Je mehr Wärme von der Kehrichtverbrennungsanlage im neuen Gewächshaus der Beerstecher AG in Hinwil für die Gemüseproduktion genutzt wird, desto besser für die Umwelt.
So sehe die Zukunft der Gewächshausproduktion in der Schweiz aus, sagte Melanie Chaves von der Migros Genossenschaft Zürich an der offiziellen Eröffnungsfeier des CO2-neutral betriebenen Gewächshauses in Hinwil schon fast euphorisch. Seit sechs Jahren steht auf der anderen Seite der Kehrichtverbrennungsanlage bereits ein Gewächshaus, das nach dem gleichen Prinzip betrieben wird. Auf einer zusätzlichen Fläche von 3,3 Hektaren wachsen nun im neuen Gewächshaus künftig zusätzliche Tomaten, Gurken und Peperoni bodenunabhängig auf Kokossubstrat, im Winter werden Salate und Radieschen als Bodenkultur angebaut. Sogar Thomas Wirth vom WWF und Andreas Hasler von Pro Natura fanden lobende Worte für das am Freitag in Hinwil offiziell eingeweihte Gewächshaus des Zürcher Gemüsegärtners Thomas Beerstecher. Wie ist es dazu gekommen? Das Zauberwort ist Nachhaltigkeit: Die Gewächshäuser in Hinwil nutzen Wärme von der Kehrichtverbrennungsanlage des Zweckverbandes Kehrichtverwertung Zürich Oberland (KEZO). Die Produktion von Strom und Wärme aus der Verbrennung von Abfall gilt unter dem Strich als CO2-neutral. Das passt in das Konzept der Gemüse-Abnehmer: «Coop will möglichst viel mit fossilen Energien produziertes Gewächshausgemüse durch solches aus Gewächshäusern wie in Hinwil ersetzen», sagte Bruno Cabernard, Leiter Nachhaltigkeit bei Coop.
Je mehr Wärme desto besser
Beim Ganzen handelt es sich um eine klassische Win-Win-Situation: Die KEZO produziert mit dem heissen Dampf aus der Verbrennung Wärme und Strom. Bei Letzterem entsteht heisser Abdampf, der um die Anlage zu Kühlen normalerweise mit grossen Ventilatoren abgeführt werden muss und ungenutzt in der Umgebung verpufft. Diese grossen Ventilatoren ihrerseits verbrauchen dabei aber viel Strom. Wird Wärme vorher mit dem 45 Grad heissen Heizwasser in die Gewächshäuser geleitet, muss weniger gekühlt werden. Die Ventilatoren stehen entsprechend weniger lang in Betrieb und verbrauchen so weniger Strom. Mit anderen Worten: Je mehr Wärme die Gewächshäuser nutzen, desto mehr Strom bleibt der KEZO unter dem Strich übrig.
Trotz vielen netten Worten an der Eröffnungsfeier ging der Bau des Gewächshauses auch in Hinwil nicht ohne Nebengeräusche über die Bühne. «Wir begannen im Jahr 2008 mit der Planung», sagte Thomas Beerstecher. Und bei einem Teil der Bevölkerung bewirken solche Gewächshauslandschaften nicht eben Freudensprünge. Die Gemeindeversammlung stimmte dem Projekt aber mit grossem Mehr zu. Einigen kritischen Einwohnern hatte es offenbar im vor sieben Jahren erstellen Gewächshaus zu viel Beton. Thomas Beerstecher konnte diese Kritik aber problemlos erwidern und hob die Folie und die Erde war deutlich zu sehen. Beton im ganzen Gewächshaus sei viel zu teuer und zudem kontraproduktiv, weil er nicht wie der Boden die Temperatur und Feuchtigkeit ausgleichen könne, erklärte der Gemüsegärtnermeister.
Grosses Publikumsinteresse
Am Samstag führte der Gewächshausbetreiber zusammen mit der KEZO einen Tag der offenen Türen durch, der grossen Anklang fand: «Über 3500 begeisterte Personen informierten sich an vielen Infoständen über Nützlinge, Substratanbau, Wasser- und Heiztechnik sowie einem Rundgang mit Tomatendegustation vor Ort über die moderne Gewächshausproduktion»», sagt Thomas Beerstecher.
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