Der Humusverlust auf intensiv genutzten Böden ist beträchtlich. Mit der Ausbringung von Kompost kommt organische Masse zurück in den Boden. Doch die «richtige» Herstellung von Kompost ist nicht ganz ohne.
Es war eine Hiobsbotschaft für den Gemüsegärtner Rolf Etter von der Betriebsgemeinschaft bioleguma, als das fribourger Kantonsgericht im Herbst die bereits erteilte Baubewilligung für die geplante Kompostieranlage in Ried wieder aufhob. Eines der Hauptargumente der Einsprecher war die befürchtete Geruchsbelastung der Nachbarn. Das zeigt: Kompost hat einen schlechten Ruf. Das müsste nicht sein, wenn es nach dem Kompostexperten Urs Hildebrandt geht. Denn er sagt: «Guter Kompost stinkt nicht.» Der gelernte Gärtner erklärt Landwirten mittlerweile auf der ganzen Welt, wie richtiges Kompostieren geht. Auch Rolf Etter liess sich von ihm überzeugen. Ihm ging es vor allem darum, den Anteil des eingesetzten Handelsdüngers zu ersetzen und den Humusaufbau zu fördern. Mit Material aus der regionalen Kompostieranlage in Galmiz hatte er keinen Erfolg. Also suchte er nach Lösungen, wie er besseren eigenen Kompost herstellen konnte, nicht zuletzt auch, um die vielen Grünabfälle im Kreislauf zu behalten.
Auf das Milieu kommt es an
«Gelenkter Kompost» heisst das Zauberwort. Oder anders gesagt: die Herstellung von Kompost, der dem Boden auch etwas bringt, benötigt mehr Aufmerksamkeit, als ihm in den meisten Kompostieranlagen geschenkt wird. Ein Aufwand, der sich aber langfristig lohne, findet Hildebrandt. Er spricht lieber von Nährhumus. Denn nur dieser bringt mit seiner Struktur und seinen Mikroorganismen Leben und Humus in den Boden. Richtig eingesetzt, erhalte sich das System langfristig von selbst. Er ist sogar überzeugt, dass Unkraut – ja, sogar Erdmandelgras – in einem gelenkten Kompost keine Chance habe. «Herbizide sind nicht mehr nötig», sagt er. Doch um diese Ziele zu erreichen, sei es die Aufgabe des Kompostierers, für das richtige Milieu im Kompost zu sorgen. Grundsätzlich heisst das: maximale Temperatur von 65 Grad, genug Sauerstoff und Feuchtigkeit, Erdzusatz als Puffer, frisches Material und das richtige C:N-Verhältnis. Der Haufen darf nicht zu hoch sein und muss mit dem passenden Gerät regelmässig – zu Beginn täglich – gewendet werden. Bei entsprechenden Aussentemperaturen ist der Kompost in 6 bis 8 Wochen fertig. Dann riecht er nicht mehr, übrigens auch nicht nach Waldboden, was landläufig immer noch als Qualitätsmerkmal betrachtet wird. Für Hildebrandt ist klar, dass der Kompost in diesem Fall noch nicht fertig wäre.
Feldrand nicht ideal
Rolf Etter wendet das System an einem Feldrand an. Das sei nicht ideal, weil der Kompost bei schlechtem Wetter nicht maschinell gewendet werden könne. Gerade deshalb plante er ja eine neue Anlage mit einem festen Untergrund. Der Biogemüsegärtner stellte aber schon mit der aktuellen Kompost-Lösung eine deutliche Verbesserung im Boden fest. «In vier Jahren konnten wir den Humusgehalt immerhin um 0,2 Prozent erhöhen». Auch andere Gemüsegärtner arbeiten bereits nach dem System von Hildebrandt. Thomas Beerstecher in Dübendorf beispielsweise, stellt fest, dass die Wasserspeicherfähigkeit des Bodens deutlich besser geworden sei. Wie es für Rolf Etter weitergeht, ist noch unklar. Wahrscheinlich lanciert er ein neues Projekt für eine Kompostieranlage. Denn für ihn ist klar, dass er seinen Kompost weiterhin nach dem Prinzip Hildebrandt herstellen wird. Und dieser Kompost stinkt nicht.
So wird das richtige Milieu im Kompost erreicht:
• Max 65 Grad Temperatur
• Mindestens 5 % Sauerstoff
• 55-60% Feuchtigkeit
• C:N-Verhältnis von 30:1
• 10 % Erdzusatz
• Mindestens 15 % frisches Material
• 30-40% Strukturmaterial
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