Deutschlands Spargelanbauer kämpfen mit Personalmangel. Die holländische Firma Cerescon hat mit ihrem selektiven vollautomatischen Ernter «Sparter» eine Lösung. Allerdings verzögert sich die Auslieferung der ersten Geräte um ein Jahr.
Jeder vierte Deutsche Spargelanbauer denkt daran, die Spargelstechmesser an den Nagel zu hängen, stellte der Verband Süddeutscher Spargel- und Erdbeeranbauer (VSSE) in einer Umfrage fest. Mit einer Anbaufläche von über 23 000 Hektaren ist der Spargel in Deutschland mit Abstand das wichtigste Gemüse. Im letzten Jahr sorgten Klimaextreme für eine zu kurze Erntephase mit grossen Übermengen, was zu massivem Preisdruck führte. Ein Riesenproblem ist aber vor allem der Mangel an Arbeitskräften. Laut VSSE konnten 79 Prozent der Spargelbetriebe wegen Personalmangels einen Teil der Ernte gar nicht einholen.
Vollautomatischer Spargelernter
Die holländische Firma Cerescon stellte im vorletzten Jahr mit dem «Sparter» eine Lösung vor, die das Problem lösen könnte. Der vollautomatische, selektive Spargelernter kommt auf 50 Hektaren Fläche mit nur noch fünf Leuten aus, sonst wären dafür 75 nötig. Das Interesse am 700 000 Euro teuren Gerät sei gross, sagte Cerescon-Generaldirektorin Thérèse van Vinken anlässlich eines Gesprächs an der expoSE in Karlsruhe im vergangenen November. Doch die Serien-Produktion wurde um ein Jahr verschoben. «Die in Frankreich durchgeführten Praxis-Tests zeigten, dass noch Verbesserungen nötig waren.» Unter anderem gab es offenbar Probleme mit Unkraut und unförmigen Dämmen sowie bei der Erkennung der erntereifen Spargelstangen in lehmigen Böden. In diesem Jahr sollen nun mit Hilfe von 1,5 Millionen Euro EU-Fördergeldern die abschliessenden Tests auf Spargelbetrieben in Deutschland und Holland durchgeführt werden. Fünf holländische Spargelbauern haben bereits Maschinen bestellt, sie profitieren von einer EU-Förderung von 40 Prozent des Verkaufspreises.
Kritik am industriellen Spargelanbau
Nun gibt es in Deutschland auch Kritik an dieser industriellen Art der Spargelproduktion, wenn der Sparter mit seinen sensorgesteuerten Stechmessern über die pickfeinen Dämme fährt. Die Spargelernte verliere dadurch den für das Image so wichtigen handwerklichen Touch, so der Tenor. Da zuckt van Vinken nur mit den Schultern: «Wenn nicht Maschinen wie der Sparter diese Arbeiten übernehmen, wird es in zehn Jahren in Deutschland keinen Spargelanbau mehr geben.»
2020 sollen sechs Sparter ausgeliefert werden. Der Einführungspreis liegt bei 600 000 Euro je nach Grösse. Langfristig wolle Cerescon pro Jahr 65 Geräte ausliefern, sagte van Vinken optimistisch. Der Bau eines «Mini»-Sparters – beispielsweise für Schweizer Verhältnisse – sei aber noch kein Thema, aber langfristig denkbar. Zuerst wolle man nun den grossen Sparter im Markt einführen. Dafür sei die Firma auf der Suche nach einem Verkäufer mit Affinität zum Spargelanbau und einem technischen Flair sowie deutsch und französisch spricht. Interessenten – auch aus der Schweiz – können sich bei ihr melden.
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