Mit der Wahl der passenden Erntemethode können Betriebe Kosten sparen. Immer häufiger kommen Erntebänder zum Einsatz, die in fixen Fahrgassen fahren. Wer kein produktives Land opfern will, sucht und findet andere Lösungen.
Gebückte Erntearbeiter, die Kohlrabi schneiden und der Kollege, der die gefüllten Kisten aus dem Feld zum Ladewagen schleppt. Auf vielen Betrieben gehört diese Bild der Vergangenheit an. Denn immer mehr Gemüsebetriebe setzen heute auf den Feldern Erntebänder ein. Einer der Pioniere ist Sepp Egger von Egger Gemüsebau Werthbühl in Istighofen TG. Vor etwa zehn Jahren kaufte er das erste Ernteband. Heute stehen bei ihm drei Ladewagen mit integrierten Erntebändern im Einsatz.
Effizienter ernten
Zurzeit schneiden bei ihm gerade fünf Arbeiter Blumenkohl, den sie auf das rund 10 Meter lange Ernteband legen. Ein weiterer Mitarbeiter steht auf dem Ladewagen und füllt die Kisten. Per Fernsteuerung passt der erste Mann, der am Band steht, das Fahrtempo und die Spur des führerlosen Traktors an. «Ist das Feld abgeerntet, fährt man das Band ein, macht die Blachen zu und fährt die Ware zum Waschen auf dem Betrieb», sagt Egger. Alles geht ganz schnell. «Ich spare damit bei der Ernte rund zehn Prozent der Kosten ein», sagt der Thurgauer Gemüseproduzent. Das entspreche immerhin einer Arbeitskraft. Pro Erntewagen sei für die optimale Auslastung eine Fläche von 30 bis 40 Hektaren nötig. Neben der höheren Effizienz sieht Egger einen weiteren Vorteil des Erntebandes in der tieferen körperlichen Belastung der Erntearbeiter. «Die Gitter sind zudem nicht schmutzig und alles läuft einfach viel sauberer ab.»
Fahrgassen sind nötig
Beim Einsatz von Erntebändern sind drei Meter breite Fahrgassen nötig, die mit Gras eingesät sind, damit bei jedem Wetter gefahren werden kann. Viele Gemüseproduzenten kritisieren diesen Verlust an produktivem Land. Sepp Egger schätzt ihn auf rund 15 Prozent. «Diesen gleicht man aber durch mehr Effizienz wieder aus», sagt er. Er nutzt die Fahrgassen zudem für die Giesswagen, die er zur Bewässerung einsetzt. Er verzichtet auf seinen Feldern konsequent auf Bewässerungsrohre. Damit werde er gerade bei Pflegearbeiten auf den Feldern flexibler.
Kurmann-Achse
Ein mit vollen Kisten beladener Ladewagen mit Ernteband ist gut neun Tonnen schwer und drückt in den Fahrgassen auf den Boden. Sepp Egger setzt bei seinen Ladewagen deshalb auf die bodenschonende 8-Rad Kurmann-Achse. «Mit diesen reicht die Verdichtung laut FAT-Bericht bei Nässe bis in eine Tiefe zwischen 15 und 20 cm», sagt Egger. Und diese könne er mit dem Grubber problemlos wieder auflockern.
Auch Gemüseproduzent Thomas Käser aus Birmenstorf AG setzt seit diesem Jahr auf ein Wagen mit Ernteband, den er als Occasion von Sepp Egger gekauft hat. Und die Investition hat sich für ihn gelohnt. «Einmal mit Ernteband, immer mit Ernteband», sagt er heute. Der Betrieb habe seine Schlagkraft deutlich erhöhen können. Die Arbeiter seien motivierter, die Kisten nicht dreckig und für die Kulturen sei diese Erntemethode auch besser. Nun möchte er alle Flächen mit Fahrgassen bestücken, wozu ihm aber zurzeit noch etwas Land fehle.
Grosse Mengen in kurzer Zeit
Toni Schmid arbeitete bis vor kurzem beim Hüswiler Landmaschinenhändler Bärtschi Fobro in Hüswil und hat langjährige Erfahrung mit Erntebändern. Die Verkäufe sind seit Jahren konstant. «Viele fangen klein an und wollen dann immer mehr und grössere Anlagen», sagt der Landmaschinen-Händler. Der Grund ist für ihn klar: «Heute müssen die Gemüseproduzenten grosse Mengen Gemüse in kurzer Zeit bereitstellen können.» Nicht nur wegen der Schlagkraft sind Erntebänder von Vorteil. «Erntebänder reduzierten die Arbeitsbelastung auf dem Feld deutlich», so Schmid. Deshalb könnten auch weniger starke Arbeitskräfte – beispielsweise Frauen – bei der Ernte eingesetzt werden. Das sei ein Vorteil in der heutigen Arbeitsmarktlage, sagt er. Schmid schränkt aber ein, dass Erntebänder erst für Betriebe ab einer Grösse zwischen 20 und 30 Hektaren interessant seien, weil das wegen den Fahrgassen für die Produktion wegfallende Land kompensiert werden müsse.
