Die Brokkoli-Preise in den britischen Supermärkten haben sich innerhalb eines Jahres halbiert.
Schottland ist ein raues Pflaster. 85 Prozent der Landflächen gelten im EU-Jargon als benachteiligte Gebiete und werden finanziell unterstützt. Die einzigen fruchtbaren Gebiete liegen südlich von Aberdeen. Neben der Gerste für den Whisky und Weizen wächst dort auch Gemüse.Michael McLaren aus Perthshire hat sich zusammen mit zwei Brüdern und dem Vater auf den Anbau von Kartoffeln und Brokkoli spezialisiert. 1400 Hektaren Fläche bewirtschaften sie total. 150 Hektaren davon sind für den Anbau von Brokkoli reserviert. Rund 1650 Tonnen produzieren die McLarens zwischen Mitte Juni und November. Pro Hektar ernten sie rund 11,2 Tonnen Brokkoli. Die Vermarktung übernimmt die Produzentenorganisation East of Scotland Growers (ESG), in der zurzeit 19 Gemüseproduzenten zusammengeschlossen sind. Die ESG übernimmt die Anbauplanung und handelt mit den Abnehmern die Preise aus.
Ein Drittel des britischen Brokkoli
Während der Anbausaison liefert die ESG über einen Drittel der gesamten britischen Brokkoli-Menge in die Supermärkte der Insel. Diese drücken allerdings massiv auf den Preis. Anfang September bezahlten sie pro Kopf Brokkoli umgerechnet knapp 37 Rappen. «In drei der vier grossen Supermärkten sank der Preis an der Verkaufsfront in einem Jahr von 99 auf 49 Pence», sagt Michael McLaren. Auf die Frage, wie er darauf reagiert, zuckt er nur mit den Schultern. Er wolle künftig noch mehr mechanisieren, vor allem bei der Ernte. Schon jetzt füllt er einen Teil des geernteten Brokkolis direkt auf dem Feld in Schalen ab. Das sei aber nur mit losem Brokkoli möglich, bei dem die Gewichte zwischen 200 und 550 Gramm liegen dürften, sagt er. «Bei den abgewogenen Kopfgewichten zwischen 350 und 500 Gramm geht das aber nicht». Dafür wäre eine grössere und teurere Maschine nötig. Deshalb werden diese von den 35 osteuropäischen Saisonarbeitern nach den üblichen Ernteverfahren mit Ernteband geschnitten und anschliessend auf dem Hof von Hand auf die richtigen Kaliber zurechtgeschnitten. Die grossen Plastikboxen, gefüllt mit je rund 300 Brokkoliköpfen, werden an die EGS geliefert, die den Rest übernimmt. Ein zunehmender Teil wird dort zu Tiefkühlgemüse weiterverarbeitet. Das gebe ein bisschen Puffermöglichkeiten, wenn die Erntemengen hoch und die Preise dadurch unter Druck seien, sagt McLaren. Brokkoli wird bei ihm zu Wochenpreisen abgerechnet.
Die britischen Supermarktketten verlangen von ihren Lieferanten viel, die Einhaltung von GlobalGAP ist dabei das Mindeste. Gerade am Tag zuvor habe er auf dem Betrieb während sieben Stunden ein Audit mit über 350 Fragen über sich ergehen lassen müssen, sagt McLaren ziemlich genervt.
Landloser Bioproduzent
Ein Viertel der Landflächen gehörten zum Betrieb, der Rest ist gepachtet oder kurzfristig gemietet. Der Pachtpreis läge bei rund 300 Pounds pro Acre, umgerechnet sind das rund 1150 Franken pro Hektare. Die Landpreise sind hoch und lägen bei umgerechnet zwischen 40 000 und 50 000 Franken pro Hektare, so McLaren. Seinen Erntearbeitern aus Rumänien, Polen und Bulgarien bezahlt er den Mindestlohn von 6,53 Pounds pro Stunde (rund 9.90 Franken) plus einen Bonus für besonders gute Leistungen. Untergebracht sind sie in Wohnwagen auf dem Betrieb.
McLaren produziert neben konventionellem, auf einer Fläche von 24 Hektaren, auch biologischen Brokkoli. Diese schützt er mit einem Netz gegen Schädlinge, was ihn umgerechnet rund 5000 Franken pro Hektare koste. Die Bioflächen mietet er bei zertifizierten Biobetrieben zu. McLaren grinst: «Ich bin ein landloser Bioproduzent.»
Gemüsebau in Schottland
Karotten: 2533 ha
Steckrüben: 1595 ha
Erbsen: 6553 ha
Brokkoli: 1170 ha
Rosenkohl: 788 ha
andere Gemüse: 2791 ha
Total: 16 480 ha
(Quelle: www.scotland.gov.uk)
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