Die Meier Gemüse AG in Rütihof lässt unverkäufliche Tomaten zu Saucen und getrockneten Tomaten verarbeiten. Ein gutes Geschäft ist es finanziell zwar nicht. Gegenüber der Kundschaft setzt Gemüsegärtner Ruedi Meier aber ein Zeichen gegen Foodwaste.
Am günstigsten wäre es für Ruedi Meier aus Rütihof AG nach wie vor, die nicht verkaufbaren Tomaten aus seinem Gewächshaus in der Biogasanlage zu entsorgen. Doch den Diskussionen in der Öffentlichkeit zur Verminderung von Lebensmittelabfällen kann sich heute kaum mehr jemand in der Gemüsebranche entziehen. Der Verband Schweizer Gemüseproduzenten (VSGP) hat sich im Rahmen des Nationalen Aktionsplans Lebensmittelverschwendung sogar dazu verpflichtet, konkrete Massnahmen zu unternehmen, um den Foodwaste bis 2030 zu halbieren. «Auch wir machten uns Gedanken, wie wir die Überschüsse sinnvoller verwerten können», erklärt Ruedi Meier. Deshalb stehen im «Tomatelädeli» neben den Tomaten für den Direktverkauf seit letztem Jahr nun auch Gläser mit Tomatensaucen sowie Säcklein mit getrockneten Tomaten, beworben als «100% gerettet». Hergestellt vom Genuss Atelier der Stiftung Arwo im benachbarten Fislisbach aus überreifen oder leicht beschädigten Tomaten. Ruedi Meier sieht in dieser Zusammenarbeit schon fast eine Win-Win-Situation. Denn auf seinem Betrieb fehle es an Ressourcen und Geräten für die eigene Verarbeitung, die soziale Institution aber sei froh über solche Aufträge.
Hoher Verkaufspreis als Hindernis
Einmal pro Woche fährt der Lieferwagen der Arwo-Stiftung vor und holt rund 200 Kilogramm der nicht verkaufbaren Tomaten ab. Ruedi Meier gibt sie gratis ab und kauft die verarbeiteten Produkte zurück. Es sind vor allem Ochsenherz-Tomaten sowie zu einem geringeren Anteil Rispen- und Datteltomaten. Bei einer jährlich produzierten Menge von 1500 Tonnen Tomaten wäre natürlich noch mehr möglich, sagt Ruedi Meier. Doch dafür sei der Markt für die veredelten Produkte schlicht zu klein. «Unsere Tomatensaucen sind um Welten teurer als im Detailhandel.» In seinem Hofladen kostet das Glas 4.90 Franken, das Säcklein getrocknete Tomaten 8 Franken. Eine kleine Marge schlägt Ruedi Meier hier zwar drauf, Hofläden in der Region verkauft er die Produkte aber zum Selbstkostenpreis. Angeboten wird eine «Natural»-Version ohne irgendwelche Zusätze sowie eine gewürzte «Basilico». «Ein Geschäft machen wir mit diesen Produkten nicht.» Er betrachtet das Ganze aber sowieso mehr als Marketingprojekt. «Wir wollen unserer Kundschaft damit zeigen, dass wir etwas gegen Foodwaste unternehmen.»
Arbeitsauftrag für Menschen mit einer Beeinträchtigung
Sind die Tomaten in der Küche der Arwo-Stiftung angekommen, sortieren die Beschäftigten mit Beeinträchtigung die Tomaten erst einmal aus, respektive halbieren die kleinen Datteltomaten, die für den Trockner vorgesehen sind. Die Zubereitung der Sauce sei gar nicht so einfach, sagt Arwo-Verkaufsleiter Florian Brändle. Für den erfolgreichen Verkauf muss die Sauce geschmacklich einheitlich daherkommen. «Deshalb sollte die Zusammensetzung der Tomatensorten immer etwa gleich sein», erklärt er. Darum landen Tomaten zwischendurch auch im Tiefkühler.
Die Arwo stellt die Saucen im Auftrag von Meier Gemüse her und nutzt die übrigen Tomaten zurzeit noch für die Herstellung von Mahlzeiten bei Mittagstischen von Schulen. Künftig sollen daraus aber auch eigene Saucen und getrocknete Tomaten unter einem speziellen Arwo-Brand hergestellt werden. Natürlich sei der Preis – 9.50 Franken für 100 Gramm getrocknete Tomaten – auch hier ein Thema. «Die Leute wissen schlicht nicht, wie viele Kilogramm Tomaten eigentlich in so einem kleinen Sack stecken», sagt er. Trotzdem rechnet Florian Brändle damit, dass das Produkt auf Interesse stösst. Ruedi Meier sieht noch Potential im Marketing, das aus zeitlichen Gründen aber bisher noch etwas zu kurz gekommen sei.
Kommentare