Die belgische Firma Ardo ist der grösste Tiefkühlgemüse-Verarbeiter in Europa. Die Flächen befinden sich in verschiedenen Anbauregionen in Europa. Das Unternehmen verfolgt eine konsequente Nachhaltigkeits-Strategie.
David Eppenberger
Kein Land in Europa stellt mehr Tiefkühlgemüse her wie Belgien. Von den in Europa produzierten rund 4,1 Mio. Tonnen wird rund ein Viertel im Benelux-Staat verarbeitet, der flächenmässig kleiner als die Schweiz ist. Die Firma Ardo mit Hauptsitz in Ardooie ist Marktleader und die Nummer Eins unter den Tiefkühlgemüse-Verarbeitern Europas. 3500 Vertrags-Anbauer produzieren für Ardo auf rund 50 000 Hektaren Fläche in neun Ländern pro Jahr fast eine Million Tonnen Gemüse. Es wird von 4000 Mitarbeitern an 21 Standorten verarbeitet und vertrieben. Das in dritter Generation geführte Familienunternehmen erzielt jährlich einen Umsatz von rund 1,2 Milliarden Euro mit Produkten, die in über 100 Länder exportiert werden. Dank der internationalen Ausrichtung könnten Produkte während dem ganzen Jahr dort geerntet werden, wo es am besten und saisongerecht wachse, erklärt Leander Cosijns, Chef der Fabrik in Ardooie. Das sei wichtig für eine optimale Qualität der Tiefkühlprodukte zudem bestünden auch ökologische Vorteile. Deshalb verwendet man beispielsweise Paprika aus dem spanischen Freiland und nicht aus den energieintensiven Gewächshäusern im benachbarten Holland, erklärt er. Und natürlich spielen hier auch Preise eine Rolle. Doch der lokale Aspekt sei hier zweitrangig.
Reduktion von Pflanzenschutzmitteln
Um sich von den Mitbewerbern zu differenzieren, verfolgt Ardo eine strikte Nachhaltigkeits-Strategie. 65 Agronomen sorgen nicht nur dafür, dass in den verschiedenen Ländern die Qualität stimmt, sondern führen beispielsweise Anbauversuche durch, in denen es um die Minimierung von Umweltauswirkungen beispielsweise durch Pflanzenschutzmittel geht. Im eigens dafür geschaffenen «Mimosa»-Programm werden entsprechende Massnahmen getestet und eingeführt und zudem an der Optimierung der Flächenerträge gearbeitet. Dazu gehören unter anderem die Verwendung von krankheitsresistenten Sorten, die Einführung von Präzisionstechnologien, Drohnen für Bodenanalysen oder die Anwendung von Komponenten aus der regenerativen Landwirtschaft. «Beim Spinat konnte der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln dank mehltauresistenten Sorten um 50 Prozent reduziert werden», sagt Ardo-Chefagronom Emmanuel Jadin. In den letzten fünf Jahren habe die Menge von Pflanzenschutzmitteln im gesamten Unternehmen um 28 Prozent reduziert werden können. Es sei das Ziel von Ardo, dass künftig 80 Prozent der verarbeiteten Produkte frei von Pflanzenschutzmittelrückständen seien, das heisst unter der Bestimmungsgrenze von 0,01 mg/kg. Zurzeit sei man bereits auf einem Anteil von 76 Prozent, womit Ardo führend in Sachen «zéro résidue» sei, sagt Jadin.
Schwimmende Solarzellen
An vielen Produktions-Standorten ist Littering ein Problem. Um Plastikfetzen im Endprodukt zu minimieren, scannt eine Drohne das Spinatfeld vorab und gibt dem Anwender per App durch, wo er den weggeworfenen Abfall finden und entfernen kann. Mehr als 90 Prozent könnten so identifiziert werden, erklärt Jadin. 100 Prozent der Vertragsproduzenten sind im Rahmen der Plattform Sustainable Agriculture Initiative Platform (SAI) zertifiziert. Dabei handelt es sich um eine globale Initiative von Lebensmittelunternehmen zur Unterstützung von nachhaltigen Beschaffungs- und Landwirtschaftspraktiken.
Wie ernst es dem Unternehmen ist, zeigt das vor kurzem am Hauptsitz eröffnete energieeffiziente Gebäude, das mit überschüssiger Energie aus der benachbarten Verarbeitungshalle geheizt und gekühlt wird. Auch im Tiefkühlprozess selbst wird laufend an der Energieeffizienz geschraubt sowie an der Verbesserung der Qualität gearbeitet, damit das Endprodukt möglichst lange haltbar bleibt. Zudem werden geschlossene Wasserkreisläufe angestrebt: Das Regenwasser und das gereinigte Abwasser aus der Fabrik fliessen am Hauptsitz in ein 50 000 m3 Bewässerungsbecken nebenan, auf dem 4860 schwimmende Solar-Module erneuerbaren Strom produzieren. Eine 25 Kilometer lange Pipeline versorgt 50 Landwirte in der Umgebung mit dem Bewässerungswasser. Das sei auch wegen des Klimawandels eine Notwendigkeit, um den Anbau langfristig zu sichern, erklärt Jadin.
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