniger als Kräuterproduzent. Dazu passt, dass offenbar über einen Verkauf der Anlagen in Niederhasli nachgedacht wird. Dafür sollen sich verschiedene Unternehmen – auch Gemüsebaubetriebe – interessieren, sagt der CEO von Yasai Mark Zahran auf Anfrage. Ob sich da der vertikale Anbau in der Schweiz gerade auf leisen Sohlen verabschiedet?
Kommentare