Niklaus Hari setzt sich seit Jahren für mehr Kleinbiogasanlagen in der Landwirtschaft ein. Seine Anlage Marke Eigenbau zeigt: Es funktioniert.
Der Tüftler Niklaus Hari aus Reichenbach im Kandertal entwickelte schon vor bald 30 Jahren eine kleine Biogasanlage für seine 18 Mutterkühe und die paar Kälber. Seine Vision damals und heute: Günstig und einfach musste die Anlage sein, damit sie auch für viele seiner Bauernkollegen erschwinglich wird. Der Biobauer sieht die Energiezukunft in vielen kleinen dezentralen Anlagen, die primär mit eigenem Hofdünger und Mist betrieben werden. Mittlerweile hat er das System weiterentwickelt, mit einem Kollegen die Firma Haral GmbH gegründet, und es zur Marktreife gebracht: «Vier Baueingaben in drei Kantonen sind am Laufen». Finanzielle oder moralische Unterstützung hat er für die Entwicklung seiner Anlage nie wirklich erhalten. Mit seiner Kleinanlage mit der auch für Schweizer Verhältnisse geringen Leistung von 16 Kilowatt Strom und 20 Kilowatt Wärme erntet er im Bundesamt für Landwirtschaft oder im BFE oft nicht mehr als ein müdes Lächeln. «Die zuständige Person bei der Forschungsanstalt war nicht einmal bereit, sich die Anlage vor Ort anzusehen.» Dabei könnte mit solchen Mikrobiogasanlagen das Methanproblem in der Tierproduktion zu einem grossen Teil gelöst werden, findet er. Hari lässt sich vom Desinteresse in den Ämtern nicht demoralisieren. Jetzt werde die Energiewende halt von unten in Angriff genommen. «Wenn 15’000 Bauern mitmachen, können wir das Kernkraftwerk Mühleberg problemlos ersetzen.» Er selbst hat in den letzten beiden Jahren 190’000 Franken in die Erneuerung seiner Anlage investiert.
In wenigen Minuten erklärt
In der Küche seines alten Bauernhauses – geheizt übrigens mit der Abwärme der Biogasanlage –, erklärt Hari seine Anlage. Das System ist so einfach, dass es sich mit einer Kreide auf den Küchentisch malen lässt. Die Gülle fliesst vom Stall in den 100 m3 fassenden unterirdischen dreikammerigen Gärraum mit eingebauter Tauchschneidepumpe und Rührwerk. Das Gärgut fliesst ganz langsam in 40 Tagen durch die drei Kammern. Der alte Gärraum dient als Nachgärraum. Das Gas strömt in einen einfachen Ballon, der neben dem Misthaufen liegt. Das 50’000 Franken teure Blockheizkraftwerk des Typs Mephisto der Firma Kraftwerk produziert mit dem Gas rund 55’000 Kilowattstunden Strom und mehr als doppelt soviel Wärme. Hari erhält seit 2009 für den Strom die Kostendeckende Ein
speisevergütung (KEV) von 48,5 Rappen pro Kilowattstunde. Darin inbegriffen ist der Landwirtschaftsbonus, weil er neben der Gülle nur rund 10 Prozent Kaffeesatz als Co-Substrat verwendet. Für die Nutzung der Wärme erhält er zudem den Wärmebonus von 2,5 Rappen pro Kilowattstunde. Hari füttert die Anlage täglich zusätzlich zur Gülle mit ein paar Garetten Mist und Kaffeesatz. Letzterer verhelfe der Anlage zu mehr Gasertrag und mit einem Tonnenpreis von 5 Franken sei das Material günstig. Hari ist allerdings überzeugt, dass das System auch ohne solche Co-Substrate rentabel ist. Für eine von ihm geplante Anlage auf einem solothurnischen Bauernhof mit 140 Kühen und einem Gärraum von 750 m3 rechnet Hari mit Kosten von rund 300’000 Franken.
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