Der Gemüsebaubetrieb Orticola Bassi nutzt im Gewächshaus künstliches Licht. So wachsen die Yoom-Tomaten auch in den lichtarmen Wintermonaten. Finanziell geht das auf, weil der Abnehmer einen Preis bezahlt, der die höheren Produktionskosten abdeckt.
Währenddem die Gewächshäuser in der übrigen Schweiz auf die neue Saison vorbereitet werden, befinden sich die Cherry-Tomaten von Orticola Bassi in S.Antonino TI Ende Dezember im Vollertrag. Möglich macht dies vor allem eine künstliche Beleuchtung, die das in dieser Jahreszeit fehlende natürliche Licht ausgleicht. Die Kosten für den Strom und die benötigte Heizenergie sind entsprechend hoch. Üblicherweise zu hoch für Schweizer Gewächshausbetriebe. Es sei denn, ein Abnehmer wie Coop ist bereit, einen entsprechenden Abnahmepreis für die «Premium»-Tomaten zu bezahlen. Und diese kosten im Laden im Winter immerhin vier Mal mehr als «normale» importierte Cherry-Tomaten. Konkret geht es um die Syngenta-Sorte Yoom, der besonderes Gourmet-Potential zugesprochen wird und die nur von exklusiven Anbauern in Ländern auf fünf Kontinenten angebaut werden darf. In der Schweiz sind dies Stoll Frères SA in Yverdon und die Tior SA, welche das Gemüse ihrer angeschlossenen Tessiner Gemüseproduzenten vermarktet. Die beiden Firmen haben mit Artegusto einen eigenen Brand geschaffen, mit dem sie Exklusivitäten wie die dunkle Yoom-Tomate vermarkten.
Ganzjährig Schweizer Tomaten
Im Gewächshaus von Tior-Lieferant Orticola Bassi sind 5000 Quadratmeter speziell für die Winterproduktion von Tomaten eingerichtet. Wobei diese Bezeichnung streng genommen nicht zutrifft. Denn gesetzt werden die Tomaten im August und geerntet von Oktober bis Juli des Folgejahres. Also auch Mitten in der üblichen Schweizer Tomatensaison. «Unser Ziel ist es, ganzjährig also auch während den Wintermonaten Yoom-Tomaten aus der Schweiz anzubieten», erklärt Tior-Direktor Marco Bassi. In diesem Jahr sollen es insgesamt rund 7000 Quadratmeter sein. Eine Herausforderung ist hier das Pricing, weil in gewissen Monaten gleichzeitig «Yoom»-Tomaten aus konventioneller sowie der teureren Winterproduktion auf den Markt kommen. «Das regeln wir mit einem Mischpreis zwischen den betroffenen Anbauern», sagt Bassi. Sein Sohn Christian Bassi investierte mit seinem Gemüsebaubetrieb Orticola Bassi erst in die zusätzlich für den Winter benötigten Anlagen, als Coop sich für die Abnahme der Tomaten bereit erklärte. Allerdings verlangt der Grossverteiler die Einhaltung einer möglichst nachhaltigen Produktion. Mit der als umweltfreundlich geltenden Wärme aus der Fernleitung der Kehrichtverbrennungsanlage ist ein wichtiges Kriterium dafür erfüllt. Zudem muss der Strom aus erneuerbaren Quellen bezogen werden.
18 Meter lange Schnüre
In diesem Winter wachsen nun auf 2000 Quadratmetern Yoom-Tomaten, welche die bisherigen Importe ersetzen sollen. Auf der übrigen beleuchteten Fläche stehen normale Cherry-Tomaten, welche ebenfalls zu einem höheren Preis verkauft werden. Die Kosten für die LED-Lampen der Marke Osram sollten in fünf Jahren amortisiert sein. Marco Bassi ist überzeugt, dass bis dann noch deutlich bessere, effizientere Lampen auf dem Markt sein werden. Denn der Stromverbrauch für das Licht schenkt ein. «Wir verwenden deshalb möglichst wenig künstliches Licht», sagt Bassi. Die Steuerung sorgt dafür, dass nur so viele zusätzliche Lumen Licht künstlich zur Verfügung gestellt werden, wie die Pflanze für ihren Tagesbedarf nicht schon auf natürliche Weise aufgenommen hat. Und das ist vor allem im Dezember und Januar.
Bei der Heizung wird mit täglichen Durchschnittstemperaturen gearbeitet: Bei 30 Grad am Tag kann die Temperatur in der Nacht auf bis zu 13 Grad abgesenkt werden. Über dem doppeltem Energieschirm ist zudem ein zusätzlicher Schirm montiert, welcher das Kunstlicht nicht nach aussen durchlässt. Dazu kommen weitere Anpassungen, weil die Tomaten länger als üblich wachsen. So haben die Schnüre beispielsweise eine Länge von 18 anstatt der üblichen 12 Meter.
Kommentare