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Schweizer Ingwer-Anbau auf dem Prüfstand

Im letzten Jahr gelangte mit Ralstonia pseudosolanacearum verseuchter Ingwer in Schweizer Folienhäuser. Dank dem Pflanzenpass konnten die Wege rückverfolgt und die Bestände vorerst eliminiert werden.

Der Befall führt zu welken Blättern und Fäulnis des Wurzelstocks
Der Befall mit dem Bakterium führt zu welken Blättern und Fäulnis des Wurzelstocks

Der Anbau von Ingwer erlebte in den letzten Jahren in der Schweiz so eine Art Mini-Boom. Nur wenige Gemüsebaubetriebe bauen ihn aber in etwas grösserem Stil an, meistens wird er in kleinen Mengen für die Direktvermarktung produziert. In diesem Jahr erhielt der Anbau von Schweizer Ingwer allerdings einen empfindlichen Dämpfer: Auf 16 Bio-Betrieben in neun Kantonen wurde in Ingwerpflanzungen das Bakterium Ralstonia pseudosolanacearum nachgewiesen. Sie ruft eine nur schwer bekämpfbare Erkrankung der Pflanze hervor, die auf über 200 weitere Wirtspflanzen übergehen kann. Dazu zählen beispielsweise Nachtschattengewächse wie Tomaten, Paprika oder Kartoffeln. Die betroffenen Ingwer-Pflanzen zeigen Welkesymptome und faulende Rhizome aus denen milchiges Sekret austritt. Das in der Schweiz noch fremde Bakterium birgt ein beträchtliches Schadens­potenzial für den Gemüseanbau. Entsprechend ist R. pseudosolanacearum als meldepflichtiger Quarantäne-Organismus gelistet. 

Rückverfolgbarkeit hat funktioniert

Ende Juli erhielt der Eidgenössische Pflanzenschutzdienst eine Meldung aus der EU: möglicherweise war mit R. pseudosolanacearum infizierter Ingwer aus Peru über deutsche Bio- Jungpflanzen-Lieferanten in die Schweiz gelangt. Dank dem Pflanzenpass konnte der Weg des Pflanzgutes auf Schweizer Betriebe erfolgreich zurückverfolgt werden. Die dafür zuständigen kantonalen Pflanzenschutzstellen schwärmten aus und nahmen Ingwer-Proben. Fielen diese positiv aus, mussten die Gemüsegärtnerinnen und -gärtner eingepackt in Schutzanzügen das Feld mit dem Ingwer räumen. Sie mussten es in der Kehrichtverbrennungsanlage entsorgen. Einige Betriebsleiter wurden durch Berichte in den Medien sensibilisiert. Als sie die typischen Symptome bei sich in den Knollen feststellten, meldeten sie sich – wie bei Quarantäneorganismen vorgeschrieben –, bei den Pflanzenschutzstellen. R. pseudosolanacearum kann im Boden, in pflanzlichen Abfällen und im Wasser zwei bis drei Jahre überleben. Nach einer gründlichen Desinfektion der gesamten Anlagen wird der Boden deshalb mit einer wasser- und luftundurchlässigen Folie abgedeckt. Erst wenn die Boden-Beprobung nach sechs Monaten Abdeckung negativ ausfällt, können dort wieder Nicht-Wirtspflanzen angebaut werden. Wie viel Entschädigung es für die Betriebe gibt, ist noch unklar. Sie ist gesetzlich geregelt und liegt im Ermessen der betroffenen Kantone. 

Zertifiziertes Saatgut ist knapp

Ob der Einfall von R. pseudosolanacearum in die Schweiz mit den amtlich angeordneten strengen Massnahmen erfolgreich gestoppt werden konnte – wie bei Rosen vor ein paar Jahren –, wird sich erst zeigen. Dass der Ingwer in der Schweiz aus klimatischen Gründen vorwiegend in Folienhäusern angebaut wird, machte die Eindämmung sicher einfacher. Trotzdem: Was heisst das Ganze nun für den Ingwer-Anbau in der Schweiz? Die Vermehrung in der Schweiz ist aufwändig und wird kaum gemacht. Doch bei zertifiziertem Pflanzgut besteht ein Mangel. Auch deshalb decken sich Gemüsebaubetriebe zuweilen mit für den Konsum bestimmten Knollen aus Südamerika oder Asien ein. Und darin birgt sich ein erhebliches Risiko, denn verseuchte Knollen sind als solche nicht unbedingt äusserlich erkennbar. In Deutschland durchgeführte Einfuhrkontrollen bei Knollen zeigten bei für den Konsum bestimmter Ware hohe Befallsquoten. 

Deshalb rufen die Pflanzenschutzstellen ausdrücklich dazu auf, nur geprüftes Pflanzgut mit den entsprechenden Nachweisen zu verwenden. Ist dies nicht möglich, empfehlen sie den Betrieben, die Knollen vorsorglich auf das Bakterium untersuchen zu lassen. Wird dies nicht gemacht, dürfte es mit Entschädigungen bei einem Befall eher schwierig werden. n

 www.ralstonia.agroscope.ch

Veröffentlicht in Blog

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