Das In-Row-Hackgerät von Ullmanna stösst auf viel Interesse in der Gemüsebranche. Es hackt intelligent in den Reihen aller möglichen Gemüsekulturen. Den Unterschied macht die Software. Die Erstellung eines Modells für eine neue Kultur dauert dank künstlicher Intelligenz nämlich nur ein paar Stunden.
Ein neues Hackgerät macht sich auf, um die Schweizer Gemüseäcker zu erobern, respektive dort dem Unkraut den Garaus zu machen. Ist das In-Row Hackgerät aus dem tschechischen Haus Ullmanna am Traktor angehängt, wählt der Fahrer auf dem Display die Kulturart aus und los geht’s. Es ist keine Kalibrierung nötig, auch GPS braucht es nicht unbedingt. Im Zentrum stehen die Aggregate, welche die Hackmesser pneumatisch zwischen den Kulturen bewegen. Jedes einzelne der in der 3.30 Meter breiten Standardversion bis zu acht Aggregate ist mit mehreren Kameras ausgestattet. Die Software nutzt vorhandene Bildsätze zusammen mit Künstlicher Intelligenz (KI) zur Erkennung der zu schützenden Kulturen. Blitzschnell gibt die Software dem Pneumatikzylinder das Signal weiter, wenn die Messer gegen das Unkraut ausgefahren werden sollen. Dabei wird vorab ein Sicherheitsabstand zur Pflanze bestimmt, beispielsweise vier Zentimeter bei einem Salat, bis zu dem das Unkraut entfernt werden soll.
Aggregate lassen sich einfach anpassen
Die Einzelpflanzenerkennung steht beim rund ein Tonnen schweren In-Row-Hacker von Ullmanna im Zentrum. Die Kameras schiessen dazu von jeder einzelnen Pflanze ein Bild. Zudem erkennt die Software mit Hilfe des Bildsatzes den Mittelpunkt der Reihe und passt gegebenenfalls den Verschieberahmen automatisch an. Da jedes Aggregat mit eigenen Kameras ausgestattet ist, lässt sich auch die Bodenhöhe individuell anpassen. Die Hacktiefe wird automatisch an die Bodenbedingungen angeglichen. Zudem lassen sich die Aggregate einfach verschieben oder entfernen und somit schnell an unterschiedliche Kulturen und Reihenabstände anpassen.
Neue Kulturen sind schnell implementiert
Für bis zu 50 Kulturen sollen bereits funktionsfähige Bilddatensätze zur Verfügung stehen, erklärt Joel Mosimann von Sevra Suisse AG, welche seit diesem Sommer Ullmanna in der Schweiz und im Fürstentum Lichtenstein exklusiv vertritt. Und selbst wenn eine neue bisher nicht erfasste Gemüse-Art dazukommt, kann diese schnell implementiert werden. Der Schreibende war dabei, als das Gerät im Berner Seeland erstmals in Federkohl unterwegs war. Dazu waren vorerst vier Reihen reine Kamerafahrten nötig. Mit den dabei geschossenen rund 1000 Bildern erstellte der Software-Ingenieur in Tschechien mit Hilfe von künstlicher Intelligenz in weniger als einer Stunde ein Modell. Dieses erlaubte eine erste Hackdurchfahrt, die erstaunlich gut funktionierte. Nun kommen laufend neue Bilder dazu, weshalb die selbstlernende Software tendenziell immer genauer wird. Der Unterschied zu anderen Hackrobotern liegt zweifellos in der Software, die zur Erstellung eines funktionierenden Algorithmus in einer Kultur nur ein Bruchteil der Zeit benötigt, wie vergleichbare Geräte.
In Zukunft mehr als nur hacken
Die mögliche Fahrgeschwindigkeit sei abhängig von Kultur, Setzabstand und dem Zustand der Erde respektive wie stark diese «fliege», erklärt Joel Mosimann: «Beim Salat ist ein Tempo von 3,5 km/h realistisch.» Das intelligente Hacken ist zurzeit die Hauptverwendung des In-Row-Hackgerätes. Doch mit den Aufnahmen von tausenden von Bildern in Echtzeit ergeben sich für die Zukunft noch ganz andere Möglichkeiten. «Beispielsweise bei Salaten unterschiedliche Kaliber auf dem Feld analysieren oder Schneckenbisse erkennen», erklärt Joel Mosimann. Das Gerät mit sechs Aggregaten kostet um die 150 000 Franken, abhängig von der Ausstattung. Die Maschine kann bei Sevra Suisse AG für Vorführungen gebucht werden.
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