Hans-Ueli Müller staunte nicht schlecht, als er im Juni noch weitgehend unversehrten Zuckerhut in der Lagerbox von Janny MT vorfand. Nun hat der Gemüsegärtner seine eigene Firma gegründet, um das System in der Gemüsebranche einzuführen.
Das gab es noch nie auf dem Biogemüsebaubetrieb von Niklaus Müller in Bibern SO: Erstmals konnte er eine Januar-Lieferung des Gmües-Abos in diesem Jahr mit eigenem Brokkoli befüllen. Geerntet wurde dieser Mitte November. «Unter normalen Kühl-Bedingungen bleibt er höchstens zwei Wochen frisch», sagt er. Die Lagerbox von Janny macht nun aber den Unterschied und verlängert die Haltbarkeit deutlich. Dabei ist das System einfach: Auf dem Deckel der 610 Liter fassenden Plastikkiste sind sechs Membranen integriert, die je nach Produkt mehr oder weniger geöffnet sein müssen. «Wichtig ist, dass Sauerstoff- und CO2-Gehalt in einem guten Verhältnis bleiben», erklärt Hans-Ueli Müller. Er ist mittlerweile Experte in Sachen Lagerboxen: Nach der Betriebsübergabe an seinen Sohn gründete er im letzten Jahr mit Müllers Lagerlösungen gmbh noch einmal eine Firma und damit eine offizielle Vertretung der französischen Firma Janny MT.
Dabei war es nicht Liebe auf den ersten Blick. Als sein Sohn vor einem Jahr zwölf Kisten und ein CO2-Messgerät für Versuche bestellte, erschrak er zuerst über den hohen Preis. «Heute weiss ich aus eigener Erfahrung, dass eine Box nach spätestens zwei Jahren bezahlt ist», sagt er. Schon im ersten Jahr staunte er darüber, wie Chiccorino, Zuckerhut oder Kabis bis lange in den Frühling hinein fast ohne Schäden blieben. Oder: Eine Box mit Zuckerhut wurde aus Versehen zu den bereits geleerten gestellt. Umso mehr staunte er, als sie dann diese im Juni öffneten: «Da waren vielleicht drei faule Exemplare, der Rest war einwandfrei.» Das alles überzeugte Hans-Ueli Müller derart, dass er sich schliesslich entschloss, die Vertretung für den Vertrieb zu übernehmen.
Für Gemüse wie Brokkoli, Blumenkohl, Fenchel, Kabis, Zuckerhut und Endivien habe sich das System bewährt. Zudem bleibe es jedem offen, eigene Versuche durchzuführen. So habe es beispielsweise auch mit Bärlauch ganz gut funktioniert, sagt Hans-Ueli Müller. Nicht geeignet seien die Boxen für typische Lagergemüse wie Randen oder Karotten, wo es bessere Lösungen gebe. Das Ganze sei aber gerade für Direktvermarkter wie ihr Betrieb ein Vorteil, weil dadurch das Gemüse-Angebot gerade in der problematischen Winterzeit wegen der längeren Haltbarkeit vielfältiger gehalten werden könne, findet er. Und natürlich würden die Verluste durch Foodwaste verringert und es falle weniger Rüstaufwand an. Er schmunzelt: «Eigentlich baue ich so unsere Konkurrenz auf.»
Hans-Ueli Müller ist von seinen diversen Verbandstätigkeiten in der Gemüse-Branche bestens bekannt. Künftig will er mit den Janny Boxen einen Tag pro Woche bei seiner Kundschaft unterwegs sein. Er ist überzeugt, dass das Geschäfts-Risiko für ihn gering sei, weil das Produkt für Gemüsegärtner viele Vorteile bringe. In seinem Alter muss er aber sowieso nicht mehr auf Teufel komm raus Profit machen. Er sieht in seiner neuen Herausforderung vor allem auch eine Chance, mit der Branche in Kontakt zu bleiben und diese einen Schritt voranzubringen.
Mehr Infos: www.biogmuesabo.ch
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