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Fernwärme für Tessiner Gewächshäuser

In Giubiasco könnten Gemüseproduzenten ihre Gewächshäuser mit umweltfreundlicher Fernwärme heizen. Doch bis jetzt hat nur einer einen Vertrag mit der Kehrichtverbrennungsanlage unterschrieben. Den anderen ist es zu teuer.

Schweizer Kehrichtverbrennungsanlagen (KVA) produzieren 1,5 Prozent des inländischen Stroms. Über Fernwärmeleitungen liefern sie zudem viel Wärmeenergie. Abfall gilt zu 50 Prozent als erneuerbare Ressource. Die daraus gewonnene Energie weist eine gute Ökobilanz auf und gilt als klimafreundlich. Davon könnten auch Gemüseproduzenten profitieren. In Hinwil heizen die Gebrüder Meier ihr Gewächshaus bereits seit drei Jahren mit der Abwärme aus der benachbarten KVA. Ähnliches ist nun in Giubiasco geplant. Seit drei Jahren steht dort nicht weit von der Gewächshauszone entfernt eine neue KVA. «Als ich den Betreibern vor drei Jahren sagte, wie viel Energie mein Gewächshaus verbraucht, wurden sie hellhörig», sagt Claudio Cattori, der in Sichtweite der KVA auf 2,7 Hektaren Tomaten anbaut. Ursprünglich plante Teris SA – das ist die Energie-Vermarktungsfirma der KVA –, nur eine Hochtemperaturleitung mit einer Temperatur von 109 Grad in die Industriezone. Nach Gesprächen mit den Gemüseproduzenten entschieden sie sich für den Bau einer zusätzlichen Niedrigenergieleitung zu den Gewächshäusern mit einer Vorlauftemperatur von 65 Grad.

Preis fast gleich wie bei Gas

Nun sind die Leitungen verlegt. Trotzdem zögern die betroffenen Gewächshausproduzenten mit dem Abschluss eines Vertrages mit Teris. Das liegt zum einen an der zwanzig jährigen Laufzeit des Kontraktes. «Wer weiss schon, was in zwanzig Jahren ist?» fragt sich Marco Bassi, der die Fernwärme für ein älteres Gewächshaus nutzen könnte. Adriano Galli von Teris ist sich bewusst, dass die Laufzeit lang ist. Es gebe aber die Möglichkeit, entsprechende Vertragsklauseln einzubauen, die einen Ausstieg aus dem Vertrag in bestimmten Fällen ermöglichen würden. Galli sieht vor allem die Vorteile: «Der über Jahre festgelegte Preis gibt eine Planungssicherheit.» Doch dieser liegt nur leicht unter dem für Gas und ist den möglichen Abnehmern zu hoch. Galli rechtfertigt den Preis mit den Kosten für die extra erstellte Leitung und die anderen Investitionen. Und er geht davon aus, dass die Energiepreise steigen: «Dann werden unsere Kunden profitieren.»

Doch die Gemüseproduzenten sind keine Propheten und die aktuelle Situation in der Branche fördert vor allem kurzfristiges Denken: «Wir müssen unsere Heizkosten senken, wo wir können», sagt Alberto Brusa, dem von Teris auch eine Offerte vorliegt. In seinen Augen müsste der Preis für die Fernwärme viel günstiger sein, die KVA finanziere sich schliesslich mit den Abfallgebühren des Volkes. Seine vorhandene Heizung müsste er ausserdem trotzdem behalten, weil in den Spitzen die Heiztemperatur aus der Wärmeleitung nicht ausreiche. Heizen könnte Brusa ironischerweise seit Neustem aber auch mit Erdgas: Zusammen mit den Wärmeleitungen wurde nämlich gleichzeitig eine Erdgasleitung verlegt, die gleich bei ihm vorbeiführt.

CO2-Ausstoss massiv reduziert

Für den Anschluss ans Fernwärmenetz entschieden hat sich hingegen Claudio Cattori. Ab dem Herbst wird die Wärme für seine Gewächshäuser aus der Leitung im Boden kommen. Seinen 5,3 Megawatt starken Gaskessel hat ihm Teris AG abgekauft. Er wird zur Abdeckung der Heizungsspitzen sowie als Backup für Ausfälle ins System integriert. Er hat sich zudem mit Klauseln vertraglich bei Teris abgesichert: «Wenn ich beispielsweise aus irgendwelchen Gründen von Tomaten auf Salat wechseln müsste, dann wird der Vertrag entsprechend angepasst, weil ich weniger Energie brauchen würde», sagt Cattori. Zudem kann er nach drei Jahren aussteigen, falls er die Produktion ungeplant aufgeben muss.

Für Cattori ist zum einen wichtig, künftig bei der Energie nicht von «unsicheren» Lieferanten in fernen Ländern abhängig zu sein. Und da er seinen CO2-Ausstoss mit dieser Lösung auf einen Schlag massiv reduziert, kann er sich gemäss neuem CO2-Gesetz die Einsparung offiziell bescheinigen lassen und – falls er Käufer findet – beispielsweise an Firmen verkaufen, die Emissionen kompensieren müssen. Und wenn die Abnehmer in ein paar Jahren – wie beispielsweise von Coop angekündigt – nur noch Gemüse aus CO2-neutraler Produktion abnehmen sollten, dann wird Cattori im Vorteil sein.

Veröffentlicht in Blog

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