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Kompost nicht gleich Kompost

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Die gelenkte aerobe Kompostierung nach Lübke-Hildebrandt bringt wieder Leben und Stabilität in beschädigte Böden. Doch das richtige Kompostieren muss gelernt sein. An der Bereitschaft dazu fehlt es in der Praxis noch oft.

Wenn im Frühling unverrottete Miststücke auf dem Gemüseacker herumliegen, ist für Urs Hildebrandt klar: Hier war ein Landwirt am Werk, der noch nie etwas von gelenkter Kompostierung gehört hat. Oder einer, dem der Kompost nur als Alibi zur Entsorgung dient. Der ehemalige Betriebsleiter eines Gartenbaubetriebs weiss, wovon er spricht. Seit vielen Jahren ist er in der ganzen Welt unterwegs, um den Leuten zu zeigen, wie man «richtigen» Kompost herstellt. Sogar der Sultan von Oman zählt zu seinen Kunden, aber auch der Gemüsebaubetrieb Beerstecher AG in Dübendorf. Dort tat sich die Geschäftsleitung am Anfang schwer mit dem Entscheid, denn die Geschichte ist aufwändig und kostet Geld und Zeit. Schon der für die gelenkte Kompostierung nötige Gujer-Kompostwender kostet um die 35 000 Franken. Auf die Frage des Geschäftsführers, was er mit der Maschine machen soll, wenn es nicht funktioniert, bekam er vom Hersteller die Antwort, dass er sie in diesem Fall zurückgeben könne. Nach bald vier Jahren ist die Maschine immer noch im Einsatz und nicht mehr wegzudenken. Betriebsleiter Max Kümmeth kümmert sich mit viel Engagement um den Kompost. Vor Ort brauche es jemand, der sich voll in die Materie eindenke, sich entsprechend ausbilden lasse und professionell arbeite, sagt Hildebrandt. «Sonst funktioniert es nicht.»

Milieu ist entscheidend

Max Kümmeth deckt einen Teil des UV-beständigen und atmungsaktiven Flies ab und steckt zwei Sonden in die Kompostmiete. So misst er die Temperatur und den CO2-Gehalt, der auf die Sauerstoffversorgung schliessen lässt: «Die Temperatur im Kompost darf nicht höher als 65 Grad betragen und es muss mindestens fünf Prozent Sauerstoff vorhanden sein.» Zentral für die Herstellung von Qualitätskompost ist zudem, dass für das mikrobielle Leben konstant 50 bis 60 Prozent Feuchtigkeit vorhanden ist. Die Wendemaschine wurde speziell für die gelenkte aerobe Kompostierung entwickelt. Sie mischt den Kompost sorgfältig durch und besprüht ihn dabei bei Bedarf gleichmässig mit Wasser. «Die ersten zehn Tage wende ich den Kompost täglich», sagt Kümmeth. Danach je nach Bedarf von Wasser und Sauerstoff. Ein guter Kompost ist nach sechs bis acht Wochen reif. Die richtige Zusammensetzung des Kompostes ist zentral für den Erfolg: «Ein zu hoher Anteil von Mist aus Kraftfutterställen ist beispielsweise problematisch», sagt Hildebrandt. Dann stimme das Kohlenstoff-Stickstoff-Verhältnis nicht mehr und die Mikroorganismen könnten nicht richtig arbeiten.

Etwa zehn Prozent Frischmaterial wie beispielsweise Gemüsereste oder Gras braucht ein guter Kompost neben viel Stroh oder wie im Fall von Beerstecher Pferdemist. Und dazu rund zehn Volumenprozent tonhaltige Erde. Nur eine ausgeglichene Zusammensetzung der Ausgangsmaterialien führe zu einem Kompost mit genug hohem pH-Wert, erklärt der Experte. «Die Mikroorganismen arbeiten im Neutralbereich am besten und können die Pflanze dann optimal mit Nährstoffen versorgen.»

Ein grosses Problem für aerobe Bodenorganismen seien Gärreste, die eigentlich kompostiert und dadurch mit Sauerstoff «aufgeladen» werden müssten. Viele Biogasanlagenbetreiber würden das aber leider aus Kostengründen nicht machen. Kritik, dass Kompostieren klimafeindlich sei und mit viel Energie- und Nährstoffverlusten verbunden (siehe Interview auf Seite 6), entgegnet Hildebrandt mit Resultaten von eigenen Untersuchungen: «Sie zeigten, dass beim gelenkten Kompostieren praktisch kein Energieverlust stattfindet, sofern das richtige Milieu in der Kompostmiete geschaffen wird.»

Höherer Humusgehalt dank Kompost

Der Kompost soll primär den Boden ernähren und nicht die Pflanze. Das ist Hildebrandts Credo. Man müsse alles dafür tun, um aerobe Verhältnisse im Boden zu schaffen. Die organisch durchsetzte Bodenschicht sollte 30 Zentimeter ausmachen. Allerdings sollte der Boden nur wenig Rohorganik enthalten, sondern hauptsächlich krümelstabilisierten Humus. «Innerhalb von fünf bis acht Jahren kann ich mit Kompost den Humusgehalt im Boden von 1 auf 5 Prozent steigern», sagt Hildebrandt. Trotz erheblichem Aufwand ist Max Kümmeth überzeugt, dass sich dieser langfristig auszahlt. Das zeige sich schon jetzt konkret auf den Feldern: «Wasser steht bei uns nach starkem Regen nur noch auf den Flächen der Nachbarn.»

www.landmanagement.net

 

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