Die Schweizer Kürbisanbauflächen wachsen seit zwanzig Jahren. Bei Speisekürbissen hat es noch Platz für Neueinsteiger. Bei den Zierkürbissen ist der Zenit aber erreicht.
Kürbisse sind im Herbst die Hingucker der Landwirtschaft schlechthin. Doch wie viele der an Strassen und vor Bauernhäusern ausgestellten Kürbisköpfe finden wirklich ihre Abnehmer? «Bei den Zierkürbissen ist der Markt rückläufig, bei den Halloween-Typen stagniert er», sagt Samuel Mathis. Die Absätze bei den Speiskürbissen seien aber immer noch steigend. Der Landwirt aus Bottmingen BL muss es wissen. Denn er sitzt in einem Teilzeitpensum als Geschäftsführer des grössten Schweizer Kürbissaatguthändlers KCB-Samen quasi an der Quelle. Er beliefert Kürbisanbauer in der Schweiz und in ganz Europa mit über 700 verschiedenen Sorten und spürt den Puls der Anbauer unmittelbar. Neue Sorten beschafft er sich innerhalb seines persönlichen Netzwerks oder über das Internet und testet diese gleich auf dem eigenen Familienbetrieb, der auf fünf Hektaren Kürbisse anbaut. Der Mathis-Hof gilt unter Stadtbaslern seit Jahrzehnten als Hotspot der regionalen Kürbisszene. Im Herbst finden sie dort auf einer Länge von über 100 Metern Marktstände mit mehr als 150 verschiedenen Kürbisssorten. Samuel Mathis führt den 30 Hektaren grossen Acker- und Futterbaubetrieb mit Mutterkühen und anderen Spezialkulturen gemeinsam mit Bruder Roman und den Eltern Elsbeth und Toni. Zusätzlich arbeiten die Partnerinnen der beiden Brüder, zwei Saisonarbeiter und ein Lehrling mit. Die Eltern experimentierten vor über 25 Jahren erstmals mit Kürbissen. Heute vermarktet der Mathis-Hof jährlich rund 100 Tonnen direkt.
Anbauverträge für den Grosshandel
Seit 2010 haben sich die Kürbis-Anbauflächen in der Schweiz auf über 300 Hektaren verdoppelt. Und es ist noch Platz für Neueinsteiger. Kürbisse werden in der Schweiz zu einem grossen Teil direkt vermarktet. «Das Anbaurisiko ist hier etwas geringer, weil man mit kleinen Flächen beginnen und auch nicht ganz perfekte Ware abgesetzt werden kann», erklärt Samuel Mathis. Es müsse aber gelingen, dem Konsumenten ein attraktives Sortiment und Mehrwerte zu bieten, die der Grossverteiler nicht bieten könne.
Der andere Weg ist die Produktion von zwei bis fünf Sorten in grösseren Mengen mit einem gesicherten Absatz für den Grosshandel. Dieser schliesst mit den Bauern in der Regel Anbauverträge mit festgelegten Liefermengen und strengen Qualitätsanforderungen ab. Für unerfahrene Kürbisproduzenten ist das ein ziemlich grosses Risiko, weil die Erntemengen von Jahr zu Jahr je nach Wetter stark schwanken können. Zudem sind die Erträge auch innerhalb der Sorten sehr unterschiedlich. Beispielsweise bei den beiden besonders gefragten Typen Hokkaido und den spätreifen Butternut liegt er bei 25 Tonnen respektive bei 40 Tonnen pro Hektare. Mathis findet, dass Verträge manchmal zu schnell und mit wenig Kenntnis von Sorteneigenschaften und Anbautechnik abgeschlossen werden. «Es kommt vor, dass sie sie mich vom Feld anrufen, und fragen, wie sie die Samen aussäen müssen.»
Getreide und Kunstwiesen als Vorkultur
Kürbisse gehen als wenig anspruchsvolle Kultur durch. Allerdings unterscheidet sich der Anbau je nach Sorte beträchtlich. Sie wachsen auf nahezu allen Böden, auf Staunässe reagieren sie allerdings empfindlich. Vorteilhaft sind leicht erwärmbare, humusreiche Böden, die das Wasser gut speichern können. Auf trockenen Standorten empfiehlt sich eine
Bewässerung. Kürbisse haben kaum verwandte Arten in der Schweiz, ausser Zucchini, Gurken und Melonen. Deshalb sollten sie in der Fruchtfolge nicht nach diesen gepflanzt werden. Maximal darf Kürbis gemäss ÖLN zwei Mal in sieben Jahren auf der gleichen Fläche angebaut werden. Mathis empfiehlt zwischen den Kürbissen eine dreijährige Kulturpause. Gute Vorkulturen seien Getreide oder Kunstwiesen, allerdings bestehe nach Letzterer die Gefahr des Befalls mit Schnecken, Erdschnacken und Drahtwürmern. Leichtkeimende Sorten wie bei Halloween-Typen beispielsweise Racer F1 oder bei den Orange Knirps Fictor keimen selbst bei tiefen Temperaturen und können gesät werden. Die Bodentemperatur muss aber auf über 20 Grad steigen und es darf nicht zu feucht sein, weil sonst die Samen im Boden schnell faulen. Das Klima spielt eine entscheidende Rolle: «Nasse und kalte Frühjahre und feuchte Sommer wirken sich auf die Entwicklung der Kultur verheerend aus», sagt Mathis. Bei schwerkeimenden und spätreifen Sorten wie den Flaschen- oder Butternutkürbissen ist es einfacher, sie als Jungpflanzen im Erdtopf zu setzen.
