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Nährwertdatenbanken sind bis 2009 gefüttert (SVIAL-Journal 24.10.2007)

Die Schweizer Nährwertdatenbank liefert Informationen über die Zusammensetzung von Lebensmitteln. Paolo Colombani betreut die Nährwertdatenbank im Rahmen des Projektes SwissFIR. Die Daten liefern die Grundlage für eine schweizweit geplante Erhebung des Essverhaltens.

Paolo ColombaniWas hat ein McDonalds-Menü bestehend aus Hamburger, Pommes und einer Cola gemeinsam mit 1,2 Kilogramm gekochten Kartoffeln, 5 Kilogramm rohen Kohlrabi oder 210 Gramm weisser Schokolade? Das: Alles enthält etwa gleich viel Kilojoule. Wie man auf solche Daten kommt? Mit Hilfe von Nährwerttabellen. Und solche sind immer besser verfügbar. Zum Beispiel auf der Website des Fastfood-Anbieters McDonalds. Der Online-Nährwertberechner berechnet dort für sechs Chicken McNuggets einen Energiewert von 1045 Kilojoule. Nicht nur ernährungsbewusste Leute stellen ihre Menüs aufgrund solcher Daten zusammen. Auch Grossküchen und Spitäler sind auf sie angewiesen. Die Schweizer Nährwertdatenbank – erstellt im Rahmen des Projekts SwissFIR (Swiss Food Information Resource) -, liefert die Werte zu allen wichtigen Nahrungsmitteln: von der Konfitüre über die Essiggurke bis zum Roggenbrot.

Nährwertdatenbanken haben Zukunft

Kilojoule, Vitamine oder Kohlenhydrate. Der ernährungsbewusste Mensch von heute weiss, wie viel Schokolade er essen darf, damit er im Pensionsalter nicht wegen Übergewicht einen Herzinfarkt erleidet. Doch der Nutzen einer Nährwertdatenbank bei Nahrungsmitteln ist weit grösser. Landwirte können ihre Futtermischungen optimieren. Allergiker werden in Zukunft das Handy an den Barcode des Lebensmittels im Gestell halten, um per SMS zu erfahren, ob Gefahr von Erdnüssen droht. Das ist noch Zukunftsmusik, doch an der ETH in Zürich arbeitet die Gruppe um Paolo Colombani daran, dass diese Vision bald Wirklichkeit wird. Weit davon entfernt ist man eigentlich gar nicht mehr. Seit zehn Jahren – mit Unterbrüchen – wird die Schweizer Nährwertdatenbank mit Daten gefüllt. Seit diesem Jahr kann jedermann frei über das Internet auf die Daten zugreifen. Und das Angebot kann sich sehen lassen: Fast 700 Lebensmittel sind mit ihren Makronährstoffen, Wasseranteilen, Vitamin-, Mineralstoff- und Alkoholgehalten publiziert.

Mit EuroFIR zu mehr Qualität

Paolo Colombani ist Projektleiter der Schweizer Nährwertdatenbank. Er sitzt aber auch im Vorstand der Schweizer Gesellschaft für Ernährung SGE, die die Bevölkerung in Fragen der

 

SwissFIR

SwissFIR (Swiss Food Information Resource) ist ein Projekt, in dessen Rahmen die vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) und der ETH Zürich gemeinsam erstellte Schweizer Nährwertdatenbank verwaltet und aktualisiert wird.

Ernährung informiert und berät. Colombani befasst sich seit vielen Jahren mit Fragen der Ernährung. Sie ist seine Leidenschaft. Und trotzdem ist er nicht ein Chörnlipicker, wie das Aussenstehende vielleicht erwarten würden. Da hat es auch Platz für einen Schluck Cola Light. „Kein Problem. Alles eine Frage des Masses“, antwortet er souverän auf die fragenden Blicke des Journalisten. Cola Light ist in der Datenbank als „Colagetränk, mit Süssungsmitteln“ eingetragen. Die enthaltenen Werte in 100 Gramm Flüssigkeit: 99.8 g Wasser, 0g Kohlenhydrate, 0g Protein und 11 mg Chlorid.
Im Auftrag des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) leitet Colombani im Departement Agrar- und Lebensmittelwissenschaften an der ETH in Zürich seit 2006 das Projekt SwissFIR. Zuvor lagen die Daten der Schweizer Datenbank wegen fehlendem Geld quasi drei Jahre brach. „Die Lancierung des EU-finanzierten Projektes EuroFIR im Jahr 2005 brachte wieder Bewegung in die Nährwertdatenbank“, sagt Colombani. EuroFIR ist eine Partnerschaft zwischen 46 Universitäten, Forschungsinstituten – darunter die ETH Zürich – und Unternehmen aus 25 Ländern. Das Ziel: Bis

 

EuroFIR

Das weltweit führende europäische Network of Excellence in Nährwertdatenbanksystemen ist eine Partnerschaft zwischen 46 Universitäten, Forschungsinstituten und klein- und mittelständischen Unternehmen aus 25 Ländern. Das Ziel von EuroFIR ist die Entwicklung und Integration einer verständlichen und zuverlässigen Datenbank, die eine einzelne, massgebende Informationsquelle über Lebensmittel für Europa bereitstellt.

ins Jahr 2009 sollen die vielen bereits existierenden Nährwertdatenbanksysteme zu einer einheitlichen Datenbank harmonisiert werden. EuroFIR soll künftig die massgebende Informationsquelle über Lebensmittel in Europa sein. „Es geht jetzt vor allem um die Standardisierung auf technischer Ebene der Datenbanken, um so die Verwendung der Daten zu vereinfachen“, präzisiert Colombani. Zudem erhofft er sich natürlich eine Steigerung der Qualität bei den Daten. Denn das ist heute ein Problem: Viele Datenwerte in SwissFIR stammen von Analysen aus nicht akkreditieren Labors oder sind schlecht dokumentiert. „Mit EuroFIR wird sich das ändern“, sagt Colombani. Bis ins Jahr 2009 hat seine Gruppe an der ETH Zeit, die Daten auf Vordermann zu bringen.

Nanuss als Antreiber

Doch dass die Schweizer Näherwertdatenbank vor eineinhalb Jahren quasi aus dem Schlaf geholt wurde, hat nicht nur mit EuroFIR zu tun. Die Daten sollen die Basis für ein ganz anderes Projekt liefern: Dieses heisst NANUSS und steht für „National Nutrition Survey Switzerland“. Das BAG hat nämlich beschlossen, eine nationale Ernährungserhebung bei der Bevölkerung durchzuführen. Die Schweiz hinkt diesbezüglich anderen Industrieländern nach. Alle wissen, dass beispielsweise Übergewicht bei uns ein Problem ist. Um wirkungsvolle Präventionsmassnahmen zu entwickeln braucht es vor allem etwas: Man muss wissen, wie das Essverhalten von Herr und Frau Schweizer aussieht. Mit NANUSS soll dieser Lücke nun auch in der Schweiz endlich gefüllt werden. „Nanuss befindet sich in der ersten Projektphase“, erklärt Michael Beer vom BAG auf Anfrage. In den nächsten Monaten werde das Vorgehen in der Schweiz bestimmt und dann in Pilotstudien verfeinert. Paolo Colombani führte mit seinen Leuten eine Pilotstudie zur Methodik durch, die bei NANUSS angewendet werden soll. Die eigentliche Studie soll in zwei Jahren beginnen. Dann wird auch die Schweizer Nährwertdatenbank soweit sein. Sie bildet einen der Hauptpfeiler von NANUSS.

www.swissfir.ch

www.eurofir.net

Veröffentlicht in Blog

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