Der Bodenfachmann Peter Zurbuchen mischt schwere Böden mit Sand auf. Dadurch entsteht weniger Staunässe und der Boden muss weniger oft gefräst werden.
Es hat viel geregnet in den letzten Tagen in der Ostschweiz. Noch vor einem Jahr wäre man auf dem Acker von Biogemüseproduzent Richard Hörenberg im nassen Boden eingesunken. Nun können er und der Bodenexperte Peter Zurbuchen dort problemlos eine Spatenprobe durchführen. Und diese zeigt: In den oberen 30 Zentimetern ist der Boden hell und porös. Was war passiert? Der zuvor mittelschwere Boden wurde von Peter Zurbuchen mit der Rotationsspatenmaschine in einer Tiefe von 30 Zentimeter mit Sand aufgemischt, um die Bodenstruktur zu verbessern. Und das ist offenbar gelungen. «Vorher war der Boden entweder staunässig oder steinhart», sagt Hörenberg. Ohne Staunässe könne er nun früher aufs Feld und sei flexibler. Zudem müsse er den Boden weniger oft mit der Egge bearbeiten und fräsen, wodurch er Diesel einspare. Zurbuchen ergänzt: «Durch die bessere Struktur gibt es wieder mehr Bodenleben.» Und mit dem Mischen von Sand mit organischer Masse werde der Ton-Humus-Komplex aktiviert. Die Sandberge am Ende des anderen Feldes lassen es erahnen: Hörenberg ist zufrieden mit dem Resultat. Demnächst soll die nächste Parzelle aufgemischt werden. «Die Kosten von rund 5000 Franken pro Hektare haben sich auf jeden Fall gelohnt», sagt er.
Sand einmischen als Tradition
Zurbuchen hat vor acht Jahren eine eigene Firma gegründet, die sich auf die Rekultivierung und Begrünung von Böden spezialisiert hat. Sein Handwerk erlernte er einst in Ostdeutschland bei der Sanierung von ehemaligen Braunkohlegruben. Zurbuchen ist aber selbst auch Gemüseproduzent und kennt deshalb die Problematik von «müden» Böden. Weil Bioproduzenten nicht mit Pflanzenschutzmitteln oder Kunstdünger nachhelfen könnten, suchten gerade diese nach alternativen Möglichkeiten, die Böden wieder frisch zu machen. Und in der Ostschweiz gibt es offenbar eine langjährige Tradition mit dem Aufmischen von Äckern. Biogemüseproduzent Robert König aus Tägerwilen mischt seine Böden seit 20 Jahren mit Sand auf. «Als im Jahr 1999 der Bahnhof von Tägerwilen neu gebaut wurde, standen die Bauern Schlange für den Sand», sagt der 66-Jährige. Der lizenzierte Hobbyarchäologe weiss, wie die Böden in der Region entstanden sind. In der vorletzten Eiszeit habe hier eine 300 Meter dicke Eisschicht die Fläche bedeckt. Pfeilspitzen und eine 5000 Jahre alte Steinaxt hat er auf seiner Parzelle schon gefunden. Sand gebe es in der Gegend in Tiefen von 4 bis 8 Metern. Wird ein Neubau geplant, wird König hellhörig. Die Baufirmen kommen zudem oft von selbst auf ihn zu, denn sie sind froh, wenn sie den Aushub nicht teuer in eine Deponie transportieren müssen sondern den Bauern gratis abgeben können. Eine klassische Win-Win-Situation also. Der Sand sei nicht nur gut für die Struktur sondern schütze den zuvor dunklen Boden auch vor dem Erhitzen durch die Sonne und dem Verlust durch Erosion. Auch auf diesem Feld in der Nähe des Bodensees ist nichts von Staunässe zu sehen. Auf den Parzellen von Gemüseproduzent Fritz Lorenz nebenan steht der Biosalat in einer selten gesehenen Schönheit. Auch er mischt den Boden seit Jahren mit Sand auf.
