In Fribourg schlossen sich Gemüsegärtnerinnen und -gärtner und andere Lebensmittelproduktionsbetriebe in der Genossenschaft Bio26 zusammen. Im eigenen Laden bieten sie ihre Produkte in Bioqualität an. Die regionale Herkunft wird sehr strikt ausgelegt.
Genossenschaftlich organisierte Bioläden gibt es schon lange. Sie entstanden bisher vor allem auf Initiative von Konsumentinnen und Konsumenten. Beim im Dezember in Fribourg eröffneten Laden Bio26 in Fribourg hingegen sind Gemüsegärtner und andere lokale Lebensmittelproduzenten federführend. Die Idee eines Ladens in den Händen der regionalen Produktion schlummerte schon länger im Kopf des Gemüsegärtners Urs Gfeller aus Sédeilles. Als die Behörden ihm während des Corona-Lockdowns im Frühling 2020 seinen Wochenmarktstand in Fribourg untersagten – währenddem die Grossverteiler geöffnet hatten –, war der Moment der Umsetzung gekommen. Er konnte genug Kolleginnen und Kollegen davon überzeugen, dass es endgültig an der Zeit war, mit einem eigenen Laden einen weiteren Absatzkanal für ihre Produkte zu schaffen. «Es folgten erst einmal intensive Diskussionen über mögliche Konzepte», sagt Urs Gfeller. Man einigte sich auf strenge Regeln: Sämtliche angebotenen Gemüse, Früchte, Milch- und Fleischprodukte, Mehl und Gebäcke daraus sowie Wein etc. müssen nach den biologischen Richtlinien produziert und aus der Region kommen. Genauer aus dem Gebiet der Telefonvorwahl 026, welche dem Lokal seinen Namen gab. «Wir wollen der Kundschaft zeigen, welche tollen Lebensmittel die Region ganzjährig hergibt», erklärt Gfeller. Den Weg wolle man möglichst strikt einhalten, der Lastwagen des Biogrosshandels soll deshalb aussen vor bleiben.
Im Herbst 2021 war die Genossenschaft gegründet. Als an der Route du Jura in Fribourg ein geeignetes Verkaufslokal zu verkaufen war, griff man zu. Die dafür nötigen Eigenmittel von 300 000 Franken beschafften sie sich mit einer Aktion unter anderem bei bestehender Kundschaft, die mit dem Kauf von Anteilscheinen ihre Begeisterung für das Projekt ausdrückte.
30 Prozent Marge
Zurzeit beliefern über 50 lokale Lebensmittelproduzentinnen und -produzenten als Genossenschafter den Laden. Das Gemüsesortiment im abgetrennten gekühlten Raum ist erstaunlich vielfältig für die kalte Jahreszeit. Die zehn Gemüsebetriebe liefern ihre Produkte jeweils mit den eigenen Fahrzeugen an. Dabei sprechen sie sich untereinander ab, wer welches Gemüse anbaut. Die seit letztem Herbst angestellte Geschäftsführerin Sara Howald koordiniert das Angebot. Die Preise legen die Gemüsegärtnerinnen und -gärtnern selbst fest. 30 Prozent Marge geht an den Laden. Preislich liege man unter den Bioverkaufspreisen beim Grossverteiler, so Gfeller. «Das deutet darauf hin, dass dort mächtig Marge abgeschöpft wird.»
Kontakt zur Kundschaft pflegen
Die Abläufe sind möglichst einfach und transparent gehalten. Gemäss Charta sollen die Produzentinnen und Produzenten regelmässig persönlich vor Ort anwesend sein. «Damit wollen wir Kundenbindung festigen», erklärt Genossenschaftspräsident Urs Gfeller. Gesagt, getan: Eine Kundin unterbricht ihn während des Gesprächs spontan. Sie wundert sich über die ihr unbekannte Wurzelpetersilie. Im Bistro steht an diesem Tag gebratenes Gemüse auf dem Mittagsmenü, gekocht aus nicht mehr ganz verkaufsfähigem Gemüse. Auch das gehört zum konsequent nachhaltigen Ansatz, dem man sich verschrieben hat. Deshalb gibt es auch nur zwei Mal in der Woche ein Menü mit Fleisch.
Der Laden liegt an einer vielbefahrenen Strasse in der Nähe eines Einfamilienhausquartiers. Potenzielle Kundschaft arbeitet in benachbarten Geschäftsgebäuden. Urs Gfeller ist überzeugt, dass der neue «Quartierladen» ein Erfolg wird. Das muss es auch, denn das eingestellte Personal will Ende Monat den Lohn erhalten. Mit den ersten Betriebswochen und dem erzielten Umsatz sei man zufrieden, zieht Urs Gfeller ein erstes Fazit.
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