Das neue Geschäftsgebäude des Duschbrausenherstellers Nikles Inter AG in Aesch BL erfüllt die hohen Anforderungen des Minergie-Baustandards. 1998 schlug die Geburtsstunde dieses Ökolabels. Der Baustandard propagiert mehr Lebensqualität bei tiefem Energieverbrauch – und trifft damit heute wie vor zehn Jahren den Nerv der Zeit.
Der schlichte aber trotzdem auffällige Bau steht im Gewerbegebiet Aesch-Nord am Rand der Stadt Basel. Würfelförmig aus Beton mit viel Fensterfläche. Seit einem Jahr ist hier die Firma Nikles Inter AG zu Hause. Auf dem Schild am Eingang des weltweit tätigen Duschbrausenherstellers steht: «Minergie: Mehr Lebensqualität, tiefer Energieverbrauch.» Im Gebäude selbst spürt man sofort, was damit gemeint ist. Die Raumtemperatur ist auch im Winter angenehm, die Luft rein. Um den zehn Meter hohen, hellen Innenhof erstrecken sich über drei Etagen die Geschäftsräume. Im Zentrum des Gebäudes steht die verglaste Liftanlage mit dem Aufzug der Firma Schindler. Einer Sonderanfertigung. Im Haus gibt es kaum einen Winkel, der nicht mit natürlichem Licht versorgt wird. Der Glasanteil an der Fassade beträgt nahezu 40 Prozent. Ein Sonnenschutz sorgt dafür, dass es in den Innenräumen im Sommer nicht zu warm wird. Sollte dies trotzdem einmal der Fall sein, werden die Luft/Wasser-Wärmepumpen einfach in den Umkehrbetrieb geschaltet und die eigentliche Fussbodenheizung wird zur Kühlanlage. Weil die Gebäude-Fassade optimal gedämmt und der Wärmeverlust deshalb minimal ist, brauchen die Wärmepumpen für die Heizung während der kalten Jahreszeit nur bescheidene Strommengen.
Nachhaltig bis zum Gehtnichtmehr
Der Minergie-Standard steht aber nicht nur für tiefen Energieverbrauch – die meisten konventionellen Neubauten erfüllen heute ähnliche Werte –, sondern vor allem für Behaglichkeit und Wohlbefinden. Und dazu trägt die Komfortlüftung massgebend bei: Sie sorgt auch im Geschäftsgebäude der Nikles Inter AG für einen stetigen Luftaustausch und eine gute Qualität der Raumluft. Und: Das Wärmerückgewinnungssystem fängt die Lüftungswärmeverluste auf und trägt zusätzlich zur effizienten Energieverwendung bei.
Für den Geschäftsführer Gerhard Nikles war von Anfang an klar, dass der Neubau den Minergie-Baustandard erfüllen sollte. «Als Hersteller von Duschbrausen für die ganze Welt – also auch für Länder, wo Wasser knapp ist – hat die Ökologie für uns einen besonders hohen Stellenwert», sagt der Patron. Und lassen sich damit sogar noch Energiekosten einsparen umso besser. Der mit dem Bau beauftragte Architekt Hans Ruedi Bühler aus Bottmingen atmet tief durch. «Es war nicht ganz einfach, alle verlangten Kriterien mit dem Minergie-Standard in Einklang zu bringen.» Nicht immer seien die Vorschriften der Minergie-«Schreibtischtäter» nämlich sinnvoll. Doch er hat es geschafft. «Das Gebäude ist nun nachhaltig bis zum Gehtnichtmehr», schmunzelt der Architekt.
Energie-Pioniere in Basel
Energiesparendes Bauen hat im Kanton Basel Stadt eine lange Tradition. So unterstützt er bereits seit über 25 Jahren Massnahmen zur Sanierung der Gebäudehüllen finanziell. Nun setzt er noch einen drauf und hat seit diesem Jahr zusammen mit dem Nachbarkanton Basel Land (seit Juli 2009) die strengsten Bauvorschriften beim Wärmeschutz gesetzlich verankert. Beide Kantone verlangen bei Neu- und Umbauten die Einhaltung der Minergie-Primäranforderungen. Das heisst: Ein Gebäude darf für die Heizwärme nicht mehr als – umgerechnet in Öläquivalenten – 4 Liter Öl pro m2 Fläche verbrauchen. Zum Vergleich: Ein nicht saniertes Haus aus den 70iger-Jahren benötigt mehr als 20 Liter. Nicht verlangt wird die Installation einer bei Minergie-zertifizierten Gebäuden vorgeschriebenen kontrollierten Lüftungsanlage. Beide Kantone verlangen deutlich mehr, als in den Anforderungen der Mustervorschriften der Kantone im Energiebereich (MuKEn) empfohlen wird.
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