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Bioeier-Boom im Zürcher Oberland

Bauer Alfred Reinhard verkaufte einst Bio-Eier ab seinem Hof. Mit der Hosberg AG ist er heute der grösste Bio-Eierhändler in der Schweiz. Die Firma hat 200’000 Hühner unter Vertrag, die 58 Millionen Eier pro Jahr legen.  

Bioeier boomen in der Schweiz: Die Verkäufe nahmen im letzten Jahr um fast neun Prozent zu. Schätzungsweise jedes siebte Schweizer Ei wird heute von einem Biohuhn gelegt. Der Anteil am gesamten Eier-Umsatz beträgt fast zwanzig Prozent. Kein anderes Bioprodukt bringt es auf einen höheren Wert. Mittlerweile sind alle grossen Schweizer Eierhändler auf den Biozug aufgesprungen. Die Lokomotive so richtig in Fahrt gebracht hat aber Alfred Reinhard. Vor 15 Jahren gründete der Landwirt zusammen mit seiner Frau Esther im zürcherischen Rüti die Bioeierhandelsfirma Hosberg AG. Heute halten 127 Bauern in der ganzen Schweiz in ihrem Auftrag 200’000 Hühner nach den strengen Vorschriften des biologischen Landbaus, die rund 58 Millionen Eier pro Jahr legen. «Das Potenzial ist noch nicht ausgeschöpft», sagt Reinhard.

Hohe Anforderungen

Reinhard ist eigentlich permanent auf der Suche nach Biobauern, die in die Geflügelhaltung einsteigen wollen. Doch die Anforderungen sind hoch. Nur wer den gesamten Betrieb nach den Richtlinien des biologischen Landbaus bewirtschaftet, kann einsteigen. Maximal 2000 Tiere dürfen in einem Stall gehalten werden, aufgeteilt in getrennte Herden zu je 500 Hühner. In einem Biolegehennenstall leben weniger Tiere als in der konventionellen Hühnerhaltung, die dort zudem Anspruch auf mehr Fläche haben und ein garantierter Zugang auf eine ausgiebige Weide dazu. Und natürlich erhalten die Hühner nur zertifiziertes Biofutter. Alles Kostenfaktoren, die trotz höherem Abnahmepreis für Bioeier ins Gewicht fallen. «Der Preiskampf ist härter und die Konkurrenz grösser geworden», sagt Reinhard. Nie würde es ihm aber in den Sinn kommen, deshalb in den Handel mit konventionellen Eiern einzusteigen. Er ist weiterhin der einzige grosse Eierhändler – die Nummer vier in der Schweiz –, der nur im Biosegment tätig ist. Reinhard schätzt, dass seine Firma rund zwei Drittel des Bioeier-Marktes in der Schweiz abdeckt. Detailhändler kommen also kaum um ihn herum. In den Verarbeitungshallen in Rüti stehen Kartons von Coop, Migros, Aldi, Manor oder Globus aber auch solche von kleineren Abnehmern. «Auch ich habe schliesslich einmal klein angefangen», sagt Reinhard.

Heute ein Industriebetrieb

Aus dem einstigen kleinen Direktvermarkter-Bauernhof Hosberg ist mittlerweile ein Unternehmen mit 55 Mitarbeitenden geworden, das im letzten Jahr einen Umsatz von 30 Millionen Franken erzielte. Reinhard ist zum Logistiker mit der eigenen Lastwagenflotte geworden. Begriffe wie Rückverfolgbarkeit, ISO-Zertifizierung oder Qualitätskontrolle gehören bei ihm zum festen Vokabular. Wer im Untergeschoss des Fabrikgebäudes unterwegs ist, muss aus hygienischen Gründen eine Kopfbedeckung und einen Schutzmantel überziehen. Dort befinden sich die Verarbeitungsräume für die Produktion der industriellen Bioeier-Produkte. In den gekühlten Räumen sind beispielsweise 500-Liter-Beutel mit flüssigem Eigelb oder pasteurisiertes Flüssigei in Literflaschen gelagert. Zwanzig Prozent des Umsatzes erzielt Hosberg mit solchen Halbfertigprodukten für die Lebensmittelindustrie. Abnehmer sind zum Beispiel Bäckereien, Teigwarenproduzenten oder Saucenhersteller. Um die Pasteurisierungs- und Abfüllmaschinen besser auszulasten, werden zunehmend andere Lebensmittel wie Tee oder Säfte verarbeitet.

Standbeine ausserhalb der Schweiz

Die Firma Hosberg profitiert vom Bio-Boom, der auch bei verarbeiteten Produkten anhält: «Wenn auf einer Guetsli-Packung Bio draufsteht, muss auch Bio drin sein», sagt Reinhard. Der Preisdruck sei auch hier relativ gross. Überall werde versucht zu sparen: «Früher verwendete man für 1 Kilogramm Teigwaren fünf Eier, heute sind es noch drei.» Neben der schweizerischen bietet er deshalb die günstigere EU-Bio-Qualität an. Dort sind die Vorschriften weniger streng als in der Schweiz: «Anstatt 500 Tiere sind beispielsweise 3000 Tiere pro Herde erlaubt.» Vor allem aber sind die Produktionskosten in der EU tiefer als in der Schweiz. Reinhard weiss das aus eigener Erfahrung. Denn seit sechs Jahren besitzt Hosberg im süddeutschen Salgen mit der eigenen Tochterfirma Biovum gmbh ein Standbein in der EU. «Das Futter ist günstiger und die Löhne sind tiefer», sagt Reinhard. Ein Bio-Ei aus der Schweiz koste in der Herstellung rund ein Drittel mehr als in Deutschland. Die deutsche Tochter entwickelt sich gut: «Im Süddeutschen Raum sind wir bereits eine wichtige Grösse», sagt Reinhard. Dazu kommt der Biobetrieb im ungarischen Tornyiszentmiklós, wo er neben Eiern und Poulets auch Futter produziert. Von beiden Orten aus beliefert das Unternehmen vor allem Abnehmer in Europa.

Weltmarktführer für Bioeierschalenpulver

Obwohl ihn die Jahre vom Bauern zum industriellen Unternehmer gestählt haben, ist Reinhard seinen Prinzipien treu geblieben. Er befolgt hohe ethische Grundsätze. Er lancierte zum Beispiel ein Projekt, bei dem ausgediente Legehennen nicht mehr in der Biogasanlage entsorgt sondern zu Bratwürsten und anderen Fleischprodukten veredelt werden. «Mit den Kalorien der Schweizer Suppenhühner könnte man theoretisch 2000 Menschen ein Jahr lang ernähren», so Reinhard. Sogar für die bei der Herstellung der industriellen Eiprodukte anfallenden Eierschalen hat Reinhard einen Absatzkanal gefunden: Mit fein gemahlenem Bioeier-Schalenpulver als Nahrungsergänzungsmittel für die menschliche Ernährung ist er Weltmarktführer.

www.hosberg.ch

Veröffentlicht in Blog

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