Mulchfolie empfohlen
Viele Kürbisproduzenten benutzen heute zur Erhöhung der Bodenwärme und zur Unterdrückung des Unkrauts Mulchfolien. Das zahlt sich aus, obwohl die Anbaukosten dadurch steigen und bei einem langsamen Kulturstart Schnecken zum Problem werden können. Mathis empfiehlt deshalb in jedem Fall vorher unter der Folie Schneckenkörner zu streuen, weil dies nachträglich schwierig sei. Für grössere Betriebe lohnt sich die Anschaffung einer Folienlegmaschine, einem Vlieswickler sowie einer für Folien geeignete Setzmaschine. Zusätzlich empfiehlt der Kürbisexperte ein Flies als Schutz vor Frost und Krähen. Bei der Düngung verwendet er relativ geringe Mengen, kalibetont mit langsam verfügbarem Stickstoff, er selbst bringt pro Hektare 30 Tonnen Mist aus. Die Pflanzdichte beträgt pro Hektare je nach Sorte zwischen 6000 und 14’000 Pflanzen, der Reihenabstand liegt zwischen 1,5 und 3 Metern, und ist abhängig von der Rankenbildung der Sorte. Die Zwischenräume sollten unkrautfrei gehalten werden, was in einer späteren Phase aber nur noch von Hand gemacht werden könne. Bei ihm in Bottmingen sind in der Anfangsphase der Kultur besonders die Krähen ein Problem. Später bei der Abreifung die Mäuse, die besonders an Kürbisssorten mit hohen Zuckergehalten und dünner Haut sichtbare Spuren hinterlassen. «Bei uns hat dies allerdings weniger Folgen, weil die Konsumenten bei Direktvermarktern oft etwas toleranter sind.»
Mehltau kann Ernte reduzieren
Ein Problem bei Kürbissen sind Viruskrankheiten in einem frühen Stadium. Blattläuse spielen hier eine Schlüsselrolle und sollten deshalb im 3 bis 6-Blattstadium bekämpft werden, beispielsweise mit dem Insektizid Pirimor. Besonders Spaghetti- und Halloweensorten sind anfällig auf Mehltaupilze, was zu Ertragseinbussen führen kann. Bei starkem Krankheitsdruck rät Mathis zu einer bis drei Funghizid-Behandlungen, er benutzt dazu Amistar oder als Alternative Argentum. Zudem sind resistente Sorten verfügbar. Eine gute Feldhygiene hilft präventiv gegen den Befall von Pilz- und Viruskrankheiten. Mathis bezeichnet die Ernte von Kürbis arbeitstechnisch als dankbar ohne grosse Arbeitsspitzen: «Sie können lange auf dem Feld liegen bleiben und nach Bedarf geerntet werden.» Bei ihm werden die Kürbisse von Hand geerntet und auf dem Feld in Paloxen gefüllt. Sie weisen je nach Witterung einen relativ hohen Erdbesatz auf und werden deshalb auf dem Hof in einer selbstgebauten Waschanlage gereinigt. Eine solche lohne sich ab einer Anbaufläche von einer Hektare, sagt Mathis.
Zunehmend zum Thema wird die Lagerung über den ganzen Winter. Die Lagerfähigkeit hängt zum einen von der Sorte ab. Zum anderen bestehen verschiedene technische Methoden, um die Haltbarkeit zu verbessern. Varianten sind das langsame tiefe Runterkühlen unter hoher Luftfeuchtigkeit, die Desinfektion mit Wasserstoffperoxid oder dasMäuseschaden auf Maximakürbis Hokkaido der Sorte Fictor.zweiwöchige Kurieren bei hohen Temperaturen. «Da wird im Moment recht viel gepröbelt», sagt Mathis. Er selbst lagert sie zurzeit noch ohne besondere Behandlung in seiner Scheune, wo die Kürbisse einen bis vier Monate haltbar bleiben. So lange bleiben sie bei ihm allerdings selten am Lager.
Es gibt hunderte von Kürbisarten in allen möglichen grössen, Formen und Farben. Entsprechend unterschiedlich gestaltet sich der Anbau. Es wird unter anderem unterschieden zwischen Zier- und Speisekürbis oder zwischen Sommer- und Winterkürbissen. Die gängisten Speisekürbisse sind Maxima (Hokkaidos), Moschata (Butternut) und Pepo (Halloween).
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