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Eine Büchse Erbsen für zehn Franken

wuerstli2Die Bell-Würstli feierten Geburtstag. Grund genug für deren Erschaffer, eine ganzseitige historische Inserateseite aus dem Geburtsjahr 1924 in der Sonntagspresse erscheinen zu lassen. Eine Trouvaille: Neben der Ankündigung eben dieser heissen Bell-Würstchen als Neuheit die Anzeige des Privat-Detektiv Bureaus Discret oder das Einfamilienhaus mit 1400 Quadratmeter Umschwung für 32’000 Franken.
Neugierig machte mich das Inserat eines Lebensmittelhändlers: Das Suppenhuhn schaffte es damals noch auf die angepriesene Liste, genau wie Perlhühner, Tauben oder Treibhaus-Trauben. Vereinzelt waren Preise aufgeführt: Junge Enten kosteten 12 Franken, Gänse 25 Franken und französische Erbsen in der 1-Liter-Büchse 1.60 Franken. Tja, was würde diese Büchse heute kosten? Der Online-Teuerungsrechner der Schweizer Bundesverwaltung berechnet ihren heutigen Wert auf knapp zehn Franken. Aktuell kostet ein Kilogramm Erbsen in der Büchse bei Migros 4.80 Franken. Trotz vermutlich deutlich besserer Qualität als anno dazumal kostet eine Büchse Erbsen heute inflationsbereinigt also nur noch die Hälfte wie vor neunzig Jahren.
Man hat sich an die billigen Lebensmittel gewöhnt. Niemand würde heute für zehn Franken eine Büchse Erbsen kaufen. Höchsten ein paar wenige Gourmets eine Ente für 74 oder eine Gans für 154 Franken, so viel würden diese heute teuerungskorrigiert kosten. Der Produktivitätsfortschritt der letzten Jahrzehnte bescherte Herrn und Frau Schweizer so günstige Lebensmittel wie nie. Nur noch knapp sieben Prozent ihres Einkommens müssen sie für diese aufwenden. Die Wertschätzung von Lebensmitteln bröckelt so schleichend weg. Kein Wunder, wenn ein französisches Entenfilet noch knapp 12 Franken kostet. Oder ein Kilogramm Karotten 1.20 Franken, 1 kg Hörnli 95 Rappen, 500 g Ruchbrot 1.10 Franken…

Dieser Text ist als Kolumne in der Fachzeitschrift Alimenta erschienen.

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Ein Kommentar

  1. In der Tat: Man hat sich an die billigen Lebensmittel gewöhnt. Teilweise sind Grundnahrungsmittel (Hörnli für 95 Rappen) fast gratis. Inserate und Kleinanzeigen wie jene von Bell geben Aufschluss über die Kaufkraft von heute und damals. Die Preise haben sich seit damals zwar knapp verfünffacht, allerdings sind die Nettoverdienste parallel um das 25-fache gestiegen. Im Ergebnis seien die meisten Waren des täglichen Bedarfs in den vergangenen 60 Jahren deutlich billiger geworden.

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