
Gemäss Studie belasten die in Haushalten und der Gastronomie weggeworfene Lebensmittel die Umwelt besonders stark. Die landwirtschaftliche Produktion macht 13 Prozent der Umweltbelastung aller vermeidbaren Lebensmittelverluste aus.
Rund 2,8 Millionen Tonnen vermeidbare Nahrungsmittelverluste entstehen in der Schweizer Lebensmittelkette jedes Jahr. Das entspricht 25 Prozent der Umweltbelastung der gesamten Ernährung. Oder 50 Prozent der Umweltbelastung, die durch den motorisierten Individualverkehr in der Schweiz verursacht wird. Pro Person sind das 330 Kilogramm oder 37 Prozent der landwirtschaftlichen Produktion. Zu diesem Schluss kommt eine im letzten Monat vom Bundesamt für Umwelt (BAFU) in Auftrag gegebenen Studie der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH). Die Studienverfasser betrachten dabei insbesondere die Umweltbelastung von vermeidbaren Lebensmittelverlusten. Dabei gilt: je später in der Produktion- und Vermarktungskette ein Lebensmittel verloren geht, desto mehr Umweltbelastung ist bereits entstanden bei Verarbeitung, Transport, Lagerung und Verpackung. Unter dieser Betrachtung entsteht 52 Prozent der Umweltbelastung durch Food Waste in Haushalten und Gastronomie, 27 Prozent in der Verarbeitungsindustrie und 8 Prozent im Handel. Die landwirtschaftliche Produktion macht 13 Prozent aus, wobei gemäss Studie der grösste Teil (in importierten Produkten) im Ausland entsteht.
Unterschiede zwischen Frisch- und Lagergemüse
Die Studie betrachtete 25 Lebensmittelkategorien, in denen Food Waste verbunden mit besonders vielen Umweltbelastungspunkten entsteht. Als «Spitzenreiter» entpuppten sich Brote und Backwaren, Käse, Rindfleisch und Frischgemüse.
Bei den Schätzungen der Verluste von Gemüse stützten sich die Studienverfasser hauptsächlich auf eine österreichische Studie aus dem Jahr 2016 zu Verlusten von Früchten und Gemüsen in der Landwirtschaft (Hrad et al., 2016). Die in der Stichprobe vertretenen Produzenten deckten vier Prozent der Gemüseanbaufläche in Österreich ab. Die Resultate in der Tabelle weisen für Eisberg, Chinakohl, Karotten und Radieschen besonders hohe Werte auf. Als Ursache wurden vorwiegend Vermarktungsstandards und beim Frischgemüse zusätzlich Marktüberschüsse bei sehr kurz lagerbarem Gemüse wie Kopfsalat angegeben. Die resultierenden vermeidbaren Verluste werden in der Studie beim Frischgemüse auf 11.6 und beim Lagergemüse auf 16,1 Prozent beziffert.
Ein wichtiger Faktor zur Vermeidung von Verlusten sei bei den Karotten und Zwiebeln die Erntetechnik, schreiben die Studienverfasser. Zudem weisen sie allgemein darauf hin, dass nicht verkaufte Lebensmittel zurückgelassen auf den Feldern als Dünger dienen, als Futtermittel oder zur Strom- und Wärmeproduktion verwendet werden, wodurch sich die Umweltbelastung weiter reduziere.
Die Menge macht es aus
Als besonders «schlimme» Lebensmittel bezüglich Umweltbelastung werden in der Studie unter anderem Fleisch, Kaffee, Butter, Eier, Fisch und Käse genannt. Bei diesen Produkten zahlt sich die Vermeidung von Verlusten besonders aus. Trotz verhältnismässig geringer Umweltbelastung pro Kilogramm fallen aber auch die Verluste beim Gemüse ins Gewicht, weil sie in grossen Mengen weggeworfen werden.
Jährlich landen Lebensmittel im Wert von rund 600 Franken pro Person und Jahr im Abfall. Zur Reduktion von Food Waste seien deshalb besonders Massnahmen in Privathaushalten, Gastronomie und Detailhandel wirksam. Zentral seien Sensibilisierungs- und Bildungsmassnahmen insbesondere bei Konsumentinnen und Konsumenten, schreiben die Studienverfasser.
Vermeidbare Verluste von Gemüsen auf Stufe Landwirtschaft (in Östereich)
Tomate Gewächshaus | 4,5% |
Peperoni Gewächshaus | 6,2% |
Radieschen | 16 % |
Kohl | 14,3 % |
Eisberg | 25,6 % |
Chinakohl | 18,7% |
Lauch | 9,9 % |
Zwiebel | 9,7 % |
Karotten | 18,7 % |
Quelle: Studie «Fortführung der Erhebung von Lebensmittelverlusten in der Landwirtschaft». (Hrad etal.,2016) Universität für Bodenkultur Wien
Zur Studie: http://bit.ly/foodwaste-studie
Kommentare