In Grangeneuve wurde über den aktuellen Stand der Technik von Jätrobotern und Drohnen informiert. Den Durchbruch haben die Roboter bei uns auf dem Feld noch nicht geschafft. Doch offenbar steht dieser kurz bevor.
Die Traktoren auf Schweizer Äckern und Wiesen sind eigentlich zu gross für die hiesigen Verhältnisse. Bernhard Streit ist überzeugt, dass für die kleinstrukturierte Schweizer Landwirtschaft Geräte von der Grösse eines Rasenmähertraktors vor allem auch ökonomisch das Richtige wären. Doch welcher Gemüseproduzent würde sich schon auf einen solchen Mini-Traktor setzen? «Deshalb muss man die ganze Sache automatisieren», sagte der Dozent der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (HAFL) an einem Treffen am Landwirtschaftlichen Institut in Grangeneuve. Dort wurden im September neue Automatisierungs-Techniken wie die Jätroboter der französischen Firma Naïo sowie des Westschweizer Startups Ecorobotix präsentiert. Beide Firmen scheinen der Praxistauglichkeit nun doch einen Schritt näher gekommen zu sein, auch wenn sie weiterhin auf den endgültigen Durchbruch warten.
Pflanzenschutz mit Drohnen
Die Drohnen der Firma Agrofly aus Sierre hingegen haben ihre ersten Praxis-Einsätze bereits hinter sich. «In diesem Jahr spritzten wir mit den Drohnen ein Spargelfeld im Wallis», sagte Didier Ançay von Agrofly in Grangeneuve. In China würde die Technologie schon auf einigen Flächen angewendet. Seine Firma testet zurzeit zudem auf einem Weingut in Südafrika. Agrofly ist bis jetzt die einzige Firma in der Schweiz, die hier die offizielle Zulassung der entsprechenden Behörden für solche Einsätze besitzt. Der Drohneneinsatz lohne sich vor allem in Kulturen mit hoher Wertschöpfung wie Gemüse und Wein, sagte er. Ein Vorteil liege darin, dass die Fluggeräte auch bei nassen Verhältnissen eingesetzt werden könnten. Zudem sei die Applikationstechnik effizient und es entstehe praktisch keine Abdrift. 35 Kilogramm wiegt das Gerät mit vollem Spritztank. Zurzeit steuern noch ausgebildete Piloten die Drohnen über die Äcker und Weinreben. «In Zukunft soll das aber alles autonom über spezielle Plattformen geschehen», sagte Ançay. Den Schwachpunkt bilden die Batterien, die maximale Flugzeiten von bloss 20 Minuten erlauben. Hier hoffe man auf eine Weiterentwicklung mit längeren Laufzeiten.
Warten auf GPS bei Naïo
Der Hackroboter Oz von Naïo ist auf dem Boden unterwegs. In Frankreich wird er bereits auf einigen Betrieben eingesetzt. In der Schweiz sei das Interesse zwar gross, sagte Gerhard Aebi von Aebi Suisse, der das rund 25 000 Franken teure Gerät hier vertreibt. «Wir präsentierten es auch auf mehreren Gemüsebetrieben.» Doch bis jetzt kam es erst in einer Weihnachtsbaum- anlage ernsthaft zum Einsatz. Das Prob-lem: Der Hackroboter arbeitet zwar kameragesteuert und mit Lasersensoren, die Hindernisse zuverlässig erkennen. Aber für die Praxistauglichkeit fehlt ein vollständiges GPS-System. Daran werde aber gearbeitet, sagte Aebi. Er ist überzeugt: «Viele Landwirte warten noch zu, bis das Gerät mit GPS ausgerüstet ist!»
Ecorobotix für Zwiebeln
Bereits vor zwei Jahren berichtete diese Zeitschrift über den Jätroboter der Westschweizer Firma Ecorobotix. Die Lancierung auf dem Markt war damals für 2016 vorgesehen. Nun soll es Anfang 2019 soweit sein. Zurzeit befänden sich 10 Geräte im Test auf Betrieben in der Schweiz, Frankreich und Belgien, sagte der Vertreter des Unternehmens in Grangeneuve. Der Ecorobotix ist wie der Naïo kameragesteuert. Das GPS kommt nur zum Einsatz, wenn eine definierte Sicherheitsgrenze auf der Parzelle überfahren wird. Das Gerät funktioniert autonom mit Strom von der eigenen Solarzelle. Der Einsatz sei aber auch bei bedeckten Verhältnissen möglich, erklärt die Firma. Das Prinzip: Kameras erkennen das Unkraut, Spritzdüsen auf zwei Greifarmen behandeln dieses dann gezielt mit einem Pflanzenschutzmittel. Rund 30 Prozent weniger Spritzmittel brauche das effiziente Verfahren, so der Hersteller. Die erste Spritzung muss allerdings konventionell erfolgen, der Ecorobotix ist nur für Nachspritzungen konzipiert. Pro Tag schafft das 25 000 Franken teure Gerät zwei bis drei Hektaren. Lanciert wird der Ecorobotix vorerst für die drei Kulturen Zuckerrüben, Raps, Zwiebeln sowie für die Plackenbekämpfung auf Wiesen.
Bei den Bodengeräten wartet man also weiterhin auf die absolute Praxisreife. «Man ist aber näher daran, als man denkt», sagte Streit. Am Anlass in Grangeneuve habe sich gezeigt, dass die Technologie vorhanden ist. Ein Problem sei, dass die (Klein-)Geräte nicht wetter-unabhängig sind: «Diese müssen auch bei nassen Verhältnissen funktionieren, wenn sie wirklich einen Vorteil haben wollen.» Seines Erachtens müsse die Automatisierung nun im nächsten Schritt auch auf etwas leistungsstärkeren Geräten eingeführt werden, die nicht nur jäten sondern auch säen und andere Arbeiten auf dem Acker ausführen können.
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