Der Geschäftsführer von Lidl Schweiz erklärte den Betriebsleitern aus der Gemüsebranche das Verkaufskonzept des Harddiscounters.
Noch sei Lidl nur eine kleine Mücke im Schweizer Markt, sagte der Lidl-Geschäftsleitungsvorsitzende Andreas Pohl letzte Woche anlässlich des traditionelles Betriebsleiterseminars des Gemüseproduzentenverbandes VSGP in Engelberg. Um beim Bild zu bleiben: Die Stiche taten ganz schön weh. Die Eröffnung der ersten Schweizer Filiale im März brachte viel Nervosität in den Markt. Die Tiefpreis-Angebote der beiden Harddiscounter Aldi und Lidl sorgen seit Monaten für hitzige Köpfe bei den Einkäufern von Coop und Migros, die sich zunehmend an diesen Preisen orientieren. Die Gemüseproduzenten spüren das bei Preisverhandlungen besonders stark, weil ihre Produkte bei den Discountern als so genannte Lockvogel-Angebote beliebt sind. Vereinzelt wurden sogar Vorwürfe des Dumpings laut. „Lidl gibt Preisvorteile wenn möglich an seine Kunden weiter“, wehrte sich Andreas Pohl gegen die immer wieder geäusserte Kritik an der Tiefpreispolitik. Die Erwartungshaltung zu den Preisen von Lidl Schweiz, welche die Medien zum Markteintritt an Lidl stellten, sei hoch gewesen. Der postulierte Preisabschlag von 20 Prozent auf alle Markenprodukte sei bei einigen Produkten erreicht.
Konzept der Einfachheit
Die Verschwiegenheit von Lidl in Sachen Kommunikation ist fast schon legendär. Zu einer besonders positiven Wahrnehmung des Unternehmens in der Bevölkerung hat sie freilich nicht beigetragen. Andreas Pohl trat in Engelberg deshalb auch an, etwas Image-Werbung in eigener Sache zu betreiben. Das Erfolgskonzept von Lidl beruhe auf der Einfachheit. Im Zentrum stehe das straffe Sortiment, das sich einfach und kostengünstig bewirtschaften lasse. Komplexität werde bewusst vermieden, sagte der Chef von Lidl Schweiz. Diese Geschäftsphilosophie erlaubt tiefere Margen auf den Produkten, was schliesslich an der Front zu den günstigeren Preisen führt. Und darin liegt der Unterschied zu Migros oder Coop, die mit ihren Margen ein viel breiteres Sortiment und grössere Verkaufsläden finanzieren müssen. „Unsere Absicht ist es nicht, etablierte Händler zu verdrängen“, sagte Andreas Pohl. Man wolle einfach eine Alternative für preisbewusste Leute bieten. „Günstige Preise dürfen aber auf keinen Fall mit tieferer Qualität verbunden werden.“ Lieferanten müssten hohe Qualitätsansprüche erfüllen und würden mit marktgerechten Preisen entlöhnt, sagte er vor den Gemüseproduzenten.
Expansion geht weiter
Andreas Pohl wies im Weiteren auf das soziale und ökologische Engagement von Lidl hin. Das Angebot von Fairtrade- und Bio-Produkten soll weiter ausgebaut werden. Auf eingeflogene Produkte – beispielsweise Spargeln aus Mexiko – würde zudem grundsätzlich verzichtet. Wichtig seien regionale Produkte. Und Lidl wolle künftig noch mehr Werbung für den Wert des Lebensmittels an sich betreiben.
Mit dem Markteintritt des Unternehmens in der Schweiz zeigte sich Andreas Pohl zufrieden. Die Expansion geht im nächsten Jahr weiter. Neu auch in der Romandie und im Tessin. 20 bis 30 Filialen sollen zu den bereits bestehenden 29 dazukommen.
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