Da soll noch jemand sagen, Milch sei ein uniformes austauschbares Produkt: Nach dem die Wiesenmilch vorläufig aus den Schlagzeilen verschwunden ist, lese ich nun in den Fachzeitungen den Titel «Streit um Verbot von Robotermilch». Diese Tierethiker sind schon ein extremes Volk, denke ich spontan – ohne freilich den Text gelesen zu haben. Ich hatte bei Melkrobotern nie den Eindruck, dass diese zum Nachteil der Tiere sind. Eher im Gegenteil, kann sich eine Kuh doch dann melken lassen, wenn sie Lust dazu hat. Und das Lustprinzip kann ja nicht so schlecht sein für das Tierwohl. Zudem passen solche automatischen Systeme meines Erachtens eigentlich ganz gut in ein zeitgemässes Arbeitsumfeld. Um was geht es bei der Robotermilch also? Gespannt lese ich den Text. Was ich nicht für möglich gehalten hätte: Es gibt ein Problem mit der Qualität von Robotermilch bei der Herstellung von Käse. Eine Studie der Agroscope Liebefeld-Posieux (ALP) soll nun sogar bewiesen haben, dass die Milch von herkömmlichen Melksystemen tatsächlich besser für die Produktion von Rohmilchkäse geeignet ist. Gründe sind offenbar gerade die bei den Robotern höhere Anzahl Melkgänge pro Tag oder die längere Lagerungszeit bis zur Verarbeitung.
Die Interprofession du Gruyère diskutiert nun sogar ein Verbot von Melkrobotern. Pech gehabt also, wer im Gruyèregebiet in einen Roboter investiert hat. Auch andere Sortenorganisationen beraten über ein Verbot. Doch Angriff ist die beste Verteidigung. Weshalb also nicht ein neues Label lancieren, das die genannten Vorzüge der Robotermelkerei anpreist? Anstatt Heidi ein Roboter. Das Sujet würde sich doch ausgezeichnet eignen, um das Bild einer modernen, kostenbewussten Landwirtschaft zu transportieren. Kommunikativ wäre das zweifellos eine anspruchsvolle Sache und würde wohl auch nicht so richtig in die Marketing-Strategien der Verbände passen. Doch vielleicht passen Melkroboter besser zur Facebook-Generation, die ja sowieso meint – so das Klischee –, dass die Milch aus der Tüte und nicht von der Kuh kommt.
Dieser Beitrag ist als Kolumne in der Lebensmittelfachzeitschrift Alimenta erschienen.
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