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Sonnenblumen sind mehr als eine Augenweide

Die Ölmühlen könnten mehr Schweizer Sonnenblumenkerne brauchen. Doch der Anbau von Sonnenblumen ist nicht ohne Risiko. In klimatisch guten Jahren ist der Verdienst aber gut.

Kein Pflanzenöl wird in der Schweiz öfter verwendet als Sonnenblumenöl: Im letzten Jahr lag der Anteil bei 34 Prozent, gefolgt vom sich im Aufwind befindenden Rapsöl, das auf 26 Prozent kam. Letzteres wird in den nächsten Jahren weiter zulegen, da Zweifel Pommes Chips künftig seine Chips nur noch in Schweizer Rapsöl frittieren wird – anstelle von Sonnenblumenöl aus dem Ausland. Weshalb verwendet das Traditionsunternehmen nicht Schweizer Sonnenblumenöl? Rapsöl habe in den letzten Jahren in der Schweiz deutlich an Beliebtheit gewonnen und sei in Befragungen hinsichtlich Gesundheit und Geschmack sehr positiv beurteilt worden, teilt das Unternehmen auf Anfrage mit. Zudem könne der Bedarf vollständig durch die Schweizer Produktion gedeckt werden. Schweizer Sonnenblumenöl gäbe es schlicht zu wenig, obwohl die Anbaufläche in den letzten fünf Jahren deutlich gewachsen ist. In diesem Jahr liegt sie bei rund 5000 Hektaren, das sind knapp zwei Prozent der gesamten offenen Ackerfläche in der Schweiz. Die Nachfrage nach einheimischen Sonnenblumenkernen übersteigt das Angebot seit Jahren. Auch für die Ernte 2018 ist die vom Schweizerischen Getreideproduzentenverband (SGPV) ausgeschriebene und von der Branche festgelegte Abnahmemenge von 18000 Tonnen noch nicht erreicht worden und wird voraussichtlich auch nicht ausgeschöpft. «Deshalb können sich interessierte Landwirte auch nach Verstreichen der offiziellen Anmeldefrist direkt unter www.agrosolution.ch anmelden, solange die Totalmenge noch nicht erreicht ist», sagt Andrea Koch vom SGPV.

Was spricht für den Anbau von Sonnenblumen?

Agronomisch gilt die frosttolerante Sonnenblume als anspruchslose Kultur. Die Hauptprobleme entstehen nach der Aussat Ende März oder Anfang April, wenn sich die kleinen Pflänzchen im Frühling gegen das Unkraut durchsetzen müssen und sich danach Schnecken und Blattläuse an diese heranmachen. Eine Herbizidgabe vorab hilft gegen das Unkraut, bei zu starkem Blattlausbefall empfiehlt sich der Einsatz eines Insektizids. Bei Überschreitung der Schadschwelle bei Schnecken ist der Einsatz von Schneckenkörnern angesagt. Das Unkraut kann auch mechanisch mit einer Hacke bekämpft werden. Schliesslich zählt die Sonnenblume zu den traditionellen Hackfrüchten, die seit jeher bei der Aussaat und während der Wachstumsphase gehackt und gelockert werden. Die Sonnenblume bietet sich auch deshalb als willkommene Auflockerung in getreideintensiven Fruchtfolgen mit Wintersaaten an, mit einem beachtlichen Anteil an organischem Material, das nach der Ernte in den Boden eingearbeitet wird. Empfohlen wird eine Anbaupause von vier bis fünf Jahren. Das hilft zur Vorbeugung gegen Krankheiten, wie beispielsweise der Sklerotinia, die bei Sonnenblumen zum Problem werden kann. Sie ist deshalb auch wenig verträglich mit Raps. Es gibt Bauern, die vorbeugend gegen Pilzkrankheiten die Reihenabstände bewusst auf 75 cm anstatt der üblichen 50 cm oder 40 cm einstellen, um mehr Licht und Wind gegen die Feuchtigkeit in die Reihen zu bringen. «Die Ernteverluste bei einem Pilz-Befall können massiv ausfallen», sagt Viktor Dubsky vom Bildungs- und Beratungszentrum Arenenberg. Bei den Düngergaben empfiehlt der Ackerbauberater eher geringe Stickstoffgaben von zwischen 20 und 30 kg pro Hektare zur Aussaat. Zu viel Stickstoff verzögert die Reife, steigert die Krankheitsanfälligkeit und vermindert die Standfestigkeit. Zudem sind je nach Verfügbarkeit im Boden Gaben von Phosphor, Kali und Magnesium nötig. Sonnenblumen kommen mit wenig Wasser aus, eine Bewässerung ist in der Regel nicht nötig. Auf lange Trockenphasen reagieren sie aber empfindlich. Viele Bauern greifen beim Anbau von Sonnenblumen auf die Dienste von Lohnunternehmen zurück, welche die Aussaat und die Ernte mit speziellen Geräten übernehmen und auch sonst mit Ratschlägen beispielsweise zur Sortenwahl aushelfen.

