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Unterwegs in der Gemüsewelt in Berlin

An der Fruit Logistica trifft sich nicht nur der internationale Gemüsehandel. Der Ort ist
ein Hotspot für neue Technologien. Dem Autor dient der Besuch als Inspiration für künftige Inhalte. Er nimmt Sie mit auf einen Rundgang durch die Messehallen. 

In der «Maschinenhalle» entdecken die Besucherinnen und Besucher neue Entwicklungen, wie hier das Inrow-Hackgerät von Garford. (Bild: Fruit Logistica)

Die Gänge zwischen den Ständen sind mit Menschen überfüllt, ein permanenter Lärmpegel hängt in der Luft und der Orientierungsverlust auf dem unübersichtlichen Messegelände ist allgegenwärtig. Trotzdem reise ich fast jedes Jahr im Februar nach Berlin zur Fruit Logistica. Es ist der Donnerstag, zweiter Messetag. Bereits in der S-Bahn treffe ich einen Gemüsegärtner aus dem St.Galler Rheintal. Nach ein bisschen Smalltalk stürze ich mich in die Hallen. Ich habe mir meine eigene Agenda mit interessanten Ausstellern erstellt. Aus früheren Jahren weiss ich, dass man sich sonst in der Masse verliert. 

In diesem Jahr setzte ich den Fokus auf Technologie. Ich starte beim Schweizer Unternehmen Vivent Biosignals. Es entwickelt eine Technologie, die Echtzeit-Informationen über den Zustand der Pflanze im Gewächshaus bereitstellt. Besonders fasziniert hat mich schon im letzten Jahr der dünne Draht, der im Stengel steckt und direkt zum Computer führt. Nährstoffmangel oder sonstiger Stress der Pflanze werden auf den Bildschirm in Echtzeit abgebildet. Am Stand spricht mich ein Holländer an. Die Software sei nun auf mehreren Betrieben vor allem in Holland in Betrieb, sagt er. Ich hinterlasse meine Koordinaten, denn ich plane einen Artikel darüber zu schreiben. Möglicherweise wird es der Firma ähnlich ergehen wie Ecorobotix aus Yverdon-les-bains, die nicht weit entfernt ihren Stand hat. Der Verkauf spielt sich dort primär ausserhalb der Schweiz ab; nur schon in Holland sind über 90 Geräte mit dem Spotsprayer unterwegs. 

Platz für Innovationen

Nächster Stopp ist beim ungarischen Spritz-Drohnenproduzenten ABZ Innovation. Die Systeme kommen ohne GPS aus und nutzen dreidimensionale Karten in Echtzeit. Im Vergleich zum chinesischen Marktleader DJI sei das System effizienter und komme mit weniger Spritzmittel aus, erklärt mir der Experte. Zudem schütze das System im Gegensatz zur chinesischen Konkurrenz die Daten, was der Firma offenbar in den USA einen grossen Wettbewerbsvorteil verschafft. Dort darf die DJI deshalb schon seit letztem Jahr nicht mehr verkauft werden. 

Spritzdrohnen aus Ungarn: Gemäss Aussagen des Herstellers effizienter als die Konkurrenz!

In der «Startup World» treffe ich einen jungen Armenier, der mit «greenhouse formula» eine Internetbasierte Software entwickelt hat, welche die Planung von komplexen Gewächshäusern ohne grosses Vorwissen ermöglicht. Gleich nebenan spricht mich ein Israeli an, der die «bahnbrechende» Technologie PhenoRoot entwickelt hat. Sie bildet die aktuelle Wurzelmasse der Kultur auf dem Bildschirm ab. Wie das funktioniert, will er mir aber nicht verraten. Nur so viel: künstliche Intelligenz (KI) ist im Spiel. Ich denke mir: Was für eine Überraschung? KI ist auch in Berlin allgegenwärtig.

Ein junger Mitarbeiter von Carbon Robotics ertappt mich beim Betrachten des Films, auf dem der Laser-Roboter am Jäten ist. In der Schweiz ist auch eine Maschine unterwegs. Er verwickelt mich in ein Gespräch, als Fach-Journalist bin ich interessant für ihn. Die US-Firma komme in diesem Jahr mit neuen Typen auf den Markt, sagt er mir. Darunter sei auch eine kleinere 2 Meter breite Ausführung, die «nur noch» 600 000 Dollar koste. Danach mache ich mich auf die Suche nach dem Stand der holländischen Firma VM WaterTech mit Wasseraufbereitungslösungen. Im Gespräch erfahre ich, wo ihre Anlagen in der Schweiz stehen, die sich für eine Reportage eignen könnten. 

Cabon Robotics stellte neuen Typen ihrer Laser-Roboter vor.

Software für Ernteoptimierung im Trend

Der nächste Termin bringt mich zum deutschen Hackgeräte-Hersteller Feldklasse. Der Firmengründer nimmt sich ausführlich Zeit, um mir seine Eigenentwicklungen vorzustellen . Unterwegs treffe ich einen Westschweizer Gewächshausproduzenten, der mir den Besuch des Standes von Source.ag empfiehlt. Dort stellt mir ein Mitarbeiter ausführlich die KI-basierte Software vor, die genauere Ernteprognosen ermöglicht. Als nächstes habe ich mir ein dazu passendes Kurzreferat der Firma blue radix vorgenommen, die auf der «Tech Stage» ihre KI basierte Gewächshaus-Software zur Ernteoptimierung vorstellt. Ich bin vor allem froh, um die Sitzgelegenheit. Meine Aufnahmekapazität ist mittlerweile etwas eingeschränkt. Den Hunger stille ich mit einer überteuerten kleinen Pizza. Nun begebe ich mich spontan auf eine faszinierende kleine «Weltreise» durch die Messhallen: Tomaten aus Holland, Salate aus Deutschland, Bananen aus Ecuador, Avocados aus Kolumbien, Zitronen aus Argentinien oder auch Datteln aus Saudi-Arabien. Immer wieder ein Erlebnis!

Planungssoftware für Gewächshäuser, programmiert in Armenien.

Branchenapéro zum Abschluss des Tages

Die vielen Eindrücke und zurückgelegten Kilometer zehren allmählich an den Energiereserven. Trotzdem ziehe ich mir noch zwei Referate zum Thema «Klimawandel und die Folgen auf den Pflanzenschutz» rein. Die Botschaft ist klar: Es kommen immer mehr neue Schädlinge nach Europa, wogegen aber zugelassene und wirksame Bekämpfungsmittel fehlen. Noch vor dem Ende des zweiten Vortrags mache ich mich auf den Weg zum Palais Fernsehturm am Nord-Ausgang. Dort findet der Schweizer Branchen-Apéro statt. Ein Vertreter der Schweizer Botschaft richtet ein Grusswort an die anwesenden Leute aus der Gemüse- und Früchtebranche. Darauf folgen ein munteres Anstossen und etwas Small-Talk. Die Einladung eines Verpackungsvertreters für ein Nachtessen am gleichen Abend in der Stadt schlage ich aber aus. Erschöpft mache ich mich auf den Weg zur U-Bahn und zum Hotel. Mein Fazit zum Tag an der Messe: Effizient, spannend, aber irgendwie auch anstrengend. 

Veröffentlicht in Blog

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