In der Früchte- und Gemüsebranche ist Effizienz angesagt. Die technischen Lösungen dafür werden immer ausgeklügelter, wie sich an der Fruit Logistica zeigte.
Ist der Apfel oder die Tomate geerntet, steht heute beiden noch eine ziemlich aufregende Reise bevor, bis sie schliesslich verpackt im Ladengestell ankommen. Sie jagen in hohem Tempo über Rollbänder unter Wasserdüsen vorbei, werden je nach Produkt von Bürsten geputzt, mit dem Laser nach Kaliber in wenigen Sekunden sortiert und schliesslich am Ende in Schalen verpackt, verhüllt in atmungsaktive Folien. Die Antwort auf ständig steigende Qualitäts-Anforderungen und den stetigen Kostendruck heisst Automatisierung und Digitalisierung. Der Besuch der Fruit Logistica in Berlin ist deshalb auch ein Eintauchen in eine Welt des Chromstahls, von Computerbildschirmen oder sogar von Robotern.
Robotern gehört die Zukunft
Viele Firmen boten an der weltweit bedeutendsten Messe der Gemüse- und Obstbranche automatische Komplettlösungen an mit Linien, die oft den gesamten Sortier- und Packprozess abdecken: Wiegen, Kalibrieren, Befüllung in Schalen oder Trays, Etikettierung der Verpackung und die Palettisierung. Die Sortiertechnik wird stetig verfeinert, zum Einsatz kommen hochsensible Kameras, die schadhafte Produkte im Bruchteil von einer Sekunde erkennen und aussortieren. Die seit mehreren Jahren in Berlin vertretene Schweizer Firma Visar Sorting beispielsweise hat eine Sortieranlage für Karotten und Kartoffeln entwickelt. Die Kamera filmt jede einzelne Karotte von allen Seiten für die perfekte 360º-Ansicht und zur Bestimmung der Qualität, der Länge und des Gewichtes. 12 bis 15 Karotten schafft die Kamera pro Sekunde. Die italienische Firma Unitec präsentierte in Berlin eine Sortiermaschine nach dem gleichen Prinzip aber für kleine und weichschalige Produkte, wie Kirschen oder Cherrytomaten.
Am Stand der holländischen Firma Koat füllte ein Roboter publikumswirksam mit einem Greifarm Paprika in Schalen ab. Die Firma von Direktor Kees van Dam hat bereits mehrere Systeme in der Praxis eingeführt, in denen Roboter die ganzen Sortier- und Einfüllarbeiten übernehmen. «Der Roboter berührt eine empfindliche Fleischtomate nur an wenigen Stellen und verletzt diese wenn überhaupt nur minimal», sagt van Dam. Dadurch erhöhe sich die Lebensdauer des Produktes. Nicht nur deshalb ist er überzeugt, dass den Robotern in der Lebensmittelindustrie die Zukunft gehört. Auch aus der Schweiz hätten sich bereits Interessenten bei ihm gemeldet.
Optimale Respiration in der Verpackung
Ein grosses Thema bei den empfindlichen Lebensmitteln ist jeweils die Respirationsrate in der Verpackung. Die Herausforderung: Je nach Produkt, Jahreszeit oder Anbauregion sind die Ansprüche sehr unterschiedlich. Multivac bietet hier als Lösung seit ein paar Jahren das FreshSAFE-Verfahren an. Dabei wird eine Standardfolie je nach Frischprodukt mit unterschiedlich dicken, ganz feinen Nadeln gelocht, um die optimale Respirationsrate zu sichern, damit das Produkt möglichst lange haltbar bleibt. Es brauche jeweils etwas Zeit, um die richtige Kombination herauszufinden, sagt Matthias Maisel von Multivac. Der grosse Vorteil liege aber für die Kunden darin, dass beim FreshSAFE-System nur eine kostengünstige Standardfolie nötig sei und keine teuren Spezialfolien.
Karton oder Plastik?
Ein Dauerthema bleibt die Frage, welches Material aus Sicht der Umwelt für die Verpackung besser ist, Karton oder Plastik? Die global tätige Firma Mondi stellte in Berlin einen Karton vor, der dank eines neuen Herstellungs-Verfahrens drei Tage lang Feuchtigkeit aufhalten kann. Damit werde er für Transporte attraktiv, sagte Verkaufsdirektor Florian Stockert an einer Pressekonferenz. Eine Studie habe gezeigt, dass die Hälfte der Verbraucher in Wellpappe verpackte Früchte für hochwertiger hält als solche in Kunststoffkisten. Eine Lösung, die sich an solchen Überlegungen orientiert, präsentierte Mehrwegverpackungs-Logistiker Ifco, der seine sonst grünen Plastikkisten nun auch im Holzdesign mit diesem Fake zum Kauf verführen lässt, muss sich aber erst noch zeigen.
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