Ketten- anstatt Gummiband
Sepp Egger hat in diesem Jahr einen neuen Ladewagen mit Ernteband gekauft und dafür rund 120 000 Franken bezahlt. Alleine die Kurmann-Achse kostete 40 000 Franken. Die neue Anlage ist erstmals mit Kettenband anstatt wie bisher mit Gummiband ausgestattet. Denn die Bänder sind eine Problemzone. «Bei Betriebszeiten von 1200 Stunden pro Jahr ist der Verschleiss natürlich gross», sagt Händler Schmid. Wenn ein Gummiband kaputt ist, steht die Anlage still bis der Mechaniker vorbeikommt. Mit Kettenbändern soll sich das nun ändern: «Die Produzenten können diese viel besser selbst reparieren.»
Marke Eigenbau
Ihren eigenen Weg geht die Firma Max Schwarz AG in Villigen. Betriebsmechaniker Adrian Grossen baute vor zwei Jahren kurzum eine gebrauchte Ropa-Zuckerrübenverlademaus in eine Erntemaschine mit zwei zehn Meter langen seitlichen Rollbändern um. «Mich überzeugen Systeme mit einseitig angebrachten Erntebändern nicht», sagt Bereichsleiter Toni Suter. Deshalb habe man sich von einer Maschine in Deutschland inspirieren lassen und den Rübenverlader auf die Bedürfnisse des Betriebes angepasst. Toni Suter schätzt die dabei entstandenen Kosten – inklusive Rübenernter – auf rund 150 000 Franken.
Entstanden ist ein schlagkräftiges Gefährt, an dem rund zwanzig Leute gleichzeitig Kisten mit Eisbergsalat einfüllen und auf die Rollbänder legen. Auf diesen rollen sie direkt auf den Erntewagen, der hinter der Erntemaschine angehängt ist. «Ein Erntewagen mit 18 Paletten ist in einer dreiviertel Stunde gefüllt», sagt Suter. Der Traktor bleibt während der Ernte am Ladewagen angehängt und wird im Leergang rückwärts mitgezogen bis der Wagen voll ist. «Oft fahren die Bauern, bei denen wir ein Feld abernten, die Ware gegen eine Entschädigung gleich mit ihrem eigenen Traktor zum Betrieb der Max Schwarz AG in Villigen». Das Erntekonzept passt also gut zum Betrieb im Aargau, der oft direkt mit Bauern zusammenarbeitet.
Dank der Länge der Rollbänder sind weniger Fahrgassen nötig, die zudem nicht wie bei den anderen Systemen fix angelegt sind. Das habe Vorteile für den Boden: «Seit wir das Gerät einsetzen führe ich deutlich weniger Diskussionen über Landschäden mit den Bauern», sagt Suter. Letztlich müsse aber jeder Betrieb das für sich passende Erntesystem finden. Für seine Firma hat sich das «Ropa»-Prinzip bewährt: «In diesem Winter wollen wir einen Zweiten etwas Kleineren umrüsten für die Ernte von Buntsalaten.»
VHS: Kette läuft um den Traktor herum
Urs Amacher vom Geigelmooshof in Dänikon ZH setzt bei der Ernte seit kurzem das englische Vegetable Harvesting System (VHS) ein. Die Erntearbeiter legen das Erntegut dabei in Körbchen, die von einer Kette gezogen über eine Schiene um den Traktor herum bis zum Erntewagen laufen, wo die geerntete Ware von einem Arbeiter in Kisten abgefüllt wird. Die Länge des VHS reicht, um fünf Beete gleichzeitig abzuernten. Die Erntearbeiter steuern den Traktor und das Tempo über eine Fernsteuerung. «Ich suchte nach einem System, bei dem ich die Erntewagen jederzeit wechseln kann», sagt Urs Amacher. Zudem wollte er keine fixen Fahrgassen auf seinen Feldern. Das VHS erfüllt beide Kriterien. Urs Amacher ist zufrieden mit der Investition: «Das VHS funktioniert bis jetzt sehr gut und ist ideal für unseren Betrieb». Das VHS kostet rund einen Drittel eines Erntewagens mit Ernteband. Weil das VHS fix am Schlepper montiert ist, muss allenfalls noch ein Traktor gekauft werden, falls kein solcher verfügbar ist. Der mit dem VHS ausgestattete Traktor kann für keine anderen Feldarbeiten eingesetzt werden. Das System eignet sich gut für kleinere und mittlere Betriebe.
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