Die Genfer Gemüsegärtner verpflichten sich freiwillig zu mehr
Nachhaltigkeit. Als Instrument dafür dient das Label «Demain la Terre» aus Frankreich.
Die Union Maraîchère de Genève (UMG) verpflichtet sich zu mehr Nachhaltigkeit, indem sie dem französischen Label «Demain la Terre» beitritt, als erste ausländische europäische Unternehmung überhaupt notabene. Aktuell sind nach Angaben der Organisation rund 400 Landwirte mit einer gesamten Fläche von 5 000 ha dabei.
Was bringt dieses Label den Genfer Gemüsegärtnern? Es gehe vor allem darum, die eigene Produktion langfristig zu verbessern, erklärt UMG-Präsident Alexandre Cudet. Statt mit einem Kleber auf den Produkten, werden die Mehrwerte des Beitritts zu «Demain la Terre» über die Verkaufsstellen und mit speziellen Aktionen kommuniziert. Eigentlich sei es also auch gar kein Label. Vielmehr verpflichten sich die Genfer Produzenten, die Nachhaltigkeitsziele der Charta von «Demain la Terre» zu erfüllen. Diese sehen vor: weniger Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, die Erhaltung der Wasserressourcen sowie der Bodenqualität, verbesserter Schutz der Artenvielfalt, ein geringerer CO2-Fussabdruck, weniger Abfall und mehr Recycling, die Förderung nachhaltiger Wirtschaftsbeziehungen und der Aufbau von humaneren Betrieben. Rund 60 objektiv messbare präzise Kriterien müssen erfüllt werden.
Laufende Verbesserungen
Die Umwelt-Anforderungen des ersten Audits sind dabei bereits mehrheitlich erfüllt, da sie schon Bestandteil des Ökologischen Leistungsnachweises (ÖLN) sind. Dies ist nicht der Fall bei den anderen Kriterien. Die Produzenten müssen sich auf ihrem Betrieb entsprechend intensiv mit neuen Anforderungen auseinandersetzen. Wer bei «Demain la Terre» mitmacht, verpflichtet sich zu permanenter Verbesserung. Bei Pflanzenschutzmitteln müssen die Risiken laufend minimiert und alternative Lösungen zu synthetischen Wirkstoffen entwickelt werden. Regionalität ist ein anderer wichtiger Bestandteil: So wird ein Radius definiert, sowohl für den Einkauf von Hilfsstoffen wie für die Rekrutierung der Arbeitskräfte. In einem dynamischen Prozess einer kontinuierlichen Verbesserung wird im Rahmen von «Demain la Terre» das Level jedes Produzenten anhand eines Punktesystems eingeschätzt, wobei die Punkte jährlich zunehmen sollten. Der vollständige Verzicht auf Pflanzenschutzmittel oder die Garantie, dass keine Pflanzenschutzmittelrückstände (Zéro résidu) in den Produkten nachgewiesen werden können, ermöglichen zum Beispiel, ein höheres Niveau zu erreichen.
Ein Vorteil bei «Demain la Terre» sei, dass es von Produzenten für Produzenten gemacht sei, erklärt Cudet. Es gebe also keine Vorgaben von Kunden oder Abnehmern wie beispielsweise bei SuisseGAP. Die Produzenten kontrollieren das Label und entwickeln es aufgrund der Realität in der Praxis und des technischen Fortschritts selbst weiter. Es sei ein gutes Instrument, um den Genfer Gemüsegärtnern dabei zu helfen, nachhaltiger zu werden und um ihre Leistung besser hervorzuheben. Es müssten aber laufend Fortschritte erzielt werden, die von der Organisation vorgegeben sind und kontrolliert werden. «Es geht am Ende wirklich darum, dass man sich jedes Jahr verbindlich verbessert und dass die Produzenten miteinander gute Lösungen entwickeln», erklärt Cudet.
Marktvorteil wegen mehr Nachhaltigkeit?
In der Schweiz betritt die UMG mit dem Beitritt zu «Demain la Terre» und der konkreten Verpflichtung für weitergehende Massnahmen zu mehr Nachhaltigkeit Neuland. Wenn die Abnehmer das Engagement der UMG positiv zur Kenntnis nehmen, dann würde das die Genfer Gemüsegärtner freuen, sagt Cudet. Doch es sei schlussendlich nicht das Hauptziel der ganzen Übung.
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