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Private Gemüsegärten vom Profi bepflanzt

Zwei Jungunternehmerinnen vermieten in Deutschland über 2000 Gemüsegärten an Private. Dabei arbeiten sie eng mit den Gemüseproduzenten zusammen.

Es herrscht so etwas wie die Ruhe vor dem Sturm auf dem Betrieb des Gemüsebauers Christoph Bonnie am Stadtrand von Aachen (D). In ein paar Stunden werden hier 140 Parteien ihre frisch bepflanzten Gärten in Empfang nehmen. Wanda Ganders steckt gerade die letzten Tafeln ein, die den Mietern in den nächsten sechs Monaten ihre Parzelle markieren. Zusammen mit ihrer Kollegin Natalie Kirchbaumer hatte sie vor fünf Jahren die Idee, in der Stadtnähe Gärten mit frischem Gemüse zu vermieten. Im Jahr 2010 starteten sie mit der Firma «meine ernte» an sechs Standorten und 250 Kunden. Vier Jahre später sind es bereits über 2000 Gärten an 22 Standorten in ganz Deutschland. Ein Garten mit über 20 verschiedenen Gemüsesorten kostet die Mieter pro Saison 179 Euro für 45 m2 oder 329 Euro für 85 m2. Die meisten würden sich für die kleinere Variante entscheiden, sagt Ganders.
Das System funktioniert so: «meine ernte» pachtet beim Gemüseproduzenten ein Stück Land. Dieser pflanzt die ersten Setzlinge und sät das Gemüse aus. Ist das Land einmal bestellt und mit dem ersten Satz bepflanzt ist für ihn die grösste Arbeit getan. Ab diesem Moment sind die Freizeitgärtner selbst fürs Jäten, Hacken, Ernten,mein_ernte Bewässern und Säen zuständig. Die weitere Aufgabe des Landwirtes besteht für den Rest der Saison darin, den Freizeitgärtnerinnen und -gärtnern alle ein bis zwei Wochen für eine Sprechstunde zur Verfügung zu stehen. Wie viel der Anbauer für seinen Aufwand erhält, will Ganders nicht preisgeben. «Aber es sicher so viel, dass es sich für ihn lohnt.» Weitere Vorteile kämen für ihn dazu. Zum Beispiel Präsenz in den Medien: «Viele unserer Vertragspartner betreiben Hofläden, die besonders von Zeitungsartikeln in der lokalen Presse profitieren.» Es gebe aber auch «meine ernte»-Bauern ohne eigene Direktvermarktung, die mit der Kundennähe ihres Betriebes bei ihren Abnehmern werben. Die Landwirte müssen nicht zwingend biozertifiziert sein. Der Mietvertrag schreibt aber die Bewirtschaftung nach «biologischen Kriterien» vor.
Die beiden studierten Betriebswirtschafterinnen konzentrieren sich bei ihrer Arbeit auf die Administration und Vermarktung. Bei der Umsetzung auf dem Feld zählen sie auf die Erfahrung der Landwirte. «Das Projekt klappt wohl so gut, weil jeder seine Kompetenzen optimal einbringen kann», sagt Ganders. Sie hätten einige Gemüseproduzenten getroffen, die alleine ähnliches bereits erfolglos versucht hätten. Ein Vorteil vom «meine ernte»-Konzept liegt eben darin, dass der Anbauer sich beispielsweise nicht mit Werbemassnahmen herumschlagen muss oder mit der Pflege von Kundenkarteien. Für diese Arbeiten fehlt einem Landwirt oft schlicht die Zeit. Dabei sind gerade sie matchentscheidend für den Erfolg eines solchen Projektes.
meineernteDie beiden Jungunternehmerinnen nutzen alle Möglichkeiten der modernen Kommunikation. In regelmässig verschickten Newslettern werden die Mieterinnen und Mieter beispielsweise darüber informiert, was an ihrem Standort gerade aktuell ist oder mit Rezepten für gerade aktuelles Gemüse versorgt. Dabei halten Ganders und ihre Kollegin jeweils Rücksprache mit den Landwirten. Diese regelmässigen Kontakte wirken zusätzlich vertrauensfördernd. Doch auch die Kommunikation mit den Mietern wird gepflegt. Auf jedem Standort findet wie heute hier in Aachen eine offizielle Saisoneröffnung statt, an der mindestens eine der beiden Frauen anwesend ist. Sie sind in der Anbauzeit von April bis Anfang November die erste Ansprechstation wenn es Probleme gibt. Auf einem Forum auf der Website können sich die Gärtner zusätzlich austauschen.
Mit «meine ernte» scheinen Ganders und ihre Kollegin einen Nerv der Zeit getroffen zu haben: Die Sehnsucht nach der Scholle ist gross. Es gibt kaum eine Zeitung oder eine TV-Station die nicht schon über «meine ernte» berichtet hat. «Wir hätten auch hier in Aachen noch mehr Flächen vermieten können». Und die Richtung ist klar: «Wir wollen weiter expandieren». Auch in die Schweiz? Das sei durchaus vorstellbar.

www.meine-ernte.de

 

Veröffentlicht in Blog

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