Bei Bodenanalysen nach Albrecht-Kinsey steht die Kationenaustauschfähigkeit im Zentrum. Entsprechende Düngungsempfehlungen weichen oft von «üblichen» Empfehlungen ab. Trotzdem steigt das Interesse an der alternativen Methode bei Gemüsebaubetrieben.
Die intensive Gemüseproduktion fordert dem Boden einiges ab. Deshalb ist genaues Hinsehen besonders wichtig. Vereinfacht gesagt geht es vor allem um Nährstoffe, pH-Wert und den Humusgehalt, die «stimmen» müssen. Üblicherweise werden dafür klassische Boden-Analysen durchgeführt und entsprechend den daraus abgeleiteten Empfehlungen gehandelt. Angesichts zunehmendem Schädlings- und Krankheitsdruck wegen verschärften Pflanzenschutzvorgaben steigt aber bei Gemüsegärtnerinnen und -gärtner das Bedürfnis nach mehr Informationen über den Boden.
Eine Möglichkeit dazu bieten die Methoden nach Albrecht-Kinsey. Der Amerikaner Neal Kinsey hatte einst beim Bodenkunde-Professor William Albrecht in Illinois studiert. Dieser setzte sich intensiv mit dem Thema Bodenfruchtbarkeit auseinander. Vor über 50 Jahren gründete Neal Kinsey sein eigenes Unternehmen. Dabei analysiert er Bodenproben nach weiter entwickelten Kriterien auf Basis der Überlegungen von Albrecht. Hier steht nicht der Nährstoffentzug der Pflanze oder die vorhandenen Mengen im Vordergrund. Von Interesse ist vor allem das Verhältnis bestimmter Nährstoffe im Boden. Die daraus erstellten Düngungsempfehlungen weichen teilweise stark von den klassischen Bodenanalysen und Empfehlungen gemäss Grundlagen der Düngung (GRUD) ab.
In Expertenkreisen sind die Methoden umstritten. Doch eine stabile Zahl von Gemüsebaubetrieben ist überzeugt, dass die Umsetzung der Empfehlungen ihren Böden weiterhilft. Im Zentrum der Betrachtungen steht die Kationenaustauschkapazität (KAK) des Bodens. Diese beschreibt die Fähigkeit des Bodens, als Kationen vorliegende Nährstoffe den Kulturen bei Bedarf zur Verfügung zu stellen. Respektive vor Auswaschung zu bewahren. Je höher die KAK, desto besser die Speicherfähigkeit des Bodens.
Alle drei bis sechs Jahre eine Probe
Der Bodenkundler und offizielle Kinsey-Berater Dominik Christophel aus Lauterhofen (D) analysiert mit seinem Geobüro Böden nach den Grundsätzen von Albrecht-Kinsey. Seine Kundschaft kommt auch aus der Schweiz. Er erklärt das Ganze so: «Wir führen eine sehr detaillierte Bodenanalyse durch, in denen wir die Speicherkapazität der Böden und die KAK bestimmen. Dazu kommen weitere Parameter wie Humusgehalt, C/N-Verhältnis, Carbonatgehalt («freier Kalk»), Schwefel, Phosphor (leicht verfügbar und Vorrat) und im kleinen Analysepaket die gängigen Spurenelemente Bor, Eisen, Mangan, Kupfer und Zink. Die Kunden erhalten eine konkrete Düngungsempfehlung, in der wir auch Nährstsoffwechselwirkungen und -verhältnisse berücksichtigen.»
Voraussetzung für aussagekräftige Resultate ist die fachgerechte Beprobung des Bodens. Dominik Christophel schickt die Proben zum spezialisierten Labor nach Holland oder in bestimmten Fällen direkt in die USA zur Firma Kinsey Agricultural Services von Neal Kinsey. Er wertet die Analyse-Rohdaten aus und erstellt daraus eine Düngeempfehlung. Betrieben, die ihre Böden erstmals nach Albrecht-Kinsey analysieren lassen, empfiehlt er zum Start eine Beratung von einem zertifizierten Kinsey-Berater vor Ort, um das Prinzip zu verstehen. Die Analyse sollte alle drei bis sechs Jahre durchgeführt werden. Allerdings gäbe es Gemüsebaubetriebe, die in engeren Abständen beproben würden, sagt Dominik Christophel.
Erfolgreiche Versuche mit Sellerie
In einem Versuch in Deutschland untersuchte das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Fürth-Uffenheim (AELF Fürth) vor vier Jahren verschiedene Düngevarianten bei Sellerie mit reduzierter Stickstoffdüngung. Dabei erzielte die Düngung nach Albrecht-Kinsey-Analyse bei vier von fünf Varianten deutlich höhere Erträge. In der Schweiz führt die Firma «bodenproben. ch» Analysen nach den Kriterien von Albrecht – Kinsey durch.
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