Die VSGP-Delegiertenversammlung lehnte die Aufnahme einer neuen nationalen Biogemüsesektion in den Verband deutlich ab. Der dafür angenommene Kompromiss-Vorschlag soll den Weg für eine bessere Lösung ebnen.
Es lag etwas in der Luft in Arbon TG. Doch vorerst nahm die Delegiertenversammlung des Verbandes Schweizer Gemüseproduzenten (VSGP) am 24. Mai ihren gewohnten Verlauf. Es ging los mit Grussworten des Arboner Stadtammans, von Nationalrat Markus Hausamman (Präsident Verband Thurgauer Landwirtschaft) und der beiden Chefs der Landwirtschaftsämter von Schaffhausen und Thurgau sowie dem Präsidenten der Gemüseproduzentenvereinigung der Kantone Thurgau und Schaffhausen (GVTS), Hans Ott. Seine GVTS um OK-Präsident Andreas Fey organisierte den Anlass verdankenswerter Weise.
VSGP-Präsident Hannes Germann eröffnete die Versammlung mit dem üblichen Rückblick auf das vergangene Jahr, in dem die Produzenten trotz eigentlich guter Marktlage unzufrieden waren. Die Branche müsse sich hier aber an der eigenen Nase nehmen, sagte Germann. Er meinte damit die mangelnde Solidarität unter den Gemüsegärtnern, weil einige schwarze Schafe das Preisgefüge immer wieder unnötig durcheinanderbringen. Auch das war aber eigentlich nichts Neues.
VSGP-Direktor Pascal Toffel präsentierte den Jahresbericht, und wies auf schwierige Dossiers wie Suisse Garantie im Zusammenhang mit den Grenzzonen hin oder erwähnte die Diskussionen um die regional unterschiedlichen Normalarbeitsverträge. Toffel freute sich über die massive Ablehnung der Mindestlohninitiative, die erfolgreichen Interventionen beim Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) gegen strengere Erosionsmassnahmen oder über die neu lancierte Werbekampagne. Vizedirektor Timo Weber machte sich Sorgen über den Tomatenmarkt oder die Problematik von Fixpreisen, die mittlerweile auch bei Lagergemüse angewendet würden.
So näherte sich der Anlass langsam aber sicher seinem Höhepunkt, wenn wir den nach der Versammlung durchgeführten Gala-Abend einmal weglassen. Eine Ersatzwahl gab es auch noch: Der langjährige Tessiner Vertreter im Leitenden Ausschuss (LA) des VSGP, Marco Francini, erklärte seinen Rücktritt. Die Versammlung wählte als Ersatz den jungen Tessiner Gemüseproduzenten Davide Cattori. Sein Grossvater war in den 1980iger-Jahren während sechs Jahren VSGP-Präsident. Auch die Statutenrevision des VSGP, die vor allem mehr Rechtssicherheit bringen soll, wurde schnell durchgewunken. Doch dann war es vorbei mit der Ruhe im Seeparksaal in Arbon.
Ja oder Nein zu nationaler Bio-Sektion
Man war bei Traktandum 11 «Eventuelle Anträge & Resolution» angelangt: Eine im letzten Jahr im Seeland gegründete, national orientierte Bio-Vereinigung stellte hier den Antrag, als Mitglied beim VSGP aufgenommen zu werden. Es sei dringend notwendig, dass eine eigene VSGP-Sektion für Biogemüse entstehe, damit die Interessen besser wahrgenommen werden könnten, sagte Peter Hilfiker als Vertreter der Vereinigung in seinem Votum. Brisant dabei: 25 Biogemüseproduzenten waren zuvor bereits aus ihren regionalen Sektionen ausgetreten. Was bei diesen für wenig Freude sorgte, nicht nur wegen den fehlenden Mitgliederbeiträgen. Betroffen ist insbesondere die Gemüseproduzenten-Vereinigung der Kantone Bern und Freiburg (GVBF). Deren Präsidentin Nadja Pieren ergriff entsprechend engagiert das Wort: «Eine Aufnahme hätte zur Folge, dass alle möglichen Gruppierungen eigene Sektionen bilden würden», sagte sie. Es folgte eine rege Diskussion, ehe der VSGP-Präsident in seiner gewohnt vermittelnden Art das Wort ergriff. Der LA und die VSGP-Präsidentenkonferenz lehnten den Antrag bereits im Vorfeld ab. Um zu verhindern, dass dem Verband Mitglieder verloren gehen, formulierte der VSGP einen Gegenvorschlag: Dieser ermöglichte Biogemüseproduzenten, die aus der GVBF oder anderen Sektionen austreten wollen, während zwei Jahren eine temporäre Direktmitgliedschaft beim VSGP für zwei Jahre. Bis zur DV 2016 soll eine definitive Lösung gesucht werden, dabei strebt der Verband an, dass sich die Parteien einander annähern und bessere Lösungen finden als eine nationale Biogemüse-Sektion. «Letztlich geht es bei dieser Abstimmung um das gemeinsame Dach des VSGP», sagte Präsident Germann bevor er die Versammlung zur Abstimmung aufrief. Diese wurde sogar schriftlich und geheim durchgeführt, was deren Bedeutung zusätzlich unterstrich.
Der Gegenvorschlag des VSGP wurde von der Versammlung mit 72 Ja- zu 53 Nein-Stimmen angenommen, der Antrag zur Aufnahme der Bio-Vereinigung als VSGP-Sektion wurde mit 118 Nein zu 7 Ja sehr deutlich abgelehnt. Man kann trotzdem gespannt sein, welches Ende die Geschichte nehmen wird. Der erleichterte VSGP-Präsident bedankte sich für die «richtungsweisende» Delegiertenversammlung und schloss den offiziellen Teil des Anlasses damit ab.
Agrarpolitisches Feuerwerk zu Abschluss
Nach den hitzigen Debatten folgte das Referat von Nationalrat Markus Ritter zum Thema «Nachhaltige Intensivierung: Chance für die Schweizer Landwirtschaft» Der Präsident des Schweizer Bauernverbandes (SBV) erläuterte darin die Strategie seines Verbandes für die Zukunft der Schweizer Landwirtschaft. Die Zeit des Wartens sei vorbei, sagte er. Der Verband wolle selber aktiv werden, bevor andere es tun. In diesem Sinne ist auch die Lancierung der Ernährungsinitiative zu verstehen, die in Rekordzeit zusammengekommen ist und nächstens eingereicht werden soll. Die engangierte Ansprache machte der Gemüsebranche auf jeden Fall Hoffnung für die Zukunft.
Endgültig beruhigten sich die Gemüter schliesslich beim anschliessenden Apéro unter strahlend blauem Himmel am Ufer des Bodensees, ehe die GVTS zum Gala-Abend einlud.
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