Im Interview weist Ecorobotix-Co-Gründer Steve Tanner auf die Komplexität der Entwicklung von intelligenten Pflanzenschutzrobotern hin. Das Gespräch fand am Rande des internationalen Agrarrobotikforums (FIRA) in Toulouse statt.
Vor vier Jahren erschien in dieser Zeitschrift erstmals ein Artikel über den Ecorobotix. Damals sagten Sie, dass er 2016 auf den Markt kommen wird. Die Marktreife hat der Pflanzenschutzroboter aber bis heute nicht erreicht. Weshalb?
Steve Tanner: Die Aussage damals war natürlich sehr optimistisch (er lächelt). Tatsächlich sind wir bei der Entwicklung des Geräts auf einige Schwierigkeiten gestossen. Bei den Tests unter realen Bedingungen zeigte sich, dass die Algorithmen noch nicht ausreichten, um dort zu bestehen. Es folgten noch einmal zwei Jahre intensive Tests und Weiterentwicklungen, um die Maschine zuverlässiger zu machen. Nun kommt noch eine mindestens einjährige Testphase dazu. Ich denke, dass es im Herbst 2020 endgültig soweit sein wird. Marktanalysten gehen übrigens davon aus, dass die autonome Agrarrobotik weltweit erst im Jahr 2025 praxisreif sein wird.
Andere autonome Roboter wie beispielsweise der Oz von Naiö sind weniger komplex als der Ecorobotix, habe die Praxisreife dafür aber erreicht. Sind Sie möglicherweise auf dem falschen Weg?
Nein, es gibt ja viele andere Firmen, die ebenfalls auf Kameras für die Unkrauterkennung setzen. Der Oz ist ja eigentlich nur ein Jätgerät, das mit wenig Intelligenz ausgestattet ist und diese nur nutzt, um die Reihe zu finden. Unser Ecorobotix spritzt das Unkraut und muss dieses deshalb zuverlässig erkennen. Das ist einfach eine viel komplexere Angelegenheit. Deshalb braucht die Entwicklung viel mehr Zeit.
Wird das Gerät nicht zu kompliziert für die Praxis?
Es ist sicher eine Herausforderung, die Komplexität einer Maschine mit künstlicher Intelligenz ganz zu verstecken. Wir müssen es aber schaffen, dass sich der Kunde am Schluss nicht allzu fest mit dieser beschäftigen muss.
Am Firmensitz in Yverdon arbeiten 18 Leute, davon sind 12 Software-Ingenieure. Für welche Kulturen entwickeln sie Software?
Starten werden wir mit Zuckerrüben. Bei Gemüse arbeiten wir an Zwiebeln, Bohnen und Spinat. Für die Erstellung der Bilder arbeiten wir übrigens auch mit Westschweizer Gemüsegärtnern zusammen.
Wie ist das Interesse aus der Schweizer Landwirtschaft am Ecorobotix?
Es ist gross. Allerdings haben wir den Schweizer Markt nicht als Referenzmarkt ausgewählt, weil er zu klein ist. Wir entwickeln Maschinen für den europäischen Markt. Natürlich eignen sich diese auch für die Schweiz. Doch es braucht hier Landwirte, die sich um das Gerät kümmern
wollen und können.
Vor vier Jahren sprachen Sie noch von einem Stückpreis von 15 000 Franken. Wie sieht es heute aus?
Wenn man vom Preis spricht, muss man sich immer bewusst sein, dass die Anforderungen seit 2015 deutlich erhöht worden sind. Es ist deshalb klar, dass der Ecorobotix nun teurer ist. Er kann dafür auch viel mehr. Zurzeit gehen wir von einem Stückpreis von 35 000 Franken aus. Doch entscheidend sind am Schluss sowieso die Kosten pro Hektare. Da rechne ich damit, dass wir im konventionellen Bereich günstiger sein werden als bei den üblichen Pflanzenschutzmethoden.
Ecorobotix
Der von der Yverdoner Start-up-Firma Ecorobotix entwickelte autonome Pflanzenschutzroboter erkennt Unkraut mit der Kamera und behandelt dieses gezielt mit Pflanzenschutzmitteln. Der Herbizidaufwand soll dadurch um 90 Prozent sinken. Wegen des leichten Gewichtes entstehen zudem keine Bodenverdichtungsschäden. Der Roboter ist mit Solarzellen ausgestatten, welche den Strom für den Betrieb liefern.
www.ecorobotix.ch
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