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Spotspraying im Gemüse kommt

Mit der kamera- und sensorgesteuerten präzisen Pflanzenschutzmittel-Behandlung von Gemüsekulturen lassen sich die eingesetzten Sprüh-Mengen massiv reduzieren. Im Interview erklärt Bernhard Läubli von Bucher Landtechnik, wie und wo es funktioniert. 

Auf der Herstellerwebsite wird der ARA von Ecorobotix als präziseste Feldspritze auf dem Markt angepriesen. Bewährt hat er sich in der Schweiz bis jetzt in der Blacken und Distel-Bekämpfung. Wie sieht es beim Unkraut auf den Gemüsefeldern aus?

Bernhard Läubli*: Bei den Zwiebeln funktioniert ARA einwandfrei, dafür lege ich meine Hand ins Feuer. Zudem testeten wir das Gerät im letzten Jahr erfolgreich in Chicorée, Spinat, Bohnen oder Eisberg. Vor allem bei letzterem und überhaupt in grünen Salaten waren die Resultate sehr erfreulich. Für den ARA sind das einfache Kulturen, weil die Kameras die unerwünschte Zielpflanze gut erkennen und sie mit den feinen Düsen mit dem Herbizid gezielt besprühen kann. Bei anderen Gemüse-Kulturen wie beispielsweise Karotten auf Dämmen sind wir in der Endprüfungsphase. 

Typisch für die Schweiz sind die im Vergleich zum Ausland vielfältige Topografie und Beschaffenheit der Böden, wie kommt der ARA damit zu recht?

Da habe ich ein gutes Beispiel: Ein Gemüseproduzent in der Ostschweiz testete den ARA in Zwiebeln in Mulchsaat – was ja an sich schon speziell ist. Zuerst funktionierte das nur schlecht, weil der Strohmulch die Kameras irritierte und der schluffige Boden zusätzlich für einen ungewohnten Kontrast sorgte. Unter anderem mit der Hilfe des Produzenten wurden neue Aufnahmen gemacht und der Algorithmus von Ecorobotix angepasst. In nur zwei Wochen funktionierte das Ganze dann einwandfrei. Der Gemüseproduzent hat das Gerät inzwischen gekauft und setzt es auch in anderen Gemüsekulturen ein. 

Gibt es Fördergelder für den Einsatz des Ecorobotix?

Gemäss der parlamentarischen Initiative 19.475 profitieren «Spot-Spraying»-Geräte vom Programm «herbizidloser Ackerbau» und werden gegenwärtig mit Beiträgen von 250 bis 600 Franken pro Hektare unterstützt. Allerdings darf man nicht mehr als 50 Prozent der bisher verwendeten Herbizid-Mengen verwenden, bei zu viel Unkrautbewuchs geht das dann eben nicht mehr. Zudem gibt es in den Kantonen Fribourg und Waadt zusätzlich 100 Franken pro Hektare in Kulturen wo Spot-Spraying angewendet wurde. 

Welche zusätzlichen selektive Anwendungen sind mit dem ARA sonst noch möglich?

Die Herbizid-Funktion lässt sich beispielsweise relativ einfach in einen Insektizid- oder Fungizid-Modus umkehren. Die Kultur wird dann zur Zielpflanze und bei Erkennung besprüht, mit den bekannten massiven Einsparpotenzialen der Mengen an verwendeten Pflanzenschutzmitteln. Die Abgabe von Flüssigdünger ist zurzeit noch nicht praktikabel, weil die elektrisch betriebene Pumpe an den Anschlag kommt und auch die Reinigung der 156 Düsen schwierig ist. Da wird es vermutlich aber in Zukunft eine Lösung geben. 

Immer mehr Wirkstoffe verlieren die Zulassung, ist das nicht ein Problem für den ARA?

Wir arbeiten mit den Behörden daran, dass auch Produkte mit hohen Risiken, die auf der Kippe stehen, gelistet bleiben und unter der Bedingung weiterhin angewendet werden können, dass Präzisionstechnologie wie Spot-Spraying verwendet wird. Die Kommunikation ist allerdings anspruchsvoll, denn wir sind technologisch den Behörden voraus, die Abdrift-Problematik haben wir beispielsweise gelöst. Aber natürlich kommt der ARA auch mit biologischen Pflanzenschutzmitteln zurecht. Die Sprühtechnologie steht im Zentrum der Weiterentwicklungen. 

*Bernhard Läubli ist im Precision Center von Bucher Landtechnik für den Vertrieb der Ecorobotix-Geräte zuständig.

Der ARA im Einsatz in Zwiebeln.

Der «Spot-Sprayer» ARA von Ecorobotix wird am Traktor angehängt. Er ist mit 156 Düsen in einem Abstand von 4 cm ausgestatteten, die mit Hilfe von Kameras punktgenaue Behandlungen von Pflanzen in einem Bereich von 6 x 6 cm ermöglichen. Je nach Kultur und Anwendung lassen sich so im Vergleich zu bisherigen Standardverfahren bis zu 95 Prozent der Menge von Pflanzenschutzmitteln einsparen. Die Arbeitsbreite des Geräts beträgt 6 m, die Fahrgeschwindigkeit bis zu 7 km/h mit einer Flächenleistung von 4 ha pro Stunde. Der ARA wird in der Schweiz von Bucher Landtechnik vertrieben und kostet ab 125  000 Franken. Bisher stehen in der Schweiz rund 30 Geräte im Einsatz. Interessierte Gemüsegärtner können ein Vorführgerät buchen. 

www.ecorobotix.com
www.bucherlandtechnik.ch

Veröffentlicht in Blog

Ein Kommentar

  1. Ganz offen gesagt: jegliche Möglichkeit, die Sprüh-Mengen zu reduzieren, und dann auch noch massiv, erscheint mir sehr wichtig, und auch richtig. Wird es diese Landtechnik zu kaufen geben? Wenn ich die Preisangaben richtig deute, wohl ja. Vielen Dank übrigens für ihre Transparenz diesbezüglich.

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