Gewächshausböden auffrischen
Rund hundert Hektaren Gemüse-Äcker hat Zurbuchen in den letzten Jahren saniert. Sein wichtigstes Arbeitsgerät ist der Spaten. Er sieht schnell, was dem Boden fehlt und hat die notwendigen Geräte und Maschinen, um diesem zu helfen. Von der Rotationsspatenmaschine für Tiefen bis 30 bis 40 cm, über die Pendelspatenmaschen ohne drehenden Rotor bis zur Tiefenspatenmaschine. Mit letzterer hat er im Seeland Sand aus 1. 40 Meter Tiefe von unterhalb der Torfschicht raufgeholt. Oft müsse auch der Unterboden gelockert werden, um das Bodenleben zu reaktiven, sagt der «Bodenverbesserer». Sogar in Gewächshäusern habe er schon Böden erfolgreich aufgemischt, beispielsweise bei BioFresh AG in Tägerwilen. «Die Arbeiten waren sehr anspruchsvoll, weil die schweren Geräte um die Pfosten herum bewegt werden mussten.» Beim Neubau des Gewächshauses wurde der Humus im Streifenverfahren mit einem Schaufelbagger abgetragen und danach wieder rückgeführt und mit 8 bis 10 cm Sand vermischt. Den Sand konnte man gratis aus der Nachbarschaft beziehen. Im alten seit mehreren Generationen genutzten Gewächshaus nebenan zeigte die Spatenprobe in einer Tiefe zwischen 60 und 70 cm eine Verdichtung aus Lehm und Gley.
In einem Versuch brachte Peter Zurbuchen für Biofresh mit einem umgebauten Tiefenlockerer im Horizont zwischen 40 und 70 cm Tiefe streifenweise mit einem seitlichen Abstand von 70 cm eine Blähton, Lavastein und Zeolith ein. Im Vergleich mit der unbearbeiteten, belassenen Fläche stellt Betriebsleiter Volker Sczepek einen positiven Effekt beim Anbau von Gurken fest. Bei den verwendeten Materialien seien aber kaum Unterschiede sichtbar. In einem anderen Gewächshaus mit skelettarmem Boden mit Auberginen mischte er in einen Teil des Gewächshausbodens 0 bis 30 cm Tief je mit Blähton und Zeolith ein, um Struktur in den Boden zu bringen. «Es ist wichtig, dass der Boden genug Sauerstoff enthält um die Gesamtheit der im Boden lebenden Organismen zu fördern beziehungsweise zu vermehren die mikrobielle Fauna am Leben zu erhalten», sagt Sczepek. Das Ziel sei es, durch Milieuveränderung im Boden Vorbeugemassnahmen zu treffen gegen bodenbürtige Krankheiten, die unsere Kulturpflanzen beeinträchtigen.
Was ist erlaubt?
Wesentliche Terrainveränderungen erfordern in der Regel eine Baubewilligung. Dabei spricht man beispielsweise im Kanton Aargau von einer Höhe oder Tiefe von mehr als 80 cm. Das Aufmischen mit Sand dürfte also nicht dazugehören. Trotzdem empfiehlt der Bodenspezialist Urs Zihlmann von Agroscope das jeweils bei den zuständigen Ämtern abzuklären. Das Einmischen von Sand bezeichnet er als gute Massnahme für eine Bodenverbesserung. Er empfiehlt aber darauf zu achten, dass der Sand möglichst rund sei, damit Kulturen wie Karotten bei der Ernte nicht beschädigt werden.
Mehr Informationen: www.zurbuchen-bodenschutz.ch
Film auf Youtube dazu:
Danke für einen ausführlichen Beitrag. Schwere Böden machen kein Problem, indem, wie Sie richtig schreiben, der Sand eingemischt wird. Auf solche Weise wird die Struktur davon echt besser, selbst auf unserer Farm erlebt. Keine Erosion und im heißen Sommer kein Erhitzen! Auch Silo kann zum Düngen eingesetzt werden. Hilfreiche Tipps https://www.jochum-egelsbach.de/index.php/silofahrzeuge/