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Erlebniseinkauf mit Safran

Ein schmales Sortiment und eine einfache Ladengestaltung sind die Erfolgsrezepte von Harddiscountern wie Aldi und Lidl. Auf der anderen Seite stehen Coop und Migros, die mehr auf Einkaufserlebnis und Sortimentsvielfalt setzen. Rüebli-Kisten lieblos auf einem Palett hingestellt bei Aldi oder buntes Regal mit über einem Dutzend verschiedenen Arten von Balsamico-Essig bei Coop also. Natürlich ist letztere Verkaufsstrategie in der Konsequenz teurer: Die Einkaufspaläste der beiden Platzhirsche brauchen höhere Margen. Neben dem deutlich breiteren Sortiment begründen Coop und Migros ihre im Vergleich zu den ungeliebten deutschen Harddiscountern höheren Preise oft mit den besseren Service-Leistungen. Bisher konnte ich mir darunter nur wenig vorstellen: Ist es die angenehmere Hintergrundmusik? Die politisch korrekten Tofubällchen? Oder etwa das freundlichere Personal?
Kürzlich erlebte ich in der Coop-Filiale in meinem Dorf Folgendes: Ein älterer Herr am Stock steht mehr oder weniger ratlos vor dem Regal mit der riesigen Auswahl an Gewürzen. «Kann ich Ihnen helfen?» fragt der Coop-Angestellte in einem erfrischenden, lebensbejahenden Ton. «Ich suche Safran», sagt der Mann. «Kochen sie selbst oder kocht ihre Frau?» Für den schnellen Gebrauch würde er ihm diesen hier empfehlen. Der Angestellte zeigt auf die pulverisierte Form im Beutel. Im Premium-Bereich gebe es aber noch ganz besonderen Safran aus Griechenland. Und jetzt ist er nicht mehr zu bremsen: «Haben Sie gewusst: Es gibt sogar Schweizer Safran?» Dieser werde im kleinen Walliser Dorf Mund produziert. Er sei zwar etwas teurer, aber dafür wunderbar im Geschmack. Eine Messerspitze reiche. «Wow. Was für ein Service!» denke ich mir. Aha, Service; Da hätten wir es also. Fünf Minuten später komme ich an der Weinabteilung vorbei. Und wieder höre ich die nette Stimme: «Kann ich Ihnen helfen?» Es ist der gleiche Angestellte wie vorher.
Für ein solches Engagement bezahle ich persönlich gerne ein paar Rappen mehr für die Butter oder den Kopfsalat.

Der Text wurde als Kolumne in der Lebensmittelfachzeitschrift Alimenta publiziert.

Veröffentlicht in Blog

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