Frühreife Sorten bevorzugt

Bei der Sortenwahl spielt der Standort eine wichtige Rolle: Sonnenblumen gedeihen besser in eher tieferen Lagen von unter 500 Metern über Meer und mit vielen Sonneneinstrahlungstagen. Grundsätzlich muss sich der Landwirt zwischen einer klassischen und einer HO-Sorte entscheiden, die auf einer von der Branche vorgegebenen Liste stehen. HO steht für High Oleic. Dieses Öl ist wegen des speziellen Fettsäuremusters besonders gut erhitzbar und wird deshalb beispielsweise in Fritteusen verwendet. Am Besten informiert sich der Landwirt bei seiner Sammelstelle, ob diese HO oder traditionelle Sorten annimmt. Nicht alle nehmen beide an. Als weiteres Auswahlkriterium stehen Eigenschaften wie Ertrag und Krankheitsresistenz im Vordergrund. Bei den klassischen Sorten ist die frühreife «Sanluca» beliebt. «Sie hat zwar nicht so viel Ertrag wie andere Sorten, erreicht aber relativ früh den beim Dreschen angestrebten Wassergehalt von weniger als 8 Prozent», sagt Viktor Dubsky. Ansonsten könnten bei anderen Sorten zwar bessere Erträge aber dafür auch hohe Trocknungskosten entstehen, die dann wiederum den Verdienst schmälern.

Ernteschwankungen als Schwachpunkt

Selbst wenn die optimale Sorte gefunden wurde, können die Erträge aufgrund von äusseren Umständen von Jahr zu Jahr stark schwanken. Und darin liegt wohl der grösste Schwachpunkt der Kultur: Schwankungen zwischen 12 und 40 dt pro Hektare sind keine Seltenheit. Um auf einen gleichen Deckungsbeitrag wie bei einem 70 dt Klasse I Weizen zu kommen, sind bei den traditionellen Sonnenblumen-Sorten 34 dt, im Extenso-Anbau 27 dt und bei den HO-Sorten 31 dt pro Hektare Ertrag nötig. Das zeigen Wirtschaftlichkeits-Berechnungen des Landwirtschaftlichen Zentrums Wallierhof vom Kanton Solothurn. In idealen Jahren mit viel Sonne und wenig Nebel werden diese Erträge gut erreicht und oft sogar deutlich übertroffen. In anderen Jahren aber eben nicht, auch ein Hagelschlag kann den Traum vom guten Ertrag in Minuten zu Nichte machen. Kommt dazu, dass sich viele Landwirte vor den Risiken von Bodenschäden fürchten, wenn die Ernte und Nachsaat im Oktober auf nassen Böden durchgeführt werden muss.

Prädestiniert für LQ-Beiträge

Dass sich die Anbauflächen für Sonnenblumen in der Schweiz trotz aller genannten Nachteile in den letzten Jahren erhöht haben, liegt auch an den Direktzahlungen. Zum Einzelkulturbeitrag von 700 Franken pro Hektare kommt zurzeit ein Versorgungssicherheitsbeitrag von 900 Franken. Beim Einzelkulturbeitrag muss die Kultur übrigens von Gesetzes wegen immer geerntet werden, egal wie tief der Ertrag ausfällt. Rund 80 Prozent der Anbauflächen werden zudem unter dem Extenso-Programm angebaut, das heisst ohne Einsatz von Fungiziden und Insektiziden. Dafür gibt es 400 Franken obendrauf. Und in vielen Kantonen ist die Sonnenblume Bestandteil in LBQ-Programmen beispielsweise für eine besonders vielfältige Fruchtfolge. Eventuell könnten Ressourceneffizienzbeiträge ein Thema werden: In am Strickhof durchgeführten Versuchen wurde erfolgreich Perserklee als Untersaat in Sonnenblumen als Bodenbedecker getestet zum Schutz gegen Erosion.

Etwas tiefere Abnahmepreise

Die Abnahmepreise für die aktuelle Ernte liegen laut Branchenorganisation swiss granum bei durchschnittlich 78 Franken pro dt für konventionelle Sonnenblumen und 80.75 Franken für HO-Sonnenblumen. Sie liegen leicht unter den Preisen des Vorjahres, aufgrund tieferer Ölpreise für alle Ölsaaten auf den Weltmärkten, wie swiss granum in einer Mitteilung schreibt. Im Preis inbegriffen ist ein Stützungsbeitrag im Rahmen des Ölsaatenpools von 10 Franken für konventionelle und 8 Franken für HO-Sonnenblumen. Der Pool wird gespeist aus einer erhobenen Abgabe von 1 Franken pro dt für alle Ölsaaten also auch Raps. Zudem bestehen Nischenmärkte wie der Anbau von Zierblumen oder Schälsonnenblumen für die Produktion von reinen Sonnenblumenkernen.

Die geringe Ertragsstabilität der Sonnenblume hält viele Landwirte vor allem in den Gebieten über 550 Metern über Meer vom Anbau ab, weil ihnen das Risiko eines Verlustes zu hoch ist. Deshalb wird wohl auch in den nächsten Jahren die angestrebte Menge an Schweizer Sonnenblumen nicht erreicht werden. Bleibt ein gutes Argument, das allerdings vor allem von ideellem Wert ist: Die Sonnenblumen sorgen mit ihren gelben Blütenköpfen für blühende Landschaften und für manches «Ohh» in der Bevölkerung und leisten damit eine aktiven Beitrag zur Imagepflege der Schweizer Landwirtschaft. Zusätzliches Geld gibt es dafür aber nur im Rahmen der Landschaftsqualitätsbeiträge.

 


Bio-Sonnenblumen

Die Anbauflächen für Sonnenblumen nach Richtlinien des biologischen Anbaus betrugen im Jahr 2015 rund 280 Hektaren, was einem Anteil von etwas mehr als 6 Prozent der gesamten Anbaufläche entsprach. Es gelten grundsätzlich die gleichen Standortbedingungen wie beim konventionellen Anbau. Die Sortenauswahl ist allerdings eingeschränkt, weil das Saatgut der meisten Sorten gebeizt ist, was im Biolandbau nicht verwendet werden darf. Für das Öl aus den traditionellen Sorten ist die Nachfrage von Coop und Migros nach Aussagen der Firma Biofarm weitgehend gedeckt. Der Markt für HO-Raps in Bioqualität ist noch sehr klein und daher bis jetzt unbedeutend. Ein noch kleiner Markt besteht für Bio-Schälsonnenblumen, die seit ein paar Jahren aber vereinzelt vor allem in der Westschweiz angebaut werden.


High Oleic

Die Sonnenblume (Helianthus annuus) wurde von spanischen Seefahrern aus Nordamerika in Europa eingeführt, wo sie zunächst als Zierpflanze verwendet wurde. Erst seit dem 19. Jahrhundert wird sie als Ölpflanze genutzt. High Oleic Sonnenblumensorten (HO-Sonnenblumen) wurden speziell für die Anwendung erhitzter Öle gezüchtet. Mit ihrem speziellen Fettsäuremuster sind sie besser dafür geeignet als die traditionellen Sonnenblumenöle.

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