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Dem Bio-Sirup verfallen

Die Zutaten in den «Zuckerpeitsche»-Sirupen machen den Unterschied. Sirup-Fabrikant Chris Eckert baute die Marke auf und will nun weiter expandieren.

Die speziellen «Zuckerpeitsche»-Sirupe verkauft Chris Eckert im Premium-Segment.

Die edlen Bio-Sirupe der Marke «Zuckerpeitsche» haben sich in den letzten Jahren nicht nur bei Gourmets beachtlichen Respekt verschafft. Doch: wie kommt jemand auf einen solchen Markennamen für Sirup? Besteht etwa ein Zusammenhang mit der Redewendung «Zuckerbrot und Peitsche»? Diese macht hier nicht wirklich Sinn. Und sowieso hört es sich sehr streng an. Und es passt ja eigentlich auch nicht so gut zu den aktuellen kritischen Diskussionen bei Zuckergehalten in Süssgetränken. Die Geschichte dahinter ist die: Vor über zehn Jahren lebte Chris Eckert in Berlin und entschied sich, Sirup-Fabrikant zu werden. Auf den Sirup kam der gelernte Koch, weil dieser seine Leidenschaften für Kulinarik, Design und Nostalgie idealerweise verkörperte.

Diese künstlerische Arbeit stand am Anfang der Namensgebung der Sirupe.
Diese künstlerische Arbeit stand am Anfang der Namensgebung der Sirupe.

Auf der Suche nach einem prägnanten Sirup-Namen mit Wiedererkennungswert traf er auf einem Berliner Flohmarkt auf einen Künstler. Dieser beschäftigte sich in einer aktuellen Arbeit gerade mit einem Sujet einer Coca-Cola Flasche im Zusammenhang mit Kapitalismuskritik. Dort stand rot in fetter Schrift «Zuckerpeitsche». Päng! Der Name war gefunden. Er streute diesen erst einmal in seinem Bekanntenkreis. «Als eines Abends eine Freundin nach ein paar Wochen zu mir kam und mich fragte, was eigentlich aus der Zuckerpeitsche geworden sei, wusste ich, der Name funktioniert», sagt er heute. Ein Bild des Kunstwerks hängt im über sechs Meter hohen Raum in Kriens auf dem ehemaligen Industrie-Areal der Bell-Maschinenfabrik. Von dort aus betreibt Chris Eckert seit diesem Jahr sein Sirup-Geschäft. 

Schwierige Rohstoff-Beschaffung in Bioqualität

Die Sirup-Herstellung brachte sich der Luzerner selbst bei. Das musste er. Denn bei der Konkurrenz sei er bis auf eine Ausnahme auf taube Ohren gestossen. Aber das Kochen von Sirup ist ja grundsätzlich keine Hexerei. Es sei denn, die Zutaten sind etwas spezieller als Himbeeren oder Holunderblüten. Letztere gehören zwar auch in sein Sortiment. Doch um sich im Premium-Segment der Bio-Sirupe einen Platz zu ergattern waren etwas speziellere Mischungen und Rohstoffe nötig. Rhabarber-Tonkabohne, Birne-Rosmarin, Haskapbeere und Lavendel, Sauerkirschen oder Kolakraut beispielsweise. Und natürlich war für ihn von Anfang an klar, dass das Ganze in Bioqualität daherkommen musste. Die Beschaffung der Rohstoffe in Bioqualität nach den Kriterien von Bio Suisse ist allerdings auch heute noch eine Knacknuss. Mittlerweile verfüge er hier über ein gutes Netzwerk, sagt er. Kolakraut beispielsweise bezieht er bei einem Biobetrieb aus Seuzach, speziellere Kräuter aus dem Tessin.

Mit speziellen Zusammensetzungen machten sich die «Zuckerpeitsche»-Sirupe einen Namen.
Mit speziellen Zusammensetzungen machten sich die «Zuckerpeitsche»-Sirupe einen Namen.

Bei den Sauerkirschen aber sei es beispielsweise im Moment gerade etwas schwierig. Bisher kaufte er diese tiefgefroren bei einem Schweizer Biohändler. Am liebsten hätte er aber Saft aus dem Balkan oder der Türkei, weil dieser geschmacklich am besten sei. Solche etwas exotischere Rohstoffe in Knospe-Qualität zu finden sei aber oft schwierig. Bio Suisse ist hier streng und verlangt auch von ausländischen Rohstoffen, dass dort die gleichen Bestimmungen wie in der Schweiz erfüllt sind. Aus Zeitgründen gibt sich Chris Eckert deshalb in schwierigen Fällen mit dem etwas tieferen EU-Bio-Standard ab und lässt die Knospe auf der Sirupflasche weg.

Etwas Säure ist immer nötig

Abgefüllt werden die Sirupe mit einer Temperatur von 85 Grad in edle, stabile Braunglas-Flaschen, wie man sie eher aus der Pharmabranche kennt. Hier setzte sich das Designer-Herz in Eckert durch. «Glas verschafft dem Ganzen eine höhere Wertigkeit und die ungewohnte, breite Flaschenform steigert den Wiedererkennungswert», erklärt er. Auf künstliche Aromen oder Konservierungsstoffe verzichtet er konsequent. Für die Haltbarkeit sorgt sowieso der Zucker, der wenn immer möglich von Schweizer Biorüben stammt. «Doch natürlich enthält der Zuckerpeitschen-Sirup weniger Zucker als der billige Industriesirup im Detailhandel», sagt Chris Eckert augenzwinkernd.

Geschenkset mit Sirupen der Marke Zuckerpeitsche. (Bild: Holger Jacob, Luzern)

In allen Sirupen fügt er Zitronensaft dazu, welcher für die passende Säure sorgt. Geschmacklich sei diese Komponente ein absolutes Muss findet der gelernte Koch. Als solcher arbeitet er zurzeit immer noch hauptberuflich an einer Schule in Luzern. Den Birnen-Rosmarin-Sirup beispielsweise verwendet er dort auch in der Salat- oder Bratensauce. «Das zeigt, dass Sirup eben viel mehr ist als nur ein Getränk.» Davon oder von der Zubereitung von leckeren alkoholfreien Cocktails erzählt er auch an seinen Sirup-Workshops, die er für Firmen und andere Gruppen mit anschliessendem Apero durchführt.

Seit diesem Jahr Produktion ausgelagert

Im letzten Jahr verkaufte Chris Eckert rund 15’000 Flaschen Bio-Sirup, vor allem an Bioläden, Konzeptstores oder die Gastronomie. Und das alles in einer zeitintensiven «Ein-Mann-Show», wie er sagt: Vom Kochen, Abfüllen, Etikettieren, Marketing bis zum Versand. Als er Ende Jahr seinen Kochplatz in der ehemaligen Militär-Küche in Luzern wegen einer Umnutzung verlor, nutzte er deshalb die Gelegenheit, um sich neu aufzustellen. Moderne Anlagen zu kaufen, welche die strengen Hygienevorschriften erfüllen, hätte seine finanziellen Möglichkeiten deutlich überstiegen. Mit dem Biohof Oberzinngen in Malters LU fand er einen kompetenten Partner, der seit diesem Jahr den Sirup nach seinen Rezepturen zubereitet. Der Betrieb ist vor allem bekannt für seine Haskap-Beeren, die auch in den «Zuckerpeitsche»-Sirupen landen, sowie für deren eigenen Sirupe. «Es war naheliegend, die Kocherei und Abfüllung der Zuckerpeitsche-Sirupe dorthin auszulagern.»

Es sei für ihn ein emotional grosser Schritt gewesen, die Produktion seines Lebenswerks aus den eigenen Händen zu geben, gibt er zwar zu. «Doch um die Präsenz der Marke Zuckerpeitsche im Markt zu erhöhen, war dieser Schritt notwendig.» Er habe sich eingestehen müssen, dass zu vieles liegen bleibe, wenn man das Ganze allein stemmen müsse. Der Luzerner arbeitet nun mit einer professionellen Markenagentur zusammen und hat Geschäftspartner in Aussicht, die ihm beim Vertrieb neue Möglichkeiten eröffnen sollen. Er selbst kümmert sich nun mehr um die Marke und die Entwicklung von neuen Geschmacksrichtungen. «Das ist eigentlich ja das, was ich am liebsten mache.» Und natürlich sei es das Ziel, die Produktion auszuweiten und dereinst ganz davon leben zu können. Und klar ist: Der Markenname «Zuckerpeitsche» bleibt!

Veröffentlicht in Blog

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