Im Interview zeigt sich Andreas Messerli von Hilcona erfreut über die guten Bohnenerträge in diesem Jahr. Dafür erlebten die Anbauerinnen und Anbauer von Erbsen ein Jahr zum
Vergessen. Sie dürfen aber nächstes Jahr mit höheren Abnahmepreisen rechnen.
Bei den Erbsen kam es in diesem Jahr zu grossen Ausfällen. Weshalb?
Andreas Messerli*: Viele Erbsen kämpften mit starkem Befall der bodenbürtigen Brennfleckenkrankheit. Normalerweise können die Erbsen die Krankheit gut abwehren, doch in diesem Jahr war es wohl einfach zu nass. Immerhin wissen wir aus aktuellen Versuchen, dass es hier wirksame, zugelassene Pflanzenschutzmittel gibt. Nächstes Jahr werden wir hier schneller präventiv handeln, falls nötig. In Bio war vor allem das Unkraut ein grosses Problem. Dieses konnte bei den nassen Verhältnissen nur ungenügend mechanisch bekämpft werden. Bei den Erbsen war es insgesamt sicher ein Jahr zum Vergessen. Den Verarbeitungsbetrieben fehlen rund 40 Prozent der benötigten Schweizer Erbsen.
Anders ist die Situation bei den Bohnen.
Genau. Hier gehen wir von 20 Prozent mehr geernteten Bohnen aus als geplant. Am Anfang hatten die Kulturen zwar Mühe, weil der Boden nicht so warm war. Es kam zu Beginn auch zu Bohnenfliegenbefall, allerdings mit überschaubaren Schäden. Danach war das Wetter aber ideal und wüchsig mit ausreichend Regen. Gerade bei Spätbohnen erzielten wir teilweise sehr gute Erträge. Etwas überraschend waren allerdings die für einmal extrem tiefen Erträge im Rheintal, was mit den grossen Regenmengen zu tun hatte. Aber über alle Regionen betrachtet, war es ein sehr gutes Bohnenjahr für die Schweiz.
In diesem Jahr gab es Notfallzulassungen für Insektizide gegen die Baumwoll-Kapseleule, die im letzten Jahr als Wurm in den Bohnen grosse Schäden anrichtete. Konnten die Bohnen nun von diesen Pflanzenschutzmitteln profitieren?
Tatsächlich war der Schädling in diesem Jahr weniger ein Problem. Zum einen trat er nicht so häufig auf. Und falls es trotzdem etwas mehr waren, konnten die angesprochenen Kontaktinsektizide Carogen oder in Bio Helicovex gespritzt werden. Diese scheinen tatsächlich zu wirken, allerdings fehlen noch definitive Auswertungen dazu von Agroscope. Die Branche wird aber auch im nächsten Jahr bei beiden Mitteln entsprechende Notfallzulassungen beantragen.
Ist ein wirksames Pflanzenschutzmittel gegen die Bohnenfliege in Aussicht?
Leider nein. Doch mit dem Einhalten von ein paar Regeln kann sie recht gut in Zaum gehalten werden. So muss der Anbauer beim Start dafür sorgen, dass die Kultur möglichst schnell wächst, weil die Bohnenfliege vor allem in den ersten Tagen ein Problem ist. Das heisst: nicht zu tief säen, den Boden gut vorbereiten, wässern bei flachgesäten Bohnen und kein Anbau direkt nach Wiesenumbruch.
Im letzten Jahr suchten die Verarbeitungsbetriebe zusätzliche Erbsenproduzenten. Tatsächlich stiegen in diesem Jahr einige neu ein. Sie landeten aber wie oben angesprochen hart. Bleiben diese nächstes Jahr an Bord?
Bis jetzt haben wir noch keine grossen Absagen für nächstes Jahr. Viele können das Ganze richtig einordnen, weil es wettermässig im Allgemeinen ein schwieriges Jahr war in der Landwirtschaft. Ein paar zusätzliche Erbsenproduzenten braucht es aber übrigens immer noch. Bei den Bohnen haben die Verarbeitungsbetriebe hingegen im nächsten Jahr genug Anbauflächen.
Wie sehen die Preise im nächsten Jahr aus?
Bei den Preisverhandlungen einigte sich die Anbaukommission zusammen mit den Produzenten auf Preiserhöhungen von 4 Prozent bei den Erbsen und 2 Prozent bei den Bohnen. Damit werden zusätzliche Kosten für den Pflanzenschutz wie beispielsweise für die Bekämpfung der Brennfleckenkrankheit bei den Erbsen abgegolten.
*Andreas Messerli leitet bei Hilcona die Abteilung «Agrar» und ist Vorsitzender der Anbaukommission in der Swiss Convenience Food Association (SCFA).
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