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Praxisnahe Forschung für Gemüsebranche

Die Versuchsstation Gemüse hat ihre dritte Versuchs-Saison hinter sich. Ihr Auftrag: Die Ausarbeitung von praxisnahen Lösungen für drängende Probleme auf dem Gemüse­acker. Stationsleiter Michael Gugger bittet die Branche aber zu Geduld.

In der Versuchsstation Gemüse in Ins wird praxisnah geforscht.
Der Seeländer Michael Gugger leitet die Versuchsstation Gemüse in Ins.

Es ist etwas dunkel im Keller im Inforama in Ins, wo das Büro der Versuchsstation Gemüsebau untergebracht ist. Doch hell leuchtet der Computerbildschirm von Stationsleiter Michael Gugger, der gerade Daten der laufenden Feldversuche aus den letzten Monaten auswertet. Er teilt das Büro mit Sandra Anselmo, die zu 90 Prozent als wissenschaftliche Mitarbeiterin angestellt ist. In der Anbausaison kommen zusätzlich eine Praktikantin oder ein Praktikant dazu. Diese braucht es vor allem während den strengen Sommermonaten auf den Versuchsparzellen. Neben Langzeitversuchen zur ressourceneffizienten Stickstoff-Düngung, bodenbürtigen Krankheitserregern und Gründüngungen in Gemüsebaufruchtfolgen stehen zahlreiche Experimente in weiteren Teilprojekten zu alternativen Pflanzenschutzstrategien auf dem Programm. Darunter in diesem Jahr 18 On-Farm-Versuche direkt auf Betrieben. Das Personal sei bei dieser Fülle an Aufgaben eigentlich immer knapp, findet Michael Gugger. «Es ist nicht einfach, die hohen Erwartungen der Produktion zu erfüllen.» Beteiligte aus Praxis, Beratung und Forschung planen und führen hier gemeinsam Projekte durch. «Anders als in der klassischen Forschung stehen alle gleichermassen in der Verantwortung und tauschen sich eng aus», erklärt er.

Onfarm-Versuche sind besonders nah an der Praxis.
Onfarm-Versuche wie hier mit Insektiziden in Salaten sind besonders praxisnah.

Aus der Branche für die Branche

Michael Gugger kennt die Sorgen der Gemüsebetriebe: zurückgezogene Wirkstoffe, neue Schädlinge oder Nährstoffabsenkpfad sind die Schlagworte dazu. Er ist auf einem Landwirtschaftsbetrieb in der Region aufgewachsen und wohnt heute in Brüttelen, wo er auf dem eigenen Betrieb unter anderem Kürbisse und Bohnen im Nebenerwerb anbaut. Zudem arbeitete er vor seinem Wechsel zur Versuchsstation zwei Jahre im Gemüsehandel. Von dort kennt er auch die Anforderungen des Marktes. Er verstehe natürlich, dass die Branche nach schnellen Lösungen schreie. Beispielsweise wenn in Zwiebeln plötzlich Herbizide fehlten und das Unkraut schier unkontrollierbar wuchere. Er sei hier allerdings in den letzten drei Jahren etwas auf die Welt gekommen, gibt er zu. Auch wenn es ihm schwerfalle, müsse er die Erwartungen der Gemüsegärtner jeweils dämpfen. Denn Gemüseforschung ist nicht auf Kurzfristigkeit angelegt. «Ein Jahr Anbauversuch ist oft kein Jahr», sagt er. Nicht gut abgeklärte Schnellschüsse seien nicht zielführend. Erste Schlussfolgerungen bei den Langzeitversuchen seien gar erst in einigen Jahren möglich.

Versuchsergebnisse auf legunet.ch

Die Erkenntnisse aus den Versuchen werden jeweils Ende Jahr zusammenfassend publiziert. Und Schlüsse daraus können durchaus gezogen werden, sei es nur schon für die Versuchsanordnung im Folgejahr. Beispielsweise wenn bei einem Teilprojekt zur Bekämpfung der Kopffäule in Brokkoli Pflanzenstärkungsmittel keine fäulereduzierende Wirkung erzielten, ein Mikroorganismenpräparat hingegen schon. Oder beim an der Gemüsefreilandtagung im August gezeigten Herbizid-Versuch in Zwiebeln, welcher unter anderem die Wirkung des Spot-Sprayers AVA von Ecorobotix testete. Ein regelmässiges Update aus den Versuchen wird für alle Schweizer Gemüsebetriebe frei zugänglich auf legunet.ch publiziert. Zudem werden Resultate an regionalen und nationalen Tagungen und Flurbegehungen vorgestellt. Die Versuchsstation Gemüsebau steht allen offen, welche Ideen einbringen und aktiv mitwirken wollen. 


Die Versuchsstation Gemüsebau in Ins führt Forschung und Praxis zusammen: Gemeinsam arbeitet sie nach der Methodik der Co-Creation an Lösungen für einen nachhaltigen Gemüsebau. Sie wird von Agroscope, der Gemüseproduzenten-Vereinigung der Kantone Bern und Freiburg (GVBF) sowie von den Kantonen Bern und Fribourg getragen. Diese stellen unter anderem Infrastruktur und Versuchsflächen zur Verfügung und finanzieren die Forschungsstellen. Ein Steuergremium aus Fachleuten aus der Branche entscheidet darüber, welche Versuche umgesetzt werden. Die Station arbeitet eng mit weiteren Institutionen zusammen wie der Hochschule für Landwirtschaft (HAFL), der Zentralstelle für Gemüsebau (SZG), dem Verband Schweizer Gemüseproduzenten (VSGP) wie auch mit der Extension Gemüse von Agroscope in Wädenswil, von der sie aber organisatorisch unabhängig ist. 

 www.bit.ly/agroscope_versuchsstation

Veröffentlicht in Blog

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