Die Gemüseverarbeitungsfirma Verdunova AG in Sennwald ist in den letzten Jahren vom Nischenplayer zum ernsthaften Mitbewerber gereift. Firmengründer Beni Dürr setzt auf Schweizer Gemüse.
Tiefgekühlter Blumenkohl aus der Schweiz? Keiner der etablierten grossen Gemüse-Verarbeiter glaubte bis vor vier Jahren daran, dass es dafür einen Markt gibt. Heute wissen wir: Es gibt ihn. Wie so oft in solchen Fällen brauchte es ein paar Querköpfe, die sich gegen das Etablierte auflehnten. Einer von ihnen ist Beni Dürr, Gründer und Besitzer der Gemüse- und Früchteverarbeitungsfirma Verdunova AG. Zusammen mit ein paar anderen Gemüseproduzenten aus dem Rheintal initiierte er vor vier Jahren den Anbau von Blumenkohl zur Verarbeitung zu Tiefkühlgemüse. Das Experiment gelang. In diesem Jahr verarbeitete Verdunova 750 Tonnen Schweizer Blumenkohl. Mittlerweile ist sogar ein weiterer Schweizer Verarbeiter in das Segment eingestiegen und hat prompt ein paar Produzenten von Dürr abwerben können. «Das immer so», sagt Beni Dürr heute. Der Erste leiste die Pionierarbeit, der Zweite mache es sofort nach. Doch der Entwicklung seiner Firma hat dies nicht geschadet. «Wir wachsen zurzeit sehr stark». Natürlich nicht nur mit Blumenkohl. Die Firma verarbeitet in ihrer ganz neuen Fabrik im Sennwald unter anderem fast ein Drittel der Schweizer Bohnen, grosse Mengen an Karotten, Zwiebeln, Lauch, Sellerie oder Kürbis.
Anfang mit Randendämpferei
Heute verlassen täglich zwei grosse Lastwagen die Fabrik mit Verdunova-Produkten. «Das hätte ich mir vor zehn Jahren nie erträumt», sagt Beni Dürr heute. Damals produzierte er noch auf dem ursprünglichen Landwirtschaftsbetrieb im ehemaligen Kuhstall ein paar Kilometer entfernt in Haag. Nach der Aufgabe der Viehhaltung begann Dürr dort im Jahr 1996 mit der Verarbeitung von eigenem Gemüse. «Ich war unzufrieden mit meinen damaligen Abnehmern». Deshalb gründete er mit zwei Partnern die Verdunova AG. Die erste Produktlinie waren gedämpfte Randen. Auf der gleichen Anlage wurden Sous-vide-Produkte hergestellt, neben Randen, Karotten, Blumenkohl oder Rotkraut. Der Frühlingsrollen-Hersteller Neumeyer AG in Wildhaus wurde erster Kunde für Gemüse im Industriebereich. Immer mehr Produkte kamen dazu: Geschnittene Karotten, Fertig-Salate, Saucen und Anderes. Ab dem Jahr 2000 auch Tiefkühlprodukte. Turbulenzen in der Branche meisterte das Unternehmen proaktiv: Nachdem Neumeyer AG von Kadi AG übernommen wurde, kaufte Verdunova das Gebäude in Wildhaus und stellt dort seither vor allem Saucen her. Kunden kamen und gingen, wie das in einer dynamischen Branche halt so üblich ist. Heute gehören alle grossen Mitspieler im Markt zu seinen Kunden.
Dampf-Blancheur und Granderwasser
Da die Abnehmer immer grösser wurden, beschloss Dürr, in Sennwald eine neue, moderne Fabrik zu bauen. Ein weiterer Grund für den leistungsfähigen Neubau waren die ständigen Diskussionen mit den Behörden über die Zonenkonformität der Verarbeitung in der Landwirtschaftszone. Heute sind die Verarbeitung und die Landwirtschaft strikt getrennt. In der modernen Anlage konnten Produktionsabläufe optimiert und die Kosten dadurch gesenkt werden. Bei der Energie beispielsweise setzt Dürr voll auf die Wärmerückgewinnung aus den Kühlanlagen. «Mit dieser gewonnen Wärme heizen wir das ganze Gebäude und das Prozesswasser für die Verarbeitung.» Ziel sei längerfristig die CO2-Neutralität. Bei den Verarbeitungsmaschinen fällt der Dampf-Blancheur für die Bohnen auf, der unter anderem dafür sorgt, dass die Bohnen ihre Farbe noch besser bewahren können. «Möglicherweise trägt auch die <Wiederbelebung≥ des Wassers nach der Grander-Methode zur guten Qualität des Gemüses bei», sagt Dürr.
Höherer Bedarf an Rohgemüse und Früchten
Heute arbeiten auf dem Verarbeitungsbetrieb in Sennwald 42 Mitarbeitende, darunter auch hochqualifizierte Lebensmitteltechnologen, Mechaniker und Lehrlinge. Auf dem 22 Hektaren grossen Landwirtschaftsbetrieb in Haag sind weitere zehn Angestellte beschäftigt. Der Betrieb ist zudem auf das Setzen und Ernten von Blumenkohl und Brokkoli spezialisiert. Dieses Know-how setzen sie auf den Vertragsbetrieben ein, die im Auftrag von Verdunova produzieren. «Wir lassen auf rund 250 Hektaren Verarbeitungsgemüse anbauen», sagt Dürr. Vieles davon in der Region, was ihm sehr wichtig ist. Von der Konkurrenz jahrelang belächelt ist Verdunova mittlerweile zum ernstzunehmenden Mitbewerber geworden. «Wir wollen weiter wachsen», sagt Dürr. Deshalb sei er auf zuverlässige, langjährige Rohwarenlieferanten angewiesen.
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