
Jean-Luc Pecorini ist Gemüsegärtner und gleichzeitig Bürgermeister der französischen Gemeinde Bossey. Gekonnt pendelt er täglich zwischen Tomaten und Bürostuhl. Im Verband Schweizer Gemüseproduzenten positioniert er gerade das Marketing neu.
Ein Franzose im Leitenden Ausschuss des Verbandes Schweizer Gemüseproduzenten (VSGP)? Als Jean-Luc Pecorini vor drei Jahren in dieses Amt gewählt wurde, war seine Staatsbürgerschaft unter den Delegierten nur kurz ein Thema. Denn die Geschichte dahinter ist schnell erzählt. Der 63-jährige Gemüsegärtner wohnt zwar seit seiner Kindheit in Bossey, das auf französischem Staatsgebiet liegt, seine Gewächshäuser stehen aber ein paar hundert Meter entfernt in Troinex, das zum Kanton Genf gehört. «Schon mein Vater und der Grossvater produzierten hier Gemüse für den Schweizer Markt», erklärt er im Büro des rund 4 Hektaren grossen reinen Gewächshausbetriebs. Die Region ist seit 1815 Teil der damals von der Schweiz und Frankreich geschaffenen Freizone «zone franche», wo heute noch spezielle Importbedingungen gelten. Vor einigen Jahren legte Pecorini den Betrieb mit jenem von Jean-Michel Pellet zusammen. Gemeinsam produzieren sie Kräuter, Tomaten, Gurken, Auberginen und Salate in Bioqualität, vermarktet wird es über die Produzentenorganisation Bio Romandie SA, die in den Gebäuden der Union Maraîchère de Genève (UMG) in Perly untergebracht ist.
Gemüsegärtner im Zentrum des Marketings
Pecorini studierte einst ein paar Semester an der Universität. Das sei aber keine Erwähnung wert, sagt er bescheiden. Denn sein Herz gehörte schon immer der Gemüseproduktion, in der er mittlerweile seit über 40 Jahren tätig ist. Dabei spielte auch die Politik immer eine zentrale Rolle in seinem Leben. Seit 19 Jahren ist er Bürgermeister in Bossey. Im Leitenden Ausschuss des VSGP vertritt er nicht nur die Interessen seiner Genfer Berufskollegen. Er ist dort vor allem verantwortlich für das Marketing, wo er sich zurzeit mit der Entwicklung einer neuen Kampagne beschäftigt. Das sei für ihn eine absolute Herzensangelegenheit, sagt er. Ihn störte schon immer, dass in den bisherigen Kampagnen nicht sichtbar war, dass dahinter die Schweizer Gemüseproduzenten stünden. Künftig soll bei der Branchenwerbung deshalb nicht mehr das Produkt, sondern eben der Gärtner und seine Arbeit im Mittelpunkt stehen. «Wir wollen zeigen, dass das Gemüse nicht vom Himmel fällt und wie anspruchsvoll es ist, Gemüse in der heute verlangten Qualität zu erzeugen.»
In verschiedenen Welten unterwegs

Obwohl sich Pecorini in Troinex vor allem um die Administration kümmert, schreitet er täglich durch die Gewächshäuser, um dort in den Kulturen nach dem Rechten zu sehen. «Gerade im Biolandbau ist diese permanente Kontrolle wichtig.» Dabei sucht er jeweils aktiv den Kontakt zu seinen zwölf Mitarbeitenden. Diese behandelt er mit genau so viel Respekt, wie die vermeintlich besser gestellten Leute im noblen Golf Club seines Dorfes Bossey. Als Bürgermeister ist er dort mit den meisten Gästen per Du und ist mittlerweile selbst ein passionierter Golfspieler. Als «Maire» beschäftigt er sich in seiner Gemeinde mit ganz anderen Problemen wie im Gemüsebau, beispielsweise mit Genfern, die von den günstigeren Wohnungen in Frankreich profitierten aber dort keine Steuern bezahlen wollten. Vom Gewächshaus über das Bürgermeisterbüro zum Golfklub: «Ich liebe es, mich in verschiedenen Welten zu bewegen», sagt Jean-Luc Pecorini. Diese verhelfe ihm zu einem Gleichgewicht, das für sein Leben sehr dienlich sei. Der eigentlich anstehende Ruhestand ist für ihn kein ernsthaftes Thema. Er liebe sein Leben, so wie es sei: «Wieso soll ich daran etwas ändern?»
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