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Kinder für das Gemüse sensibilisieren

Seit einigen Jahren profitieren Schulklassen vom Bildungsprogramm «GemüseAckerdemie» von Acker Schweiz. Die Idee: Die Kinder bewirtschaften im Rahmen des ordentlichen Schulunterrichts ihren eigenen Gemüsegarten.

Im Rahmen der GemüseAckerdemie bewirschaften die Schulkinder ihren eigenen Gemüsegarten.
Die Schulklasse in Aristau ist mindestens einmal in der Woche auf dem eigenen Gemüseacker unterwegs, um diesen zu pflegen und das Gemüse zu ernten.

Der Regen macht ausnahmsweise eine Pause an diesem Morgen im Juni, als die 3./4.-Klasse von Fabienne Stenico auf das Gemüsefeld ausschwärmt. Seit diesem Frühling wächst dort gleich vor dem Schulhaus eine bunte Vielfalt mit über zwanzig verschiedenen Gemüsen wie beispielsweise Kohlrabi, Karotten, Erbsen, Mangold, Schwarzwurzeln oder Tomaten. Die Kinder erhielten zuvor im Schulzimmer spezielle Aufträge: Unkraut hacken, Schnecken oder Blattläuse entfernen und andere Jobs, die es beim Anbau von Gemüse eben zu erledigen gibt. Ein Schüler beispielsweise hat gerade entdeckt, dass sich bei den Tomaten Geiztriebe gebildet haben. Oder: weshalb müssen Rüebli vereinzelt werden? «Damit sie mehr Platz zum Wachsen haben», kommt die Antwort wie aus der Pistole geschossen. Der Gemüseacker in Aristau ist Teil des Programms «Ackerdemie» von Acker Schweiz. Für Kindergärten und Kitas gibt es mit «AckerRacker» eine einfachere und spielerischere Variante. Die gemeinnützige Organisation hat es sich zur Aufgabe gemacht, Kindern mit von ihnen selbst ganzjährig betreuten Gemüsegärten die naturnahe Produktion von Lebensmitteln näher zu bringen. Der Schul-Gemüsegarten ist in der Regel fixer Bestandteil des Schulfachs «Natur, Mensch und Gesellschaft» (NMG). Die Schülerinnen und Schüler kümmern sich dabei mindestens einmal pro Woche um das Gemüse. Diese Regelmässigkeit wirke bei den Kindern nachhaltiger, wie ein einmaliger Besuch auf einem Bauernhof, erklärt Co-Geschäftsführerin Simone Nägeli von Acker Schweiz. 

Es braucht motivierte Lehrpersonen

Bereits über 65 Bildungseinrichtungen respektive mehr als 2600 Kinder nehmen an einem der Programme von Acker Schweiz teil. Tendenz steigend. Bis jetzt allerdings erst in der Deutschschweiz, Projekte in der Westschweiz sollen aber mittelfristig dazukommen. Die Initiative ergreifen speziell motivierte Lehrpersonen wie Fabienne Stenico in Aristau selbst. Ist der Entscheid zur Teilnahme gefallen, besuchen die involvierten Lehrerinnen und Lehrer  während dem ersten Jahr Weiterbildungen von Acker Schweiz. Fabienne Stenico stiess auf Social Media auf das Angebot von Acker Schweiz. Bei der erstmaligen Umsetzung in diesem Frühling, konnte sie auf die Hilfe eines spezialisierten Ackercoachs zählen. Dieser hilft unter anderem bei der Planung und dem Setzen des Gemüses oder wenn Probleme auftreten sollten. Nach ein paar Jahren brauche es diesen dann immer weniger, erklärt Simone Nägeli. «Die Lehrpersonen wissen mit der Zeit, wie es läuft.» 

Die Schülerinnen und Schüler kümmern sich dabei mindestens einmal pro Woche um das Gemüse.
Die Lehrerin erklärt ihrem Schüler, was es bei den Tomaten zu beachten gilt.

Plötzlich entsteht Aufregung im Gemüsebeet: Eine Schülerin hat einen Tigerschnegel entdeckt. «Dieser ist nützlich, denn er frisst andere Schnecken auf», erklärt das Kind. Das Erleben eines naturnahen Umgangs mit Pflanzen ist eines der Hauptanliegen der Ackerdemie. Ein anderes die Sensibilisierung für gesundes Gemüse: «Viele Kinder sehen einige Gemüse zum ersten Mal», stellt Lehrperson Fabienne Stenico fest. Geerntete Radiesli, Kohlrabi oder Fenchel können die Kinder mit nach Hause nehmen und mit ihren Eltern verkochen. Mittelfristig soll das Gemüse im Rahmen des Schulunterrichts verwertet werden. 

Digitale Lernplattform

Zum eigenen Schulgarten haben die Schülerinnen und Schülerinnen einen kurzen Weg.
Der Schulgarten ist gleich neben dem Schulhaus angelegt worden.

Die Kinder der Primarschule Aristau führen ein spezielles Ackertagebuch. Sie nutzen Ipad oder Massstab, um den Wachstumsfortschritt der Pflanzen sowie weitere gemachte Beobachtungen festzuhalten. Digital ist auch die Lernplattform, die Acker Schweiz den Schulen anbietet. «Dort können die Lehrpersonen weitergehende Themen mit Arbeitsblättern und Vorschlägen für den Unterricht vertiefen.» Dazu gehören Themen wie Saisonalität, Foodwaste oder die Komplexität der kommerziellen Lebensmittelproduktion. Wäre da möglicherweise nicht ein Besuch auf einem professionellen Gemüsebaubetrieb sinnvoll? «Wenn es einen solchen in der Nähe gibt, wäre es sicher hilfreich, mit einem Profi zu sprechen», sagt Simone Nägeli. Fester Bestandteil des Programms ist ein solcher bisher aber nicht. 

Die «Gemüseackerdemie» wurde auf Initiative von Christoph Schmitz in Deutschland ins Leben gerufen. 2014 startete das Sozialunternehmen Acker e.V. mit dem Programm in Deutschland. 2017 kam Acker Schweiz als gemeinnütziger Verein dazu, um das Bildungsprogramm GemüseAckerdemie in der Schweiz anzubieten. Finanziert wird die Institution mehrheitlich durch Stiftungen. Die teilnehmenden Schulen respektive Gemeinden tragen zudem einen Teil der Kosten. Acker Schweiz ist Mitglied des Vereins Bildungs- und Schulgärten Schweiz, der vom Verband Schweizer Gemüseproduzenten unterstützt wird. 

www.gemueseackerdemie.ch

Veröffentlicht in Blog

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