Zum Inhalt springen →

Promenatus ubiquitus: Hoffnungsträger auf kurzen Beinen

Eine Raubmilbe, die in Tomatenkulturen Rostmilben jagt und gleichzeitig gerne Mehltausporen verspeist? Die «Wunderwaffe»heisst Pronematus ubiquitus und ist neu in der Nützlingswelt. Jetzt soll sie praxistauglich gemacht werden.

Die Raubmilbe Pronematus ubiquitus ist so klein, dass sie die ebenfalls kleinen Rostmilben ausfindig machen kann.
Die Raubmilbe Pronematus ubiquitus frisst Rostmilben und Mehltausporen.

Seit dreissig Jahren arbeitet Felix Wäckers als Entomologe, aber das überraschte ihn doch. In Versuchen mit der Raubmilbe Promenatus ubiquitus stand eigentlich deren Wirkung gegen Rostmilben in Tomaten im Fokus. Und das funktionierte auch erstaunlich gut. «Doch ganz nebenbei entdeckten wir, dass es da gleichzeitig auch einen guten Effekt gegen Mehltau gab», sagt Wäckers. Der in den Niederlanden aufgewachsene Deutsche ist Direktor der Forschungs- und Entwicklungsabteilung beim global tätigen Unternehmen Biobest, das biologische Pflanzenschutzlösungen anbietet. Die Doppelwirkung stellte in der der Welt der Nützlinge eine Neuheit dar. 2022 erhielt Biobest für die Raubmilbe den von der International Biocontrol-Manufacturers Association (IBMA) verliehen Bernhard Blum Preis als innovativstes Produkt. In Praxisversuchen konnte Pronematus ubiquitus allerdings noch nicht vollends überzeugen. 

Das Ausbringen ist aufwändig

Die Raubmilbe jagt in Tomatenkulturen Rostmilben und verspeist zusätzlich Mehltausporen.
Wirkung gegen Mehltau: Links unbehandelte Tomaten und rechts mit Pronematus besiedelten Pflanzen.

Die Entdeckung von Pronematus ubiquitus ist trotzdem ein Hoffnungsschimmer am Nützlingshimmel. Die Suche nach einer Raubmilbe gegen die winzigen Rostmilben war nämlich bisher wenig erfolgreich. «Diese bewegen sich unter dem Schutz der Blatthaare, deren ausgestossene Sekrete zudem andere grössere Raubmilben abwehren», erklärt Nützlingsexperte Samuel Stüssi von Andermatt Biocontrol. Die Firma bietet einen Teil des Biobest-Sortiments in der Schweiz an. Die Pronematus ubiquitus ist ebenfalls klein und bewegt sich deshalb in den gleichen Regionen wie die Rostmilben. Zudem ernährt sich die Raubmilbe auch von Pollen und falls nötig von Pflanzensaft, weshalb sich ein Bestand gut für einen präventiven Einsatz aufbauen lassen sollte. In verschiedenen Praxisversuchen erfüllte Pronematus ubiquitus vor allem bei Bio-Tomaten denn auch die Erwartungen, was die Gefrässigkeit gegen Rostmilben und auch gegen Mehltau anbetrifft.Ein Problem sei aber der grosse Aufwand für das Ausbringen auf der Kultur, findet Samuel Stüssi: «Die Raubmilbe muss mit dem Pollen-Substrat manuell auf jede Pflanze appliziert werden.» Das sei einfach sehr teuer. 

Eher schwierig bei hors-sol-Kulturen

Felix Wäckers weist darauf hin, dass das Ausbringen von Nützlingen auch bei anderen Anwendungen aufwändig sei. «Bei Promenatus ubiquitus hat sich gezeigt, dass sich der Bestand nach dem Ausbringen während der ganzen Saison hält und sie ihre Aufgaben während der ganzen Saison erfüllt.» Auch Samuel Stüssi anerkennt, dass die Raubmilbe in Versuchen auf Biobetrieben ganz gut funktionierte. Er vermutet hier einen Zusammenhang mit dem im Vergleich zum konventionellen Anbau späteren Anpflanzen der Tomaten. Skeptisch ist er beim Einsatz von Pronematus ubiquitus in Hors-sol-Kulturen. «Die entfernten Blätter fallen mit den Raubmilben unter die Rinnen auf den Boden, weshalb sich der Bestand in der Kultur oben kaum halten kann.» Eine Chance sieht er hingegen bei der Erforschung, ob sich Pronematus ubiquitus auch erst bei akutem Befall wirkungsvoll einsetzen lässt. So liesse sich viel Zeit und Geld einsparen. Das Problem hier: Bei Mehltaubefall ist Schwefel im Gewächshaus oft das Mittel der Wahl. Doch gerade auf Schwefel reagiert Pronematus ubiquitus äusserst sensibel.

Kommerziell verfügbar ist die Raubmilbe noch nicht. Biobest arbeite daran, die Verfahren zu optimieren und sie marktfähig zu machen, sagt Felix Wäckers. Inzwischen führt die Firma zudem mehr Versuche in anderen Kulturen mit Fokus Mehltau-Bekämpfung durch. Vor allem in Erdbeeren seien die Resultate vielversprechend. Das Zulassungsgesuch in der Schweiz ist bereits am Laufen. Die Zukunft wird dann zeigen, ob und wie sich der «Super»-Nützling in den Schweizer Gewächshäusern durchsetzen kann.

www.biobestgroup.com

Veröffentlicht in Blog

Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Sie wollen mich persönlich kennenlernen?

eppenberger-media gmbh
David Eppenberger
Winkelstrasse 23
CH-5734 Reinach AG
Fon ++41 (0)62 771 02 91
Mobile ++41 (0)78 779 17 19
info@eppenberger-media.ch
MwSt-Nr. CHE-114.677.787