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Gemüseproduzenten gehen beim Wasser auf Nummer sicher

Die Sicherung des Zugangs zu Wasser in Trockenphasen wird zum Schlüsselfaktor für die Branche. Wer kann, nimmt Wasser aus einem bestehenden Gewässer. Wo das nicht möglich ist, wird gebohrt. Oder man baut einen Teich.

Ohne Wasser kein Gemüse. Das «Dürrejahr» 2003 führte den Gemüsegärtnern diese Abhängigkeit schonungslos vor Augen. Weitere relativ trockene Jahre folgten. Deshalb machen sich heute alle in der Branche Gedanken darüber, wie sie in Trockenphasen an genug Wasser für ihre Kulturen kommen. Eher im Vorteil sind dabei Gemüseproduzenten mit Feldern in der Nähe von grösseren Flüssen oder Seen. Problematisch wird es bei kleineren Fliessgewässern: Die gesetzlich vorgeschriebenen einzuhaltenden Restwassermengen werden hier gerade bei Trockenheit schnell zum Hindernis für die Wasserentnahme. So beispielsweise in Bibern SO. Zurzeit darf Biogemüseproduzent Hansueli Müller dort mit Pumpen 30 m3 pro Stunde aus dem Bibern-Bach entnehmen. Um sich gegen längere Trockenheitsphasen besser abzusichern und weil die Entnahme mit mobilen Pumpen sehr arbeitsaufwändig ist suchte er nach neuen Lösungen.

Teich statt Bohrung

Zwei «Wasserschmöcker» orteten unabhängig voneinander auf seinem Land in 70 Metern Tiefe mindestens 1000 Liter Wasser pro Minute. «Das wäre die beste Lösung gewesen», sagt Müller. Doch der Kanton stellte sich gegen die Bohrung, weil er den Grundwasserfluss in der Gegend nicht gefährden wollte. Als andere Lösung schlug Müller den Behörden eine höhere Entnahmemenge von 600 Litern pro Minute vor. Erlaubt hätten sie diese Menge aber nur bei einer Abflussmenge von 3600 Litern pro Minute. «Doch Gerade bei Trockenheit würde der Bibern-Bach das kaum bringen», sagt Müller.
Jahrelange Diskussionen mit Behörden und Ämter scheinen nun aber ein gutes Ende zu finden: 14 Meter neben dem Bibern-Bach stehen zwischen frisch gesetzten Zwiebeln die Bauprofile für einen 3500 m3 fassenden Teich. Voraussichtlich im Herbst – wenn das Baugesuch definitiv bewilligt ist –, werden dort die Bagger auffahren, und das Loch für die etwa 20 Meter breite und 90 Meter lange Lagune mit dem Damm ausheben. Ein unterirdisches Rohr wird vom Bach in einen Pumpenschacht führen. Die vom Amt für Umwelt zugesagten 180 Liter Wasser pro Minute werden von dort in den Teich gepumpt bis dieser voll ist. Für die 10-jährige Konzession rechnet Müller mit Kosten von jährlich rund 400 Franken. Mit der moderaten aber permanenten Wasserentnahme und der Speicherung im Teich könnten nun alle gut leben, so Müller. Mit Einsprachen rechnet er nicht: «Alle strittigen Punkte konnten bereits im Vorfeld ausgeräumt werden». Unter anderem eine Verschiebung des Teichs aus Gründen des Ortbildschutzes vom Dorfeingang zum aktuellen Standort. Der Bewässerungs-Teich in Bibern soll nun sogar als eine Art «Leuchtturm-Projekt» für ähnliche Vorhaben im Kanton dienen.

Neue Pumpen sind effizienter

Ab dem nächsten Jahr soll eine 30 Kilowatt starke Elektropumpe das Wasser vom Teich über eine 600 Meter lange Leitung in das 40 Meter höher gelegene Bewässerungssystem in die Gemüsefelder von Müller pumpen. Mit einer Förderleistung von 48 m3 pro Stunde. Er rechnet mit Kosten von rund 250 000 Franken für Planung und Bau des Teichs und für die Verlegung der Rohre im Boden. «Der Teich in Bibern ist sicher kein alltägliches Bewässerungsprojekt», sagt Jakob Aebi. Der Bau eines Weiers sei ziemlich teuer. Aebi ist Geschäftsgründer und Patron der auf Bewässerungssysteme spezialisierten Firma Aebi Suisse SA in Gampelen. Er hat in den letzten Jahrzehnten viele Bewässerungssysteme in der ganzen Schweiz realisiert. Teiche wie in Bibern seien aber eher eine Ausnahme, obwohl er auch dafür den Plan des Pump- und Leitungssystems erstellte. Viel öfter geht es um leistungsstarke Pumpanlagen zur Wasserentnahme aus Fliessgewässern. Dazu gehören einfachere kleine Pumpstationen aber auch Container mit 100 PS starken Elektro-Pumpen, die  per Mobiltelefon gestartet oder gestoppt werden können. In neuerer Zeit kommen Pumpen mit Invertertechnologie zum Einsatz. Sie arbeiten druck- und mengenbezogen und regeln sich in ihrer Drehzahl automatisch ein.  Sie eignen sich besonders gut für komplexe Anlagen mit ständig wechselnden Anforderungen. Sie sind äusserst energieeffizient: «Benötigt das Beregnungssystem beispielsweise weniger Wasser, sinkt der Stromverbrauch linear», sagt Aebi.
Solche Pumpen verwendete er beispielsweise auch beim neusten Bewässerungsprojekt von Gemüseproduzent Beat Bösiger in Niederbipp. Da  dessen Anbauflächen nicht an einem Fliessgewässer oder See liegen zapft er das Grundwasser an. «Das ist aber in der Regel auch aus Sicht der Behörden kein Problem, weil wir hier auf einem grossen Grundwassersee liegen», sagt Bösiger. Es ist bereits die vierte Grundwasserfassung, die Bösiger bei sich erstellen lässt. «Als Gemüseproduzent muss man einfach jederzeit Wasser zur Verfügung haben.» Bei der bestehenden Grundwasserfassung für seine Gewächshäuser hat er ein Zwischenbecken eingerichtet, das er mit der ihm in der Konzession erlaubten Wasserentnahmemenge permanent füllt. Bösiger macht dabei die gleichen Überlegungen wie Hansueli Müller in Bibern: Dank dem Speicher genug Wasser zur Verfügung haben, bei einer relativ geringen aber konstanten Entnahmemenge.

Bohrung in 50 Meter Tiefe

Das Risiko im Trockenen zu bohren, war auch bei der neusten Bohrung von Bösiger relativ gering, weil im Gebiet bereits einige Grundwasserbohrungen erfolgreich durchgeführt worden sind. Die Bohrkerne werden fein säuberlich in Holzkästen abgelegt. Sie geben genauen Aufschluss über die Beschaffenheit des Untergrundes: Nach der oberen Humusschicht kommt auf der Parzelle in Niederbipp relativ bald Sand und Kies. Bösiger schmunzelt: «Eigentlich könnte ich hier auch Kies abbauen.» Bereits in 25 Meter Tiefe stiess man auf Wasser. Gebohrt wird bis 50 Meter. Jetzt gerade stehen die Bohrmaschinen allerdings auf einer Tiefe von 44 Metern still, weil der Untergrund zu felsig wurde. «Wahrscheinlich muss jetzt ein neues Bohrgerät her», sagt Bösiger. Wenn die Bohrung abgeschlossen ist, folgt eine 24-stündige Probepumpung, die endgültige Gewissheit über die Wasser-Ergiebigkeit liefert.
Ist die Bohrung abgeschlossen, werden die Pumpen montiert. Die energieeffiziente frequenzgesteuerte Pumpe fördert dann das Grundwasser an die Oberfläche und pumpt es in Rohre, die zuvor in einer Tiefe von 90 cm im Boden verlegt worden sind. Sie führen zu den Stutzen am Feldrand, die in Abständen von 25 Metern angebracht sind. Für die Bohrung rechnet Bösiger mit Kosten von rund 35 000 Franken. Er ist sicher: «Diese Investition lohnt sich!»

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