Mit der Software Terranimo lässt sich nach Regenfällen die Befahrbarkeit der Böden zuverlässig bestimmen. In der Praxis vertrauen die Gemüsegärtnerinnen und -gärtner aber immer noch eher dem Griff in den Boden sowie der eigenen Erfahrung.
Wenn Gemüsegärtnerinnen oder -gärtner die Wahl hätten zwischen zu trocken oder zu nass, wäre die Antwort bei vielen klar. Denn bewässern lässt sich der Acker ja eigentlich fast immer, währenddem bei durchnässten Böden mehr oder weniger alles stillsteht. Mit schwerem Gerät bei Nässe Setzlinge pflanzen, Brokkoli düngen, Unkraut hacken oder Gemüse ernten schädigt das Bodengefüge, respektive führt zu schädlichen Verdichtungen. Doch natürlich sorgt es für Nervosität, wenn das Gemüse auf dem Feld verkümmert, die Jungpflanzen ihren Erdpresstöpfchen entwachsen, das Personal unterbeschäftigt ist oder Lieferfristen nicht eingehalten werden können. Die Suche nach einigermassen trockenen Zeitfenstern wurde in diesem verregneten Frühling zur Herkulesaufgabe. Als Entscheidungsgrundlage zur Befahrbarkeit des Ackers stehen den Gemüseproduzentinnen und -produzenten verschiedene digitale Helfer zur Verfügung. Die Wetterapp auf dem Handy beispielsweise zeigt die Wetterentwicklung mittel- und kurzfristig auf. Weniger nützlich ist die öffentlich zugängliche Website centibar.ch der kantonalen Bodenschutzfachstellen, auf der die Werte von allen Bodenfeuchte-Messstationen der Schweiz abgebildet sind. Sie sind zu wenig detailliert. Eigene Feuchtesensoren respektive Regenmesser vor Ort sind hier hilfreicher.
Optimierung des Maschinengewichts
Über die Befahrbarkeit des Ackers entscheiden zum einen der Feuchtigkeitsgehalt im Boden zum anderen das eingesetzte Gerät. Die Landtechnik bietet mittlerweile gute Lösungen an, um das Gewicht auf mehr Fläche zu verteilen. Mit der Wahl des optimalen Reifens und der Einstellung des Reifeninnendrucks beispielsweise lassen sich die Reifenaufstandsfläche maximieren und die Bodenbelastung vermindern. In der frei zugänglichen von Agroscope und der Berner Fachhochschule entwickelten webbasierten App «Terranimo» können Gemüsegärtnerinnen und -gärtner überprüfen, ob und wie eine Fahrt auf den feuchten Acker zu verantworten ist. Dazu geben sie eine Vielzahl von Daten zu Gewicht, Bereifung und Anbaugeräten ein. Vermutlich etwas weniger bekannt ist, dass Nutzerinnen und Nutzer mit Login eigene Fahrzeuge definieren und abspeichern können. Das Gleiche gilt für die Bodeneigenschaften der Parzellen. Es braucht dann eigentlich nur noch die aktuelle Bodenfeuchtigkeit, um die Befahrbarkeit auszurechnen.
Traktorenhersteller Claas hat die Software von «Terranimo» in seinem Fahrerassistenzsystem Cemos als Option bereits integriert. Dabei gibt der Anwender die nötigen Variablen zu Boden und Wetterdaten manuell ein, die anderen benötigten Informationen zu den Maschinen erkennt das System automatisch. Dieses gibt einen Vorschlag zur optimalen Ballastierung und einen für die anstehenden Arbeiten optimalen Reifendruck heraus – der sich mittels Reifendruckregelanlage anpassen lässt –, sowie eine grafische Anzeige der Verdichtungsrisiken. In der Schweiz bestehen aber bisher kaum Erfahrungen mit Cemos und Terranimo, sagt Thomas Kobi von Serco Landtechnik AG auf Anfrage. Das sei möglicherweise auf die kleinen Parzellen in der Schweiz zurückzuführen, weshalb sich der Programmieraufwand nicht lohne. Er schliesst aber nicht aus, dass sich das ganze mittelfristig auch in der Schweiz durchsetzt.
Nichts ohne Spatenprobe
Bodenspezialist und Gemüsegärtner Peter Zurbuchen aus Lippoldswilen findet Terranimo zwar ein «Supertool», wie er auf Anfrage sagt. Doch er bezweifelt, dass es in der Praxis oft zur Anwendung kommt. Für ihn viel wichtiger ist immer noch der Spaten, mit dem sich der Zustand des Bodens schnell und zuverlässig beurteilen lässt. Die meisten Gemüsegärtnerinnen und -gärtner würden die Schwächen und Stärken ihrer Böden zudem gut genug kennen, um über die Befahrbarkeit zu entscheiden, findet er.
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