Es war die Aussage vom Präsidenten des holländischen Landwirtschafts- und Ernährungsdachverbands in einer kürzlich erschienen Reportage über die niederländische Schweineproduktion, die mich wieder einmal ins Grübeln brachte. Für ihn seien extensive oder gar biologische Tierhaltungssysteme nicht nachhaltig, da sie pro Kilo produziertem Fleisch mehr Landfläche benötigten und deshalb einen breiteren CO2-Fussabdruck aufwiesen, soll er gesagt haben. Möglichst viel Schweine auf engem Raum, die sie sich kaum bewegen können und deshalb weniger Futter benötigen. Irgendwie leuchtet das ein. Bei der Batteriehaltung von Hühnern ist das ja auch so: Bewegung auf eingestreutem Boden oder gar auf der Wiese ist in einem solchen Weltbild pure Energie- und Flächenverschwendung. Doch vielleicht sollte der Horizont doch noch etwas erweitert werden, über die Einheit «produziertes Fleisch pro Fläche» als alleiniger Gradmesser einer nachhaltigen Landwirtschaft hinaus. Die Fleischproduktion hat in Sachen CO2-Ausstoss nämlich per se ein Problem: Bei der Produktion von einem Kilogramm Rindfleisch entsteht rund 90 Mal mehr CO2 als bei der gleichen Menge Frischgemüse. Schweinefleisch schliesst mit dem Faktor 20 zwar etwas besser ab. Wenn schiffsladungsweise Futter aus Übersee zu den industriellen holländischen Tierhaltungsbetrieben gekarrt werden, dann hat das aber wenig mit Nachhaltigkeit zu tun, um diesen Begriff noch einmal zu strapazieren. Wohlfahrtsgesellschaften essen zwar tendenziell mehr Fleisch, sie sind aber auch besser informiert und haben höhere Qualitätsanforderungen: Das Tierwohl ist dabei ebenso wichtig wie die Herkunft des Futters. Auf den Klimaschutz umgemünzt kann das nur heissen: Weniger ist mehr! Oder: Am Sonntag kommt der Schweizer Qualitätsbraten auf den Tisch, während der Woche viel Gemüse.
Der Sonntagsbraten als Lösung
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