Nachdem Rückzug von Chlorpyrifos darf kein gebeiztes Bohnen-Saatgut mehr eingesetzt werden. Deshalb wird die Bohnenfliege nun zum Problem. Die Suche nach wirksamen Alternativen verliefen bisher erfolglos. Die Anbaurisiken steigen deshalb.
David Eppenberger
Seit diesem Frühling ist es endgültig: Die bewährte Beizung von Bohnensaatgut mit dem Insektizid Chlorpyrifos ist nicht mehr zugelassen. Die Vorräte waren grösstenteils bereits letztes Jahr aufgebraucht, weshalb viele Bohnenanbauer bereits in der letzten Anbausaison ungebeiztes Saatgut verwenden mussten. Das freut insbesondere die Bohnenfliege (Delia Platura), die je nach Standort und Wetter in grosser Anzahl auf den frisch bestellten Äckern einfliegt und dort in den Bohnen-Keimlingen ihre Eier ablegt. Aus diesen schlüpft relativ schnell ein Räupchen, das sich dann am Stängel gütlich tut. Ist sie in einem warmen Frühling früh dran, bilden sich nicht einmal Blätter und der Keimling stirbt ab. Die Suche nach wirksamen Alternativen zum nicht mehr zugelassenen Wirkstoff läuft auf Hochtouren, allerdings bisher ohne wirklichen Erfolg. Die Branche führte in Zusammenarbeit mit Agroscope Versuche durch unter anderem mit Produkten auf Kalk- und Schwefelbasis, mit dem Knoblauchgranulat Nemguard oder mit dem Bodenhilfsstoff SoilTonic. Die Resultate seien bis jetzt ernüchternd ausgefallen, sagt Andreas Messerli, Leiter Hilcona Agrar AG. Allerdings seien noch nicht alle Daten ausgewertet. Und die Versuche würden nächstes Jahr weitergeführt.
Anspruchsvolles Bohnenjahr
Obwohl die Situation schwierig sei, weist Messerli darauf hin, dass dieses Jahr für die Bohnen wettermässig auch sonst besonders anspruchsvoll gewesen sei. «Wie viele Schäden wirklich von der Bohnenfliege verursacht wurden ist unklar.» Denn auch Schnecken würden in feuchten Jahren eine wichtige Rolle spielen. Das Schadpotential der Bohnenfliege sei dennoch erheblich, wie Totalausfälle auf Biofeldern in der Vergangenheit aufgezeigt hätten. Durch den Wegfall von Chlorpyrifos würden nun auch die Risiken für die konventionelle Produktion aber auch für die Versorgung der Verarbeitungsbetriebe steigen, sagt er. «Die Situation ist für alle Beteiligten anspruchsvoll und wir können die Herausforderung nur gemeinsam meistern.»
Der Start ist entscheidend
Die Bohnenfliege ist nur zu Beginn der Kultur ein Problem. Je schneller diese aufläuft, desto besser. Empfohlen wird eine flache Saat auf einem möglichst «sauberen» Boden. «Feuchtigkeit, Temperatur, Saattiefe und ein fester Bodenschluss sind weitere Faktoren, welche einen Befall der Bohnenfliege beeinflussen», erklärt Daniel Habegger, Präsident der Pflanzer-Vereinigung Surbtal und Umgebung. Früher hiess es noch, dass die frühen oder späten Sätze weniger anfällig seien. Doch mittlerweile kenne er Produzenten, die auch bei späten Sätzen mit Bohnenfliegenschäden kämpften. Die Bohnenfliege sei ohne Insektizid noch unberechenbarer geworden. «Man tappt eigentlich im Dunkeln und kennt ihr Verhalten und die Mechanismen kaum», erklärt er. Die ganze Branche und die Forschung sei nun gefordert. Er selbst befürchtet, dass die Anbaubereitschaft durch die höheren Anbaurisiken sinken könnte. Deshalb erachtet es Andreas Messerli als umso wichtiger, dass Produzenten, Verarbeiter, Pflanzenschutzmittelhersteller und Forschung gemeinsam Ideen, Methoden und Mittel ausprobieren, damit zügig erste Lösungen gefunden werden könnten.
Von Bio lernen
Biogemüsegärtner müssen schon seit jeher ohne eigentliche Pflanzenschutzmittel gegen die Bohnenfliege auskommen. Biobohnen-Anbauer Dieter Scheibler aus Oftringen macht gute Erfahrungen mit einer feinen Bodenbearbeitung jeweils kurz vor der Saat. Wenn es zu nass ist, gehe aber auch das nicht. Zudem denkt er, dass bodenschonende Verfahren in diesem Fall eher ungünstig sind.
Wie sieht es aus mit Netzen? Diese sind teuer und arbeitsintensiv und deshalb un-realistisch im grossflächigen Bohnen-Anbau. Deshalb heisst es vorerst: Durchwursteln und eigene Erfahrungen sammeln bis dann einmal mehr bekannt ist oder gar ein neues Pflanzenschutzmittel vorhanden ist.
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