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Der Wunsch nach mehr Solidarität in der Branche

An einem Podiumsgespräch diskutierten Betriebsleiter aus der ganzen Schweiz über tiefe Preise und den mangelnden Respekt untereinander. Fazit: Gut hat man darüber gesprochen. Ob Taten folgen werden, muss sich erst zeigen.

bl_seminar1Wie solidarisch können Konkurrenten untereinander sein? Um diese Frage drehte sich der Abschlussmorgen des Betriebsleiterseminars, das im Dezember im Kurhotel Bad Ramsach in Läufelfingen BL stattfand. An den Tagen zuvor ging es um Bodengesundheit, Foodwaste, Aufzeichnungs- und Rückverfolgbarkeitsprogramme sowie um Online-Kommunikation. Am ersten Tag informierte der Verband Schweizer Gemüseproduzenten (VSGP) zudem über seine aktuellen Tätigkeiten. Und natürlich kam auch das Gesellige nicht zu kurz, an den Abenden in der Bar, beim Besuch der Rheinsalinen in Schweizerhalle oder am Unterhaltungsabend auf dem Weidhof in Ormalingen mit dem Entlebucher Komiker Schösu. Doch der eigentliche Höhepunkt war auf die Podiumsdiskussion zum Thema «Solidarität in der Branche» gelegt. Um diese steht es bekanntlich nicht allzu gut. «Wir bringen es fertig, in einem geschützten Markt unsere eigenen Preise kaputt zu machen», brachte es ein Seminarteilnehmer auf den Punkt. Mit der Diskussion wollte VSGP-Direktor Pascal Toffel ein Zeichen setzen und so etwas wie ein Neuanfang für eine bessere Zusammenarbeit zwischen den Betrieben lancieren. Dabei waren erstmals seit langem an einem Betriebsleiterseminar auch Führungskräfte aus der Westschweiz und dem Tessin vertreten.

Ärgernis Dumpingpreise

Podiumsteilnehmer Fritz Meier aus Dällikon ZH berichtete in seinem Eingangsreferat von einem typischen Fall: «Wir offerierten bei unserem Abnehmer Nüsslisalat für 16 Franken, ehe ein Kollege die gleiche Ware für 10 Franken anbot». Und das nur, um ihnen eins auszuwischen, denn es war von vornherein klar, dass er nicht würde liefern können. Meier appellierte an seine Mitbewerber, mehr zu versuchen, miteinander ans Ziel zu kommen. «Das Kollektiv stärkt zwar den Einzelnen», sagte Biogemüseproduzent und Biogroupe-Verwaltungsratspräsident Manfred Wolf aus Ried bei Kerzers. Umgekehrt müsse es aber auch stimmen. Die Branche befände sich in einem Wachstumsmarkt, doch es gebe kein unbegrenztes Wachstum. «Es kann nicht sein, dass ein Betriebsleiter sagt, in fünf Jahren wolle er doppelt so gross sein.» Das gehe dann nur noch über den Preis, sagte Wolf.

bl_semimar2Mehr Zusammenarbeit wäre möglich

Roland Stoll aus Yverdon-les-Bains kritisierte die Kollegen, die die an der Konferenz vereinbarten Richtpreise jeweils systematisch unterbieten und die Preise unnötig nach unten drückten. «Für den Konsumenten spielt es keine Rolle, ob Karotten im Regal 20 Rappen mehr kosten, für den Produzenten hingegen schon», sagte Stoll. Der war übrigens der Meinung, dass die Zusammenarbeit in der Deutschschweiz besser sei als in der Romandie, wie nur schon das Betriebsleiterseminar zeige. Tomatenproduzent Alexandre Cudet aus Troinex GE erwähnte das Beispiel der Union Maraîchère de Genève (UMG) als ein seit Jahren bewährtes positives Beispiel für eine gute Zusammenarbeit zwischen Gemüseproduzenten. Man sei aber in einem Markt tätig, wo ein paar zu tiefen Preisen angebotene Paletten Tomaten genügten, um den gesamten Markt hinunter zu ziehen, sagte er. Dabei seien es vielleicht zwanzig grosse Tomatenproduzenten in der Schweiz, die mit mehr Diskussionen untereinander den Markt steuern könnten. Marco Bassi als Vertreter aus dem Tessin appellierte für mehr Marktrealität: «Ich werde sicher keine neuen Gewächshäuser mehr bauen, weil es keinen Absatz für diese Produkte gibt.» Die Diskussion mit den Seminarteilnehmern drehte sich schliesslich um die brennenden Themen Grenzzonen, Arbeitszeiten oder fehlende Nachwuchskräfte. Inwiefern die Diskussionen zur Verbesserung des Klimas in der Branche beitragen werden, wird die Zukunft zeigen. Zu hoffen ist, dass es nicht bei der Aussage von Manfred Wolf bleibt, der sagte: «Wir reden nur über die Solidarität, wir leben sie aber nicht